Unser digitales Tangokonzert

 

Leider konnten wir in der letzten Zeit auch in Pörnbach keine analogen Milongas mehr veranstalten – umso mehr haben wir über eine digitale Lösung nachgedacht.

Gestern war es dann so weit: Wir luden unsere Tangofreunde zur Übertragung eines Tangokonzerts ein. Unsere „Hauskapelle“, das „Duo Tango Varieté“ (Bettina und Karin mit Akkordeon, Violine sowie Gesang) spielte eine Dreiviertelstunde eine Reihe meiner Lieblingstitel – und ich durfte das Programm ein wenig moderieren.

Teilnehmen konnten die privat Eingeladenen via Zoom. Einen herzlichen Dank auch an unsere Kamerafrau und Web-Türsteherin Manuela Bößel!

Wir begannen mit „Uno“ („Einer“). 1943 komponierte diesen Tango Mariano Mores, den Text schrieb Enrique Santos Discepolo, der Spezialist für Tango-Depressionen. Darin heißt es unter anderem:

Hätte ich noch jenes Herz,

das ich verloren hab,

vergäße ich doch die, die es gestern

zerstört haben und … könnte ich dich lieben,

ich würde deine Hoffnung umarmen,

um deine Liebe zu beweinen.

Beim zweiten Stück handelt es sich um einen „niederländischen Tango“, den Arie Maasland („Malando“) 1937 schrieb – zunächst unter dem holländischen Titel „Cosmopoliet“. Bekannt wurde der Welterfolg allerdings als „Olé Guapa“ („Bravo, du Hübsche“). Das Orchester Malando existiert inzwischen in der dritten Generation und wird aktuell von Maaslands Enkel Danny geleitet!


https://www.youtube.com/watch?v=qLBeSE8lbIg

Mein absolutes Lieblingsstück habe ich besonders gerne angesagt: „Nunca tuvo novio“„Sie hatte niemals einen Freund“ heißt ein Tango, den Enrique Cadicamo 1930 zu einer Melodie von Agustin Bardi schrieb. Für dieses Metier untypisch werden nicht die Gefühle eines verlassenen Mannes geschildert, sondern die einer alten, einsamen Frau, welche die Liebe nur aus Romanen kennt.

Ich habe den Titel schon einmal ausführlich besprochen:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2016/12/nunca-tuvo-novio.html

Der Walzer „Caserón de tejas“ (Musik: Sebastián Piana, 1942) – beschreibt, typisch nostalgisch, ein altes Haus, in dem man sich mit seiner Jugendliebe traf

„A pan y agua“ (von meinen Lieblingsautoren Enrique Cadicamo und Juan Carlos Cobián) ist ein Tango aus dem Jahr 1927 mit einem ebenfalls sehr wehmütigen Text:

In meiner traurigen Beschwörung

entsteht die Zeit, die vergangen ist.

Wie viele Jahre sind vergangen,

und es kommt mir vor wie gestern!

Wo ist der, den ich geliebt habe?

Wo ist der, den ich vergessen habe?

Bekannt ist die Version von Angel D'Agostino mit dem Sänger Angel Vargas aus dem Jahr 1945:


https://www.youtube.com/watch?v=ROyKc0vPODw

Es folgte der schwungvolle Walzer „Palomita blanca“ – das „Weiße Täubchen“ von 1930 (Musik: Anselmo Aieta).

Sehr bekannt, aber kaum auf Milongas gespielt: der Walzer „Liebesleid“ des Violinvirtuosen und Komponisten Fritz Kreisler (aus den „Alt Wiener Tanzweisen“ von 1905).

Tangovals und Musette-Walzer sind ja eng verwandt. „La Foule” geht „Que nadie sepa mi sufrir" („Dass niemand mein Leiden kennt“) von Ángel Cabral aus dem Jahr 1936 zurück. 1957 entdeckte Edith Piaf das Stück und ließ sich von Michel Rivgauche einen neuen Text schreiben. Er handelt von Zweien, die sich inmitten eines Festgetümmels zum ersten Mal sehen – es ist Liebe auf den ersten Blick. Doch im Getümmel (la Foule) verlieren sie sich wieder aus den Augen.

Eine Milonga durfte im Programm natürlich nicht fehlen: „Ficha personal“ stammt aus dem Jahr 1944. In diesem „Personalbogen“ steht unter anderem zu lesen:

„Porteño bin ich, nehmt das zur Kenntnis:
eine einsachziger Statur
und von eleganter Figur
ohne Diskussion.
Alleinstehend, gut aussehend,
weiße Haut, gerade Nase,
intuitiv bin ich ein Dichter
und Sänger von Beruf.“

Wie begeht ein Argentinier Selbstmord? Er steigt auf sein Ego und springt!

Ein Tangofreund hatte uns vorab mitgeteilt, dass wir uns fürs Konzert ein besonderes Datum herausgesucht hätten: Neben dem „Día Nacional del Tango“ und dem Geburtstag von Julio de Caro wäre Carlos Gardel an diesem Tag 131 Jahre alt geworden – selbst im derzeitigen Tango etwas über dem Durchschnittsalter! Daher änderten wir unser Programm an dieser Stelle. Die Damen spielten sein wohl bekanntestes Stück: die Hymne an die Tangometropole (aus dem Jahr 1934): „Mein geliebtes Buenos Aires“„Mí Buenos Aires querido“.

Einige Jahrzehnte nach Gardel behauptete auch ein gewisser Astor Piazzolla, „Musik aus Buenos Aires“ zu spielen. Sie klang dann etwas anders – wie sein bekanntestes Stück aus dem Jahr 1973: „Libertango“, mit dem wir das Programm beschlossen.

Ich darf sagen: Es hat uns allen riesigen Spaß bereitet, mal wieder einen kleinen Tangoevent zu planen, zu proben und etlichen Zuschauern darzubieten, die teilweise sogar dazu getanzt haben! Meinen herzlichen Dank an die Musikerinnen, die Technikerin und natürlich unser Publikum!

Wir legen Wert darauf, dass unsere Pörnbacher Veranstaltungen stets privat sind. Wer sich dafür interessiert, darf uns aber gerne eine Mail schreiben. 

Denn: Es wird nicht unser letztes Tangokonzert sein!

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