Wer was nicht kapiert

 

Zeigen Sie doch mal auf dem Parket, was Sie können. Zu mehr als nur mit weit geöffnetem Maul, wie ein Riesenhai in der mittleren Deppenspur zu tanzen, können Sie nicht. Und das wird Ihnen die gesamte Tango Gesellschaft bestätigen. Ausgenommen ist natürlich Ihr denunziatorischer Freundeskreis.“ (Zuschrift vom 27.6.24)

An der „Kommentarfront“ ist es seither ruhig geworden. Wohl deshalb, weil ich damals geräuschlos Leserzuschriften von einem entsprechenden Google-Account abhängig machte. Das war Leuten, die mir nur schnell einen mitgeben wollten, offenbar zu mühsam. Gut so!

Aber es gibt ja noch die Möglichkeit, meine Artikel via Facebook zu kommentieren, beispielsweise in unserer privaten Gruppe. Nur verlangen wir dort einen Kommunikationsstil, der ein Mindestmaß an Höflichkeit und Respekt aufweist. Gelegentlich möchte das der eine oder andere nicht einsehen.

Neulich verwendete ein Leser mal wieder eine meiner Lieblings-Formulierungen: Wer dieses oder jenes meine, habe die Sache wohl „nicht verstanden“.

Aus Erfahrung weiß ich, dass dieser Spruch häufig dazu führt, in den sozialen Medien die Waffen auszupacken. Gerne werden dann persönliche Animositäten ausgetauscht. Das Thema, um welches es geht (wenn denn ein solches überhaupt existiert) gerät in der Folge schnell aus dem Blickfeld.

Die Ursache: Der Subtext einer solchen Aussage ist ja, der andere sei halt zu blöd, etwas zu kapieren. Gleichzeitig erhöht man den eigenen intellektuellen Anspruch: Selber hat man ja was verstanden, sonst könnte man nicht wissen, dass es der Angesprochene nicht gecheckt hat.

Als ich die Angelegenheit gestern mit einer Tangofreundin besprach, meinte ich, als Frau kenne sie wohl solche Vorhaltungen. Mit einem bitteren Lachen antwortete sie, es gehöre für weibliche Personen zu den Alltagserfahrungen, dass ein Mann ihnen andeute, mit einer Angelegenheit wohl geistig überfordert zu sein.

Ich erinnerte mich an die Geschichte einer sehr guten Tänzerin, der neulich ein Tanzpartner, als es auf dem Parkett ein kleines Missverständnis gab, allen Ernstes sagte: „Ach, du kennst wohl diese Figur nicht.“

Ich riet der Angesprochenen damals zu der Antwort: „Ach, du kannst sie wohl nicht führen.“ Leider ist sie dazu viel zu höflich…

Ich empfehle stets, in den sozialen Medien eine Sprache zu verwenden, welche man auch im realen Kontakt einsetzen würde. Dem anderen mitzuteilen, er habe wohl etwas nicht verstanden, schafft keine entspannte Atmosphäre, ob man das nun einer Tanzpartnerin, einem Verwandten oder dem Chef erzählt. Im Zweifel einfach mal ausprobieren!

Im vorliegenden Fall ging es auch nicht um mangelnde Auffassungsgabe. Vielmehr missfiel es offenbar einem Neotango-Fan, dass ich seine Lieblingsbeschäftigung zum Thema einer Glosse machte. Erklärtermaßen nahm er schon Anstoß am Titel: Bitte nennt es nicht Tango!“ Nun sollen ja Überschriften den Anreiz bieten, einen Artikel zu lesen. In diesem Fall ist es mir wohl nicht gelungen. Na gut, dass bei der Avantgarde die Neigung zum Beleidigtsein nicht geringer ist als bei den Konservativen, weiß ich längst.

Neulich las ich auf Facebook sogar in einem Tango-Kommentar: „Ich habe den Text zwar noch nicht gelesen, aber…“ Ich weiß nicht, ob ich über solche Einleitungen lachen oder weinen soll.

Daher: Ich stelle auf Facebook kostenlos eigene Texte zur Verfügung. Je nach Interesse darf man die lesen oder es lassen. Auch anderen Mitgliedern ist es möglich, dort etwas zu publizieren – und sie können dadurch von der relativ hohen Leserzahl auf unseren Seiten profitieren. Ich biete auch an, mir Gastbeiträge für mein Blog zu schicken. Wer dazu eigene Gedanken hat, ist herzlich eingeladen, diese zu äußern. Andere Perspektiven können für die restlichen Lesenden zu einem Erkenntnisgewinn führen und so alle weiterbringen.

Es hilft allerdings niemandem, die Frage zu erörtern, wer was warum nicht kapiert hat. Wir verfolgen ein gegenteiliges Ziel.

Bei kritischen Anmerkungen gebe ich mir Mühe, auf Vorhaltungen präzise einzugehen. Von einem bestimmten Leser-Typus werde ich nicht mit Ähnlichem verwöhnt. Und schon gar nicht damit, dass man sich nun detailliert auf meine Texte bezieht. Vielmehr möchte man halt irgendwas sagen, weil einem der Artikel nicht passt. Und der Autor erst recht nicht.

Um der hochgelobten Meinungsfreiheit die Ehre zu geben. Wen es drängt, irgendwelche drei Sätze loszuwerden, kann das gerne auf seinem eigenen FB-Account tun oder sich sogar ein Blog einrichten. Publiziert er woanders, sollte er sich daran erinnern, dass er dort zu Gast ist – und sich entsprechend benehmen. Dazu gehört es eher nicht, in fremden Gefilden Misthaufen zum Herumgockeln zu errichten.

Wenn ein sinnvoller, also sachbezogener Dialog nicht möglich ist, bleibt uns nur, solche Leute im Ernstfall vor die Tür zu setzen.

Komisch – das kapieren sie dann…

Kommentare

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