Nau or never
Seit ich 2010 die erste Version meines Tangobuch herausbrachte, hat sich der Umgang der Tangoszene mit meinen Arbeiten stark gewandelt: Die ersten Jahre setzten gewisse Kreise auf Konfrontation und Einschüchterung. Mit veritablen Shitstorms versuchte man, mich mundtot zu machen. Garniert wurde das Ganze sogar mit diversen „Hausverboten“ auf Milongas.
In einer zweiten Welle ging man daran, meine Arbeit zu kriminalisieren: Ich würde unerlaubt und falsch zitieren respektive meine Quellen nicht nennen. Wahrscheinlich betrüge ich auch das Finanzamt und die GEMA. Letztes Jahr gipfelte das im Versuch, mich bei den Urheberrechts-Schützern zu denunzieren und eine falsche Rechnung zu generieren. Auch dieser Versuch scheiterte kläglich:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/10/gema-die-dritte-und-letzte.html
Mit der Zeit sah man wohl ein, dass man mich damit nicht loswurde – und auch meinen Ruf nicht nachhaltig zugrunde richten konnte. Daher gilt seit einiger Zeit die Devise, mich zu ignorieren.
Wer sich alte Artikel von mir ansieht, wird feststellen, dass manche der angegebenen Links nicht mehr funktionieren. Der Grund: Man hat die entsprechenden Videos oder Diskussionen (oft auf Facebook) gelöscht bzw. auf „privat“ umgestellt. Offenbar sah man selber ein, dass man meinen Argumenten in der Sache nichts entgegenzusetzen hatte. Was blieb, waren gelegentliche persönliche Herabwürdigungen.
Das jüngste Beispiel lieferte der Münchner Tangoveranstalter Levent Göksu, der eine Facebook-Diskussion, die ich in einem Artikel kommentiert hatte, kurzerhand löschte:
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/12/ein-blick-zu-viel.html
In einem Podcast unternahm man mehrfach die Unterstellung, ich suche die Konfrontation im Tango lediglich deshalb, um meine Popularität zu fördern. Motto. Krawall steigert die Leserzahl. Dabei verkennt man, dass es mein Blog in der Form nie gegeben hätte, wenn ich mich in den ersten Jahren nicht unzähliger bösartiger Angriffe hätte erwehren müssen.
https://milongafuehrer.blogspot.com/2023/10/tango-talk-entdeckt-die-konfrontation.html
Eine besonders üble Löschung erlebte ich, als man auf der Facebook-Seite „Tango München“ den Link zu einem überhaupt nicht aggressiven Text meiner Blogger-Kollegin Manuela Bößel entfernte. Bis heute haben das die Moderatorinnen der Seite mit keinem Wort begründet.
https://milongafuehrer.blogspot.com/2016/05/einfach-abschalten.html
Was die Harmonie stört (oder ungünstige Erinnerungen weckt), wird gelöscht. Zu diesem Mittel greifen autoritäre Regimes immer wieder.
So ließ die SED auf dem berühmten „Handschlag-Bild“ zwischen Grotewohl und Pieck den in Ungnade gefallenen ehemaligen KPD-Vorsitzenden Kurt Müller wegretuschieren. Der wurde anschließend mehrere Jahre inhaftiert.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_M%C3%BCller_(Politiker,_1903)
Meister der kreativen Bildbearbeitung war Josef Stalin, der beispielsweise auf Fotos die verfemten Revolutionäre Leo Trotzki und Lew Kamenew entfernen ließ.
Im Westen erwischte es den Ex-Premier Boris Johnson, der auf einem Raumfahrt-Foto technisch miserabel wegretuschiert wurde:
https://www.wuv.de/Themen/Performance-Analytics/Da-lacht-das-Netz-Boris-Johnson-wegretuschiert
Was den Briten recht ist, kann österreichischen Politikern nicht zu billig sein: So wurde der stellvertretende Bürgermeister von Hallein, Walter Reschreiter (SPÖ) von einem Spatenstich-Bild entfernt – wohl von einem ÖVP-Sympathisanten.
Der bayerische CSU-Abgeordnete Eduard Nöth übersandte einer Zeitung ein Bild, in dem sein Kollege Thorsten Glauber (Freie Wähler) wegretuschiert war.
Die SPD-Abgeordnete Maria Noichl berichtet, bei Einweihungen, zu denen sie in offizieller Funktion geladen sei, fehle gelegentlich ein Spaten für sie. Daher habe sie nun stets eine Schaufel im Auto – und stelle sich bei den Fotos immer in die Mitte, um der Vernichtung per Fotoshop zu entkommen.
Schöne Bildmanipulationen zeigt auch diese Zusammenstellung:
https://www.spiegel.de/fotostrecke/manipulierte-bilder-fotostrecke-107186.html
Im Tango ist die Meisterin des Löschens zweifellos die berühmte Tänzerin Nicole Nau, die sich seit zwei Jahrzehnten intensiv bemüht, die Bedeutung ihres Ex-Partners Ricardo Klapwijk aus ihrer Biografie herauszuhalten. Nachdem der sich auf meinem Blog nun geoutet hat, ist die Nervosität im anderen Lager mit Händen zu greifen: Man versucht, die letzten Bilddokumente, welche Tänze des einstigen Erfolgspaars zeigen, mit Verweis auf „Urheberrechte“ zu blockieren.
Nun ist mir die rechtliche Situation nicht im Detail bekannt. Mag sein, dass sie zugunsten von Nicole Nau spricht. Menschlich finde ich solche Aktionen allerdings unterirdisch. Immerhin zeigen die Videos auch den holländischen Partner, der – wie ich finde – ebenfalls einen Anspruch auf „Erinnerungskultur“ hat. Auch er hat ein Anrecht auf seinen Anteil in der Geschichte des Tango.
Auf Facebook schreibt Ehemann Luis Pereyra nun, er fordere „Respekt“ für seine Gattin. Ich weiß nicht, wer ihr den versagt. Respekt für Ricardo scheint jedoch nicht das Thema zu sein.
Ich warte noch darauf, dass Nicole den Ricardo auch auf dem Briefmarken-Bild wegretuschieren lässt. Allerdings würde man sich dann fragen, zu wem sie dann so demütig aufschaut…
Nein, ich finde es höchste Zeit, dass mit diesem Krampf endlich Schluss ist: Come on, Baby – it’s now or never!
I spent a
lifetime
Waiting for the right time
Now that you're near
The time is here, at last
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