Wie kriegt man mehr Männer zum Tango?

Vom „Tangolehrer, internationalen DJ und Veranstalter” Ivica Anteski aus dem mazedonischen Skopje habe ich schon mehrfach berichtet:
(Weiteres kann man über die Suchfunktion meines Blogs finden.)

Seinem Blog „Poc@s palabras” sind seit zwei Jahren die wenigen Wörter endgültig ausgegangen, so dass ich schon befürchtete, der Gute sei aus der Tangowelt geschieden. Glücklicherweise nennt er sich nun „Tango Mentor“ und hat eine neue Seite etabliert, wo er neben lichtvollen Texten zum Tango auch eine Art „Online Coaching“ anbietet: Mittels Skype, Videoanalysen und Beratung via E-Mail bietet er Interessenten diverse Wohltaten zur Verbesserung ihres Tangos bzw. ihrer Playlists an. Besonders eindrucksvoll ist sein „Rundum-Sorglos-Paket“ namens „Take me under your Wing!“ für schlappe 347 Dollar (288 €) monatlich – natürlich mit „Geld-zurück-Garantie“ (wohl per Überweisung aus Mazedonien…).
  
Ein Artikel, welcher mich besonders wachgerüttelt hat, behandelt den Frauenüberschuss… äh Männermangel auf den Milongas. Zu dessen Behebung und aus eigener Erfahrung gibt er (sogar gratis) wertvolle Tipps, die ich übersetzt habe:

Wie kriegt man mehr Männer zum Tango?

Dies sei ein schwieriges Problem, wenn man sich Milongas betrachte, wo es „dreimal mehr Frauen als Männer" gebe (und manchmal sei der Unterschied noch größer) – für den Autor ein „globales Problem“! 

Anteski kennt sich da aus: In seiner Anfängerzeit habe er beinahe wieder aufgegeben: „Tango war zu schwer zu lernen, zu anstrengend zu tanzen und man bekam zu wenig dafür. (…) Bevor ich es tat, beschloss ich, es noch einmal zu versuchen – dieses Mal mit selbstgesteuertem Lernen. Und wie gesagt, glücklicherweise hat es funktioniert.“

Hier nun also die Übersetzung der Ratschläge des Meisters:

Männern werden nicht die richtigen Fähigkeiten beigebracht


Die Tango-Welt steht heute auf dem Kopf. Tango fing an, weil es zehnmal mehr Männer als Frauen gab, und der einzige Weg, auf dem ein Mann sich Frauen nähern konnte, war, mit ihnen zu tanzen (oder natürlich eine Prostituierte zu bezahlen). Viele Männer hatten damals keine Chance, eine Familie zu gründen.

Heute ist die Situation umgekehrt. Wir haben viel mehr Frauen, die Tango tanzen, als Männer. Deswegen sind die Standards für Männer niedriger. Ein Mann konnte in Milongas tanzen, auch wenn er nicht zu viele Kurse besuchte oder wenn er ein durchschnittlicher oder schlechter Tänzer war. Dies wäre nicht der Fall, wenn es eine Frau wäre.



Aber trotz dieser Tatsache fällt es den Männern immer noch schwer, tanzen zu lernen. Wir alle wissen, wie schwer es für sie am Anfang ist: Sie müssen auf die Führung achten, die Choreografie improvisieren, über Musikalität nachdenken, über die Tanzfläche navigieren, – und darauf achten, die Lady zu Bewegungen einzuladen, mit den anderen Männern auf der Tanzfläche zu kommunizieren usw.. Und hier haben wir nicht einmal den emotionalen Teil des Tanzes erwähnt – etwas, das Frauen am meisten schätzen.

Nun, da ist das Problem: Sie können alle Aufgaben auflisten, die der Mann zu erledigen hat – aber bedenken Sie bitte: Wie viele dieser Fähigkeiten kann man in den Kursen lernen? Die meiste Zeit unterrichten die Lehrer Schritte und Techniken, aber gleichzeitig ignorieren sie die Navigation, das Verhalten und die emotionale Verbindung.


Die Belohnung ist zu klein

Was ist die ultimative Belohnung für Männer im Tango? Nun, verschiedene Leute werden dir eine andere Antwort geben. Aber, wenn du mich fragst, würde ich dir ohne nachzudenken sagen: Es ist das Gefühl, dass die Frau in deiner Umarmung sich dir völlig öffnet, weil sie genießt, was du tust, sie glaubt, dass du auf sie aufpasst, und sie darauf vertraut, dass du ein Gentleman bist und nicht ihre Offenheit missbrauchst.



Aber der heutige Tango ist stark von Showtänzern beeinflusst. Der Akzent liegt dabei auf den Bewegungen und nicht auf den Emotionen und der Verbindung. Ja, viele Lehrer werden über die Verbindung sprechen, aber die meisten werden sie wahrscheinlich als ein Mittel hinstellen, um besser zu tanzen, nicht als Ziel.

In dieser Situation sind Männer weniger in der Lage, emotionales Feedback für ihr Tanzen zu bekommen. In der Tat ist die Rückmeldung meistens, dass sie Aufmerksamkeit von den Damen bekommen, wenn sie die Milonga betreten, was die Dinge noch schlimmer macht – weil das ihr Ego beeinflusst.

Was ist die Lösung? Nun, die Lehrer sollten weniger Zeit damit verbringen, Frauen beizubringen, perfekte Giros oder perfekte Ochos zu machen, und mehr Zeit aufwenden, ihnen beizubringen, wie sie umarmen und wie sie ihre Gefühle im Tanz ausdrücken können. Tango ist kein Sport. Die Bewegung hat keine Bedeutung, wenn sie kein Gefühl ausdrückt.


Auf diese Weise erhalten die Männer während des Tanzes positives Feedback – ihre Belohnung ... Denn, vertrau mir, es gibt kein besseres Gefühl für einen Mann als das Empfinden, dass er die Frau in seiner Umarmung glücklich gemacht hat.


Helfen Sie Männern mit männlicher" Musik

Lassen Sie mich diesen Teil mit einem Zitat beginnen:



„Tango ist meiner Ansicht nach vor allem Rhythmus, Nerven, Kraft und Charakter. Der frühe Tango, der der ‚Alten Garde‘, hatte all das, und wir müssen versuchen, es niemals zu verlieren. " (Juan D'Arienzo)


D'Arienzo hatte Recht. Aber leider haben wir es verloren. Ich bin sehr traurig und enttäuscht, dass wir in den Milongas zu wenig Rhythmus und zu viel Melodie und Drama haben. Lasst mich erklären, warum!



Ich habe oft gesagt, dass der Rhythmus maskuline und die Melodie weibliche Energie auf die Tanzfläche bringt. Dies ist nicht nur eine Metapher. Es hat Auswirkungen auf die Musikalität der Tänzer. Was ich sagen möchte, ist, dass der Mann, der die Choreographie improvisiert, oft vorhersehbare Muster in der Musik braucht. Die Melodie kann das nicht bieten, weil sie eine unvorhersehbare, nichtlineare Natur hat. Auf der anderen Seite hat der Rhythmus eine mathematische Vorhersagbarkeit und kann den männlichen Tänzern helfen. Deshalb ist es einfacher, zu alter Tango-Musik zu tanzen als zu Pugliese aus den 60-ern.


Bestehen Sie auf den Códigos

Leider ist dies in vielen Gemeinschaften ein kontroverses Thema. Wenn Sie zu den Menschen gehören, die der Ansicht sind, dass die Códigos etwas sind, das der Vergangenheit angehört, und das wir in der heutigen Welt nicht brauchen, gehen Sie bitte zum nächsten Thema über! Wenn Sie die Gründe für ihre Existenz nicht sehen, kann ich Ihre Meinung nicht ändern.

Für diejenigen unter Ihnen, die unsicher oder offen sind, neue Argumente anzuhören, möchte ich Sie daran erinnern, dass es in jedem Bereich menschlicher Aktivitäten Regeln gibt (ja, auch wenn Sie beispielsweise mit Ihrer Frau zu Bett gehen, beschließen Sie nicht einfach, jede Nacht in einer anderen Position zu schlafen). Je mehr Menschen an einer Aktivität teilnehmen, desto größer ist die Notwendigkeit für eine Art von Regeln, um die Beziehungen reibungsloser zu gestalten. Aber was passiert, wenn wir uns entschließen, die Regeln zu missachten? Was ist, wenn es keine Regeln gibt? Nun, in diesem Fall werden die Regeln von den Mobbern und Egoisten durchgesetzt. Die Regeln existieren, um uns gegen die Mobber zu schützen.

Was bedeutet das? Die aggressivsten Einladungen werden normalerweise von den männlichen Tänzern gemacht, die am häufigsten abgelehnt werden – normalerweise sind sie diejenigen, die keinen Cabeceo machen können, also lehnen sie diese Regel ab und versuchen, durch direkte Annäherung aufzufordern. Auch wenn Ihre Gemeinschaft nichts von der Cabeceo / Mirada-Regel weiß – das Einladen mit Augenkontakt und Kopfnicken ist so natürlich, dass manche Tänzer sich nie nähern müssen, bevor sie auffordern.



Wie kann dies dazu beitragen, dass mehr Männer im Tango bleiben? Es wird die Täter disziplinieren und die guten und respektvollen Tänzer beteiligen und nicht an den Rand drängen.

Gestalten Sie hindernisfreie Milongas

Glücklicherweise haben viele Milongas eine großartige Umgebung. Dieser Teil ist für diejenigen von Ihnen, die Organisatoren sind, und wo die Ronda in Ihrer Milonga mit vielen Hindernissen unterbrochen ist.



Meistens schließen Frauen ihre Augen, und es liegt in der Verantwortung der Männer, zu navigieren. Der Organisator muss einen guten Fluss der Ronda ermöglichen: keine Stühle oder Tische und keine Kellner, die herumrennen. Veranstalter zu sein ist viel mehr als nur zu arrangieren und zu werben - man muss die Umgebung tangofreundlich gestalten, vor allem, wenn der Ort einer ist, an dem Tango nicht die hauptsächliche Aktivität ist.

Wie ich eingangs sagte: Das ist ein komplexes Thema, und ich glaube nicht, dass dieser Artikel alles, was gesagt werden kann, behandelt. Es ist nur ein guter Anfang, und ich glaube, ich werde wieder darauf zurückkommen – mit einigen frischen Erfahrungen und neuen Ideen.

Hier der Originaltext:

Von den zahlreichen Kommentaren finde ich zwei besonders aufschlussreich (stammen natürlich beide von Männern):

„Männer haben es anfangs schwer, mit der Musik und Choreographie, den Schritten und dem Auffordern von Frauen... und das Hauptproblem ist, dass es jetzt möglich und sogar leicht ist, eine Umarmung, weibliche Aufmerksamkeit, Gesellschaft oder Sex auch ohne Tango zu bekommen. Also, gibt es für viele Menschen keinen Grund, zu versuchen, diese Fähigkeit zu erreichen.“

„Nach meinem Gefühl ist es langfristig schädlich, den Mangel an Männern auf einer Milonga mit mehr weiblichen Führenden zu lösen, da es die übliche männlich-weibliche Dynamik aus dem Tango und anderen Tänzen herausnimmt.

Gut im Kurs oder auf Practicas, aber es erzeugt ein Gefühl des ‚Tanzens rund um Handtaschen-Syndroms‘ (…).

Es sieht letztlich nie überzeugend für mich aus.

Wenn Códigos für Frauen wichtig sind, um sich sicher zu fühlen – warum sollte man die männliche Rolle nicht exklusiv halten?“

Ja, eben: Weiber sollen sich nicht in männliche Domänen einmischen – und heute kriegt man Sex auch ohne Tango. Da muss man sich für die Herren schon noch weitere Anreize einfallen lassen.

Ivica Anteski hat sie ja klar beschrieben:

1.         Einfache Aufgaben!
2.         Belohnung durch anschmiegsame Frauen!
3.         Zackiger Rhythmus!
4.         Disziplin und Ordnung!
5.         Freie Bahn!

Irgendwie erinnert mich das an die Geschichten meines Vaters von der Wehrmacht…

Aber lassen wir den Meister sprechen:

Kommentare

  1. Robert Wachinger9. Mai 2018 um 14:16

    Hr. Anteski hat ja durchaus recht, Männer und Frauen sind unterschiedlich (nicht so sehr in ihren Fähigkeiten, aber mehr in ihre Interessen und Vorlieben, z.B. auch im Interesse, selber aktiv zu werden ;-) Das hast du ja auch schon bemängelt ... ).

    Was er allerdings bei seinen Vorschlägen nicht berücksichtigt: die meisten Männer lieben aber auch Herausforderungen (die beim Tango m.E.n schon ein wenig höher liegen als beim "Social Dancing") und Wettbewerb (und das ist m.M.n. nicht Schlechtes!).

    PS: deine "knackige" Zusammenfassung am Ende, die Hrn. Anteski in eine reaktionäre Ecke schiebt, find ich persönlich daneben.

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  2. Ich meine, Herrn Anteski muss keiner schieben - der weiß schon, wo er hingehört.

    Aber es freut mich, dass die Schlusspointe Aufmerksamkeit erregt. Das ist ja ihr Zweck.

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    1. Robert Wachinger9. Mai 2018 um 15:33

      Nun ja, bei mir weniger "Aufmerksamkeit" als vielmehr "Kopfschütteln" und "Widerwillen" (weil das "Schieben in die politisch rechte Ecke" z.Z. für meinen Geschmack allzu sehr überhand genommen hat und meist dazu dienen soll, Diskussionen gar nicht erst entstehen zu lassen, weil "das ist nazi" oder gar "der ist nazi" ... "nazi" hier adjektivisch gebraucht).
      Wie gesagt, die Empfindung "das war extrem daneben".

      Wenn du das so gewollt hast: ok.


      Prinzipiell sind wir aber wohl zu dem was Hr. Anteski inhaltlich schreibt ähnlicher Meinung. M.M.n. wieder mal ein Fall von "er soll für sich selber, aber nicht für mich sprechen".

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    2. Lieber Robert,

      „Aufmerksamkeit erregen“ kann vieles bedeuten – von Widerwillen bis zu heller Freude. Was nun genau, ist mir nicht so wichtig, das überlasse ich dem einzelnen Leser.

      Vieles davon kann aber dazu führen, sich mal zu überlegen, welches Weltbild der Verfasser des von mir übersetzten Textes hat.

      Von „reaktionär“ oder gar „Nazi“ habe ich nichts geschrieben. Mein Vater war sicher keines davon und doch in der Wehrmacht (und hinterher fünf Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft).

      In meiner Sicht sind die von mir aufgespießten Eigenschaften typisch für „Männerbünde“ aller möglichen Art – von militärischen Einheiten und Fußball-Fanclubs über Junggesellenabschiede bis zu Vatertagsausflügen. Speziell das zugehörige Frauenbild würde ich auf Mitte 18. Jahrhundert datieren (da gab‘s noch gar keine Nazis). Vorherrschend sind eine rein männliche Perspektive sowie die sichere Überzeugung, zu wissen, was Frauen wollen – und die tatsächliche völlige Ahnungslosigkeit in diesem Punkt.

      Grüße
      Gerhard

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    3. Robert Wachinger9. Mai 2018 um 18:00

      "Vieles davon kann aber dazu führen, sich mal zu überlegen, welches Weltbild der Verfasser des von mir übersetzten Textes hat." oder welches Weltbild der Autor der entsprechenden Anmerkungen hat ;-)

      Ich schreibe hier (nur) von meinem Empfinden, und da hast hier du nicht sehr gut abgeschnitten. Siehs als Feedback.

      Hr. Anteski hat die 5 Punkte, die du anführst, ja auch nicht so geschrieben und mMn völlig anders gemeint, wie es der Kontext deiner Zuspitzung nahelegt.

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    4. Feedback ist für mich stets sehr wichtig. Ob ich mich immer daran orientiere, ist eine andere Sache. Hätte ich das stets getan, gäbe es dieses Blog nicht.

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  3. Du verkennst die Lage wieder mal völlig und fällst außerdem uns Männern im Kampf um Gleichberechtigung in den Rücken. Schließlich wissen wir aus dem Biologie-Unterricht, was das Wesen des Männlichen und des Weiblichen ausmacht. Da können wir ganz unten anfangen: Die männlichen Spermien sind aktiv, alle, immerdar, während das weibliche Ei nur passiv herumlungert und daraus wartet, dass es erhört wird. Wie unten, so auch oben, lautet der weise Spruch, und der muss ja stimmen. Also ist es im Verhalten der Menschheit genauso wie bei den Gameten: Der Mann tut was, die Frau nicht. Zugegeben, einige verweichlichte Wissenschaftler behaupten, so wäre es gar nicht. Die Eizelle wäre chemisch aktiv, die Spermien nur vorwärtsgetrieben von irgendwelchen Gerüchen. Was nur beweisen würde, dass das Weib als solches die Männer verführt, und das sei auch seine Rolle im Tango.
    Die Tatsache, dass sich die gesellschaftlichen Verhältnisse seit Aufkommen des Tango in Mekka, äh in Buenos Aires, grundlegend gewandelt haben und auf eine Frau nicht mehr zehn Männer kommen, sondern auf einen Mann zehn Frauen - diese Tatsche (für die wir Männer nichts können) soll uns nicht davon abhalten, weiterhin unsere männlichen Ideale hoch zu halten, wie immer die auch aussehen mögen. Schließlich ist der Tango die einzige Domäne neben dem Fußball, wo es noch echte Männer geben darf, was immer das auch bedeuten mag. Nur mit dem Unterschied, dass es beim Fußball nicht schwer ist, Mann zu sein, weil, gibt ja sonst nichts. Im Angesicht von Frauen, die uns kritisch prüfen, müssen wir hingegen stets aufs Neue beweisen, dass wir echte Kerle sind, und das geht eben nur durch die strikte Befolgung von Hadiths, äh Codices. Das gehört nun mal zum typisch Männlichen: Gehorsam gegenüber den Traditionen und den vorgeschriebenen Regeln. Machen die Fußballer ja auch. Zumindest meistens.

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    1. Wobei man biologisch ergänzen muss: Die Nahrungsvorräte kommen ausschließlich von der Eizelle (wie typisch), die Spermien bestehen nur aus einer halben Genportion und einem Ruderschwanz (soll sich evolutionär bis hin zum Tango bewährt haben).

      Ja, und beim Fußball gibt es auch strenge Regeln - und die Spieler bemühen sich, diese möglichst geschickt zu missachten. Was es dort nicht gibt, sind übrigens Schwule. Daher spielt dieser Sport in der Erziehung zum "richtigen Mann" eine so herausragende Rolle. Möge dies auch für den Tango gültig bleiben!

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  4. Nun mal ernsthaft: Was Herr Anteski verlangt, ist ein "Tango light", zumindest für die Männer. Sowas gibt es aber ebensowenig wie ein "Tischtennis light". Dazu müsste man nämlich die Geschwindigkeit des Balls durch Antischwerkrafteinflüsse reduzieren, was (a) unmöglich ist und (b) auch nicht gemacht werden würde. Zugegeben, beim Tango wird von den Männern viel verlangt. Sie müssen die eigenen Schritte einer Figur perfekt beherrschen, zur richtigen Zeit auf die richtige Weise führen, die korrekten und die möglichen Schritte der Dame kennen; sie müssen sich auf die Partnerin, die Musik, die Ronda und die Stimmung des Tango einstellen, usw. Wer sich das nicht zutraut, sollte halt was Einfacheres als Hobby wählen, wie z.B. Schispringen, Freeclimbing oder Fußball. Und wer meint, nur nach Marschmusik Tango tanzen zu können, sollte lieber das tanzen, was die Musik hergibt - Märsche oder Schuhplattler.
    Sicher, die Damen können den Herren einiges leichter machen, aber nicht durch Anschmiegsamkeit, sondern durch Geduld und Vermeiden von Nörgeleien, wenn's mal nicht so klappt, oder durch höfliche Umschreibung von Kritik, wo angebracht. Und das nicht unbedingt während des Tanzens. Tun die Frauen höchst selten, die Männer schon öfters, besonders dann, wenn sie nicht tanzen können, sich aber einbilden, es wäre anders.
    Und dass die Lehrer nicht immer die besten sind, wer hat das nicht schon mal beklagt. Leider - gottseidank - gehört zum Tango ein bisschen mehr als nur "eins-zwei-Wechselschritt". Wer die sozialen und kulturellen Hintergründe nicht kennt, hat's schwer. Wer kein Gefühl für Musik besitzt und auch nicht entwickeln will, sollte lieber Schispringen, Freeclimben oder ... ich wiederhole mich. Für das eigenen Können oder Nicht-Können indes ist jeder selbst verantwortlich. Schaut euch Fred Astaire an: Es sieht alles so einfach, so leicht, so selbstverständlich aus, als ob er die Schwerkraft aufheben und jeder ihn nachahmen könnte. Den Schweiß auf seiner Stirn, das Blut in den Schuhen seiner Partnerin nach zehnstündigem Üben (und das jeden Tag), das sieht man nicht. Tango soll Freude bereuten und leicht sein, doch das geht nur mit Üben, Routine und einer überlegenen Leichtigkeit, die nicht von selber kommt.

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    1. Robert Wachinger11. Mai 2018 um 23:13

      "Was Herr Anteski verlangt, ist ein "Tango light", zumindest für die Männer."
      und wie ich schon schrieb: er ignoriert, dass die meisten Männer Herausforderungen lieben ...

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    2. Ja, besonders beim Auffordern besserer oder gar unbekannter Tänzerinnen... da stürzen sie sich regelrecht ins Abenteuer.

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    3. Lieber Peter,

      Du hast natürlich völlig Recht: Einen „Tango light“ gibt es nicht. Aber genau dies ist das Heilsversprechen, mit dem man speziell Leute zum Tango lockt, bei denen bisher alle Versuche betreffend Paartanz gescheitert sind.

      Maxime: Tänzerische Bewegung ist eigentlich fast egal – Hauptsache, die Umarmung stimmt.
      Und sich selber um die tänzerische Weiterentwicklung kümmern? Nein – dazu hat man ja Experten, die Dir sagen, wie es sich anzufühlen hat oder es „richtig“ aussieht…

      Herzliche Grüße
      Gerhard

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