Was Blondie lustig findet

 

Ich weiß nicht, ob Kunstblond Voraussetzung für Ansichten ist, die mir Facebook gelegentlich aus der Feder einer Heilpraktikerin anbietet: Meist ist es die übliche Querdenker-Mixtur aus Achtsamkeitsgedudel und heftigem Gezeter gegen alles, was der Dame über ist. Und da kommt einiges zusammen.

Vor zirka einer Woche hat sich die Kämpferin für Freiheit und Ungeimpftsein wieder zurückgemeldet – vorher hatte Facebook sie für 30 Tage gesperrt, da sie „die Wahrheit“ verkündete. Mit der ist sie nun vorsichtig und will ihre wahre Meinung zukünftig lieber auf „Telegram“ und „MeWe“ verkünden. Heilpraktisch ist sie wohl nur noch in Teilzeit tätig – mehr Schotter scheint ihr das Engagement für ein Telekommunikations-Unternehmen einzubringen – natürlich völlig seriös, was Liechtensteiner Finanzprüfer nachweislich bestätigen.

Kürzlich wollte Blondie auch mal einen Witz machen – natürlich keinen eigenen. Wie meistens postet sie das geistige Eigentum anderer. Man habe ja sonst nicht viel zu lachen in dieser Zeit der Fake-Virus-Belastung. Irgendwo auf Telegram hat sie den folgenden Dialog gefunden: @technikus_news 14.12.2021.

Möge der Spaß beginnen:

      Wollen Sie Sex mit mir?

Was? Nein!

OK, es ist natürlich Ihre freie Entscheidung. Sie müssen dann nur mit den Konsequenzen leben.

Was zur Hölle? Welche Konsequenzen?!

Ich muss sie dann entlassen. Alle meine Mitarbeiter haben Sex mit mir.

Wie bitte? Das ist doch Diskriminierung!

Nein, das ist keine Diskriminierung. Sie können ja jederzeit Sex mit mir haben und dann Ihren Job behalten. Es gibt inzwischen viele freie Termine.

Was soll das, es ist doch wohl allein meine Sache, mit wem ich Sex habe!

Nicht, wenn es ganz klar einen Nutzen für andere gibt. Ich werde mich danach viel besser fühlen.

Das kann doch nicht der Maßstab sein!

Auch die Wissenschaft bestätigt das: Menschen, die Sex haben, sind im Durchschnitt produktiver, sozialer und emotional ausgeglichener. Außerdem kriegen Sie jetzt sogar kostenlos eine Currywurst dazu.

Hören Sie mal, was soll das? Mein Körper gehört doch wohl mir, und was da rein geht, muss doch ganz allein meine Entscheidung sein, ohne irgendwelchen Druck!

Wenn der Nutzen für die Allgemeinheit überwiegt, muss man da eben abwägen. Wo ist denn außerdem Ihr Problem? Es gibt keine belastbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse, dass Ihr Körper dadurch Schaden nehmen würde.

So etwas kann doch nicht zur Abwägung gemacht werden!

Warum stellen Sie sich denn so quer? Sind Sie etwa auch Reichsbürger? Holocaustleugner?

Wie bitte? Was hat denn das damit zu tun? Nein, ich bin einfach nur radikal dafür, dass jeder das selbst entscheiden darf.

Aha, „radikal" also..

?

Hören Sie, ich werde nicht mehr lange diskutieren. Noch ist es freiwillig. Tun Sie es außerdem für die Kinder. Da ist es ja noch nicht zugelassen, die dürfen gar nicht erst.

Sind Sie noch ganz bei Trost?

      Mein Penis ist außerdem bereits umfangreich getestet. Es ist doch nur ein kleiner Pieks.

Der in solchen Fällen eher weibliche Bewunderer-Kreis reagiert mit kreischendem Jubel, den ich glücklicherweise nicht hören, sondern lediglich lesen muss:

„Das ist soooooooooo geil“

„Muss ich kopieren.“

„Musste auch kopieren, genial“

Ich auch. Und klar, als Mann freut man sich, wenn ein Frauenzimmer den Unterschied zwischen einer intramuskulären Injektion in den Oberarm und der Einführung von Sexualorganen eine Etage tiefer nicht rafft. An solchen Damen hatte weiland schon Tucholsky seine Freude:

„‚Was mag das wohl sein?‘, sagte die Jungfrau – da bekam sie ein Kind.“

https://www.textlog.de/tucholsky-prozess-harden.html

Ich weiß nur nicht, ob das Frauen so lustig finden, die wirklich einmal zum Sex gezwungen wurden und dann lange Zeit, vielleicht sogar fürs restliche Leben, unter diesem Trauma leiden. Da ich dies – begreiflicherweise – nie persönlich erlebt habe, möchte ich mich mit Urteilen zurückhalten. Für eine höhnische Untertreibung halte ich aber in diesem Zusammenhang den Satz: „Menschen, die Sex haben, sind im Durchschnitt produktiver, sozialer und emotional ausgeglichener.“

Könnte das alles ein bisserl frauenfeindlich sein? Aber ich bin kein Experte in Sachen Entmannzipation…

Wo ich eher mitreden kann: Nach drei Corona-Impfungen bin ich sicher, diese auch Frauen zumuten zu können. Man fühlt sich hinterher vielleicht für ein, zwei Tage etwas vergrippt und schwach – mehr aber nicht.

Im anderen Fall lässt ein weibliches Wesen sich möglicherweise auf eine Ansteckung mit Geschlechtskrankheiten oder HIV ein – und eventuell auf ein wirkliches Genexperiment: Was dann neun Monate in ihrem Bauch heranwächst, enthält nur zirka zur Hälfte ihre eigene DNA. Und mit diesem genetisch veränderten Wesen darf sie sich dann zwanzig Jahre herumschlagen. Das nenne ich wahrlich eine Langzeitwirkung!

Zudem glaube ich nicht, dass der erotische Wunsch ihres Chefs von einem frei gewählten Parlament gesetzlich festgeschrieben werden dürfte. Dass er einer gerichtlichen Überprüfung standhalten muss. Und dass es dabei um mehr geht als das ungehemmte Ausleben des Ego ihres Vorgesetzten.

Ich glaube, damit sind wir am Kern des Problems: „Nicht, wenn es ganz klar einen Nutzen für andere gibt. Ich werde mich danach viel besser fühlen.“ Der eigene Vorteil wird hemmungslos gleichgesetzt mit dem Nutzen für die Gemeinschaft: Wenn’s mir besser geht, müssen die anderen das ja auch so erleben. Nein: Müssen sie nicht – im Gegenteil!

Ich fürchte, es ist oft sogar schlimmer: Solche Menschen können nur in der ersten Person Singular denken: Ich, ich, ich…

Aber immerhin hat für mich der Begriff „Blondinenwitz“ nun eine neue Bedeutung.

Aber, liebe Heilpraktikerin: Ich find’s nicht lustig. An deinem Wesen wird die Welt nicht genesen. Denn so lange du nicht kapierst, dass um dich herum noch andere Menschen leben, die ganz unterschiedliche Ideen, Wünsche und Vorstellungen haben, die sich von einer kleinen Minderheit nicht deren Willen aufzwingen lassen möchten – und die vor allem sich und andere nicht mit Corona infizieren wollen, wird das nix.

Anders gesagt: Du müsstest deine Denke von Kopf auf die Füße stellen. Denn eine Kuh im Handstand sieht irgendwie bescheuert aus:

Illustration: www.tangofish.de

Quelle: https://www.facebook.com/martinacarmen.lamping (Post vom 16.12.21)