Der August nach dem Juli
Der dumme August ist eine Clownsfigur im Zirkus. Als Rotclown ist er der Gehilfe des Weißclowns und steht im Status am unteren Ende der Hierarchie. August und dummer August sind Gegenspieler des Weißclowns und necken sich gegenseitig. Meistens sind die Sympathien der Zuschauer eher beim warmherzigen, tölpelhaften dummen August als beim besserwisserischen Weißclown.
Im
vergangenen Monat musste sich mein Blog wieder einmal durch schweres Fahrwasser kämpfen.
Insbesondere der Artikel „Von Hirntod und Tangolehrern“ wurde heftigst kritisiert – hatte ich es doch gewagt, die
Nonsens-Debatte zwischen einem Tangolehrer und einer Gesundheitsexpertin zu
glossieren, die in schönster Zusammenarbeit ein eigentlich spannendes Thema
schredderten: Wieso tanzen Tangolehrer eigentlich so wenig selber? Nun werden
wir es wieder nicht erfahren…
Stattdessen
wandten sich die Herrschaften gemeinsam gegen mich – und zwar unter Einsatz
aller bekannten Textbausteine: Die
Rede war von „Beleidigung“, „Häme“, „aus dem Zusammenhang gerissenen Zitaten“, „an die Öffentlichkeit zerren“ und „geifernder Schadenfreude“.
Zudem
glaubte man noch, ein formales Haar in der Suppe gefunden zu haben, da ich in
dem Beitrag aus einer geschlossenen
Facebook-Gruppe zitierte. Es ließ nicht lange auf sich warten, bis mich
einer dort verpetzte und versuchte, Stimmung gegen mich zu machen: „Erbärmlich“ finde er es, wenn man Dialoge
in solchen Foren „ausschlachte“ – nur
um ein Blog „am Leben zu erhalten“.
Selber steuere ich ja „nur ein paar
Anmerkungen“ bei.
Nun
gut – im vergangenen Monat erschienen in meinem Blog 20 Artikel und damit mehr als in allen anderen deutschsprachigen Tangoblogs zusammen, und zwar
überwiegend mit eigenen Texten. Aber
wen interessieren schon Fakten? Fürs „Verdrehen
von Tatsachen“ – auch dies wird mir immer wieder attestiert – bin ich ja
zuständig.
Ich
tröste mich halt mit dem Erfolg: Der
ach so geschmähte Artikel ist der meistgelesene
in den letzten 30 Tagen. Kurz darauf verfasste ich eine juristische Analyse zum Veröffentlichen von Zitaten – auch aus Facebook. Ergebnis: In der Regel sind diese gar
nicht urheberrechtlich geschützt. Liest das einer? Eher nicht: Der Text landete
mit 173 Direktzugriffen im unteren Segment. So viel zum edlen Streben nach „Wahrheit“…
Zudem
brachte mir die hektische Debatte den Kontakt mit Zeitgenossen ein, welche sich
nun nicht mehr auf dem untergegangenen Forum www.tanzmitmir.net
austoben können: Geschmacklos, beleidigend und diskriminierend sei mein Blog,
es verwende unsachlich-unfaire Mittel und stelle Zitate bewusst falsch dar. Weil
man mir dies dann zweimal täglich per Kommentar mitteilte, lasse ich inzwischen
nur noch Anmerkungen per Mail zu.
Auf
diesem Weg erreichte mich – neben den üblichen Vorhaltungen, die ich natürlich
sachlich beantwortete, ohne damit auf Gegenliebe zu stoßen – eine hübsche Grafik. Da mir nur gestattet
wurde, diese ohne Nennung des Autors zu einem bestimmten Blogtext zu verwenden,
werde ich diese lediglich beschreiben (sonst gibt es wieder eine
Formalien-Debatte zum Urheberrecht):
Auf
der einen Seite meine Wenigkeit (also ganz allein), rechts daneben „die anderen“
– natürlich viele. Dazwischen eine auf dem Bauch liegende Sechs (oder Neun).
Klar behaupte ich, es sei eine Sechs,
während der Rest (wohl aus der „richtigen“ Perspektive) sich einig ist: Es
handelt sich um eine Neun. Aber
egal, was man sage, der Riedl würde bei seiner Meinung bleiben – denn nur die
sei richtig.
Ein
wahrhaft philosophisches Problem! Abgesehen davon, dass ich mich so ganz allein
nicht fühle: Klar stelle ich in meinen Artikeln oft meine Sichtweise dar (soll bei Autoren eine relativ verbreitete
Angewohnheit sein), aber ich betone stets, dass niemand diese subjektive
Anschauung übernehmen muss. Mein Blog liefert somit Denkanstöße, sich mit einem Thema zu befassen. Zu welchem Ergebnis
der Leser kommt, ist ihm überlassen. Ich muss keine Milonga-Eintrittskarten,
Tangostunden oder Tanzschuhe verkaufen. Und die Bücher sind ein reines Hobby,
mit dem ich noch nie einen Gewinn erzielt habe. Aber wenn Leute Denken für anstößig halten…
Ebenso viel Spaß hat mir eine andere Grafik gemacht:
In
Zahlen ausgedrückt betrugen die monatlichen Zugriffszahlen auf mein Blog im Juli
2014:
1362
2015:
4502
2016:
9174
2017:
11744
2018:
16699
Der
letzte Wert stellt einen absoluten
Rekord dar – den bislang höchsten Wert gab es im Mai 2017 mit 14663 Klicks.
Derzeit hat mein Blog also fast 540
Leser pro Tag. In 4 Jahren bedeutet das eine Steigerung um mehr als das
Zwölffache!
Ich musste daher schon schmunzeln, als mich ein Kommentator auf FB neulich warnte, ich läute damit „doch selbst das Ende meiner Bloggerei ein".
Ich musste daher schon schmunzeln, als mich ein Kommentator auf FB neulich warnte, ich läute damit „doch selbst das Ende meiner Bloggerei ein".
Natürlich
wird man nun einwenden, Zugriff
bedeute nicht Zustimmung. Völlig
einverstanden! Aber ob man meine Texte (und die der zahlreichen Gastautoren)
nun für herrlich oder furchtbar hält – interessant
wirken sie offenbar allemal.
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