Merz und das Stadtbild
In Deutschland tobt derzeit wieder einmal einer der besonders beliebten Skandale – über die man sich allseits trefflich erregen kann und doch weiß: Es wird nichts Konstruktives dabei herauskommen.
Die böse Aussage fiel anlässlich des Antrittsbesuchs von Bundeskanzler Merz in Brandenburg, wo er in einer Pressekonferenz von einem Journalisten nach den Erfolgen der AfD befragt wurde, welche Merz noch 2018 „halbieren“ wollte. Dessen Antwort im Original:
„Bei der Migration sind wir sehr weit. Wir haben in dieser Bundesregierung die Zahlen August 24, August 25 im Vergleich um 60 % nach unten gebracht, aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen. Das muss beibehalten werden, das ist in der Koalition verabredet.“
Das öffentliche Gezeter war vorhersehbar. Immerhin blieb Merz auch auf Nachfragen bei seiner Aussage und schob zwei Tage später, wieder gegenüber Journalisten, nach. Der Pressevertreter solle „seine Töchter fragen“, was damit gemeint sei. „Vermutlich bekommen Sie eine ziemlich klare und deutliche Antwort.“
Nun, immerhin hat unser Bundeskanzler selber zwei Töchter. Ob er die mal gefragt hat, ist unbekannt.
Stattdessen gab es vor der CDU-Zentrale in Berlin eine Demo unter dem Motto: „Wir sind die Töchter“ – unter anderem sprach die Klimaaktivistin Luisa Neubauer. Merz dürfte solche Aussagen als Drohung verstehen.
Natürlich hat unser Bundeskanzler mal wieder eine schiefe Metapher verwendet: „Stadtbild“ klingt schon sehr nach spießigen Reihenhausbesitzern, die sich über Nachbarn aufregen, welche nicht pünktlich am Samstagmorgen Laub vom Gehweg kehren.
Dennoch wissen alle, was gemeint ist: Gewalttaten im öffentlichen Raum sind ein großes Problem – der Anteil von Migranten ist überdurchschnittlich. Und die Sorge von Vätern, ihrer Tochter könnte bei nächtlichen Aktivitäten etwas zustoßen, ist nicht neu. Von meiner Gattin weiß ich, dass der Papa ihr für solche Unternehmungen gerne das Familienauto zur Verfügung stellte, damit sie nicht auf die Begleitung eines „pickligen Jünglings“ angewiesen war.
Dennoch ist und bleibt für Frauen der gefährlichste Ort die eigene Wohnung, wo sie zu oft von Partnern misshandelt oder sogar ermordet werden. Hierzulande fehlen über 12000 Frauenhaus-Plätze, obwohl sich die Bundesrepublik in der „Istanbul-Konvention“ zu einer ausreichenden Zahl verpflichtet hat.
Aber solche Themen geben halt populistisch nicht so viel her.
Aus meiner Sicht sind nicht die Migranten das Problem, sondern der Umgang mit ihnen.
Jeder Lehrer weiß, was männliche Jugendliche treiben, wenn man sie nicht beschäftigt. Es gibt nahezu keinen Blödsinn, den sie unveranstaltet lassen.
Das Erste, was ich einem jungen männlichen Asylbewerber in die Hand drücken würde, wäre ein Besen. Mit dem dürfte er dann Straßen und öffentliche Plätze kehren. Oder er könnte Friedhöfe sauber halten. Natürlich bezahlt! Dann hätte er das Gefühl, nützlich und wertvoll zu sein. Und das Stadtbild würde sich verbessern. Und später soll er, wenn er anerkannt wird, eine vernünftige Ausbildung machen.
Stattdessen verbietet man Asylbewerbern, zu arbeiten, und sperrt sie in Massenunterkünften zusammen. Und wundert sich später über die Folgen.
Ein schönes Beispiel sind die Gastarbeiter der ersten Generationen: Inzwischen betreiben die einen Gemüseladen oder einen Friseursalon, ihre Kinder haben einen guten Schulabschluss und studieren sogar. Wenn man die nach der heutigen Migrationspolitik fragt, erntet man nur Kopfschütteln. Wie sich unser Staat in eine derart prekäre Situation begeben konnte, finden sie einfach nur lächerlich. Ich fürchte, viele von denen wählen AfD.
Insgesamt rate ich, Politiker möglichst von Mikrofonen fernzuhalten. Es kann nur schlimm enden! Wo bleibt der Regierungsvertreter, der mal zugibt, sich erst informieren zu müssen – oder halt vom speziellen Problem keine Ahnung zu haben? Klar, er hätte die Journalisten zum Feind, die halt gierig nach O-Tönen sind. Aber vielleicht würden ihn viele Wähler verstehen.
Stattdessen wird Deutschland von einer sinnlosen Bürokratie zu Tode regiert.
Hier eine schöne Zusammenfassung des Bayerischen Rundfunks:
https://www.youtube.com/watch?v=rFXyIWbhXQc
Besonders eindrucksvoll finde ich den Vorschlag des Politik-Professors, eine „Kommission“ einzurichten – getreu dem Motto: „Wenn ich nicht mehr weiterweiß, gründ‘ ich einen Arbeitskreis“.
Deutschland im Jahr 2025!
P.S. Friedrich Merz war ein schlechter Schüler, der sich öfters Konflikte mit seinem Gymnasium lieferte und die Schule wechseln musste. In der Freizeit hing er mit zwei Kumpeln an der Pommesbude am Marktplatz ab, wo sie wohl das Stadtbild verschönerten...
https://www.tagesspiegel.de/politik/es-gab-auch-mal-einen-anderen-friedrich-merz-5305378.html
Kommentare
Kommentar veröffentlichen