Zu diesen Anschlägen
In
diesen Tagen muss ich wieder einmal an einen denken, von dem wir
Satiriker unsere Texte abschreiben: Kurt Tucholsky. Wie
sein Vorbild Heinrich Heine verbrachte er viel Zeit im Ausland, vor
allem in Paris. Er war ein glühender Verehrer der französischen
Lebensart. Nach seiner Flucht vor den Nazis lebte er im schwedischen
Exil. Sein Gesuch um Zuerkennung der schwedischen Staatsbürgerschaft
wurde abgelehnt. Am 21. Dezember 1935 nahm er sich das Leben.
Immer
raus mit der Mutter ... ! (1924)
Verdumpft,
verengt, verpennt, blockiert,
so geht
das seit zehn Jahren.
Wie sind
die Deutschen dezimiert,
die einst
von Goethe waren!
Ein
Mittel gibts – und das ist rar.
Das
Mittel das ist dies:
Mensch,
ein Mal auf dem Buhlewar!
Mensch,
ein Mal in Paris!
Als
Ludendorff einst Lüttich nahm
und
nachher nicht mehr rausfand –
Welch Tag
für ihn! Der Brave kam
zum
ersten Mal ins Ausland.
Man denk
ihn sich mit Schnurrbarthaar,
mit
Orden, Helm und Spieß,
Mensch,
ein Mal auf dem Buhlewar!
Mensch,
ein Mal in Paris!
Hannover-Süd
und Franken-Nord.
Der
Horizont wird kleiner.
Von Hause
kommen wenige fort
und in
die Welt fast keiner.
Ich
wünsch der Angestelltenschar
statt
brandenburger Kies:
nur ein
Mal auf dem Buhlewar!
nur ein
Mal in Paris!
Da
draußen kümmert sich kein Bein
um eure
Fahrdienstleiter.
Ihr könnt
Hep-Hep und Hurra schrein:
die Welt
geht ruhig weiter.
Die
Völker leben. Freude lacht.
Wir stehn
in letzter Reihe.
Was sich
bei uns so mausig macht,
das
sollte mal ins Freie!
Den
Richtern, Bonzen, ja, sogar
Herrn
Hitler wünsch ich dies:
Mensch,
ein Mal auf dem Buhlewar!
Mensch,
ein Mal nach Paris –!
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