Nur der Frust kann uns einen

 

Neben Verón & Potter sowie Kröter & Riedl sind mein absolutes Lieblingspaar im Tango die Herren Arthur Dent und Manfred Schreiber. Unter dem Titel „Milonga-Trump versus Tango-Biden“ habe über die hinreißenden Hahnenkämpfe der beiden bereits berichtet. Das Schönste aber: Im Gegensatz zu vielen US-Präsidenten sind die Kontrahenten immer noch höchst aktiv. So kloppen sich die Herren regelmäßig um die Frage, ob man nicht schon wieder tanzen gehen könne (Schreiber) oder dies wegen der Infektionsgefahr geradezu verbrecherisch sei (Dent).

http://milongafuehrer.blogspot.com/2020/10/milonga-trump-versus-tango-biden.html

Wie so oft dient als Kampfplatz ein Facebook-Tangoforum, das sich „konstruktiv“ und „kollegial“ sieht, dessen Administratorin allerdings so ziemlich jedes Gebolze stehen lässt. Und wie immer geht es nicht um das ursprüngliche Thema. Das klingt nämlich recht vielversprechend:

„Wie seht ihr die Zukunft der Tango-DJs? Es gibt ja mittlerweile komplette Milonga-Mitschnitte auf Youtube, Playlisten in FB und Co. Oder Zoom-Milongas für alle. Ein DJ vor Ort ist da fast schon Nostalgie.“

Nachdem Genosse Dent gleich mal seine hohen Ansprüche deklariert hatte – fertige Playlisten gingen gar nicht, der Aufleger müsse natürlich das Publikum beachten, um die anderen sei’s nicht schade – ordnet er schlechte DJs auch seiner Heimatregion zu:

... das mag - leider - für meine local scene auch gelten ... vielleicht ein weiterer Grund warum ich vor Ort kaum noch tanzen gegangen bin (aber durch's ‚El Corte‘ auch DJ-mäßig seit Jahrzehnten verwöhnt ....)...“ 

Wie der Schachtelteufel taucht nun Manfred Schreiber auf:

Aha, jetzt kommt es raus. Vor Ort lange nicht mehr tanzen gegangen! Dann spielt es keine Rolle, ob nicht getanzt werden kann, und man kann ganz gelassen und engagiert dafür plädieren, das Tanzen möglichst lange sein zu lassen, um Covid einzudämmen. Und wenn es dann vor Ort gar nichts mehr gibt, nicht schade um die miesen örtlichen Milongas.“

Solche Äußerungen bringen Arthur Dent zuverlässig auf Betriebstemperatur:

„Ach, Jammer Manfred, fein, wie Du's Dir dann nach Deiner Ideologie drehst! Ist aber nicht so!

Vor Ort die Schule hat weder willkommen heissende Lehrer/Eigner (…), noch wird da m.E. sinnvoll unterrichtet (die ‚Ronda‘ ist dort unter aller Sau, jahrelang wurde ‚Tango Discovery‘ gepredigt - was m.E. dasselbe ist wie Ringelpietz-mit-Anpacken, komplizierteste Figuren abspulen unter kompletten Ignorieren des Taktes und noch mehr der Musik ... WAS SOLLTE ICH DA?!). Daß hier vor Ort auch noch zu illegalem Tanzen im Lockdown aufgerufen wurde, unter dem Deckmäntelchen ‚Practica/Unterricht‘ kann ich auch nicht gutheissen.

Daher war für mich Tanzen halt nur an anderen Orten möglich ... (…), NUR im Gegensatz zu Dir jammere ich nicht seit Monaten rum, in Deinem totalen Selbstmitleid. Ich vermisse das Tango TANZEN sehr! Aber wenn die Pandemie das Tanzen derzeit verbietet, aus Selbst- und noch viel mehr FREMDSCHUTZ, dann geht's halt nicht. Leider scheint DIR dieser Fremdschutz am Allerwertesten vorbei zu gehen: Hauptsache DU! Und Leute, die soziale Verantwortung tragen, die meinst Du dann dafür dumm anmachen zu müssen (…). Schäm Dich!“ 

Tut der böse Schreiber aber nicht:

Lieber ‚Jankert‘ Arthur. Du reagierst wie ein Pawlowscher Hund. Warum plädierst Du wild und mich wieder mal beleidigend, nicht zu tanzen. Wo lebst Du denn? In einer Stadt mit miesen Milongas und wo man dennoch tanzen kann? Hier vor Ort ist es gerade umgekehrt.“

Erwartungsgemäß überquert Arthur Dent nun die Gürtellinie: 

„Du brauchst nicht ‚den Tango‘, ‚die Tango-Musik‘, ‚einen Tanz‘ ... Du benötigst die ‚Ersatzbefriedigung Tango‘, im ‚körperlichen Reiben an Frauenkörpern‘! [Deine Tanzpartnerinnen mögen selbst entscheiden, inwieweit sie das nur als Tanzen ansehen, oder sich eigentlich von Dir mißbraucht fühlen (sollten).]"

Na ja, während sich Kollege Schreiber angeblich gerne an Frauenkörpern schubbert, reibt Freund Dent wohl öfters einen Salamander. Jedenfalls geht er auf Facebook gerne auf alkoholische Themen ein. So ist ihm Schreibers Antwort auch nur einen Lacher wert:  

„Deine Fantasien könntest Du für Dich behalten. Alle, die das hier lesen, werden es peinlich für Dich finden.“

Eine etwas optimistische Vermutung, wie ich meine…

Ein paar Absätze weiter geraten die Herren dann nochmal aneinander:

Manfred Schreiber: „Was muss das für ein schrecklicher Tangoort sein, der so frustriert?“ 

Arthur Dent: „Willst Du jetzt Deinen Lebensfrust in mein Leben projezieren, Manfred? Sorry, wird Dir nicht gelingen“.

Manfred Schreiber: „Du hast Dich als örtlich frustriert geoutet. Ich bin frustriert, wenn der Tango nicht mehr kommt. Was uns eint, ist, frustriert zu sein.“

Arthur Dent: Nee, Manfred Schreiber, UNS eint NICHTS! DU bist in Deinem (wohl miserablen) Leben frustriert, Manfred! Ich nicht! Ich lebe in einer der spannendsten Großstädte Europas (…), hab dort einen der spannendsten Jobs (…) in meinem Feld. Wenn da der Tango vor Ort nicht der beste ist, dann stört das einen multikulturellen, multilingualen, international mobilen Menschen überhaupt nicht! Was zählt, ist das Gesamtpaket! Es es la vida! Und in dem Gesamtpaket bin ich nicht frustriert! Sondern dankbar! Details könnten immer besser sein, na klar! Aber 'frustriert'? Nö!!!“ 

Manfred Schreiber: Gib man weiter so an. Frustriert bist Du aber doch wenn Du es nötig hast, hier so loszulegen. Aber das kennen wir ja.

Wäre lustig, wenn wir uns im rheinischen niederrheinischen Raum doch mal auf einer Milonga träfen, wir würden uns vor Ort vielleicht als ganz symphatische Menschen erleben. Dieses Gedöns hier bringt halt das Geschäftsmodell von FB manchmal so hervor.“

Also ehrlich – man kann Facebook für vieles verantwortlich machen, aber nicht für alles! Ich fürchte, den Herren fehlt beiden etwas – ob nun eine Lebenspartnerin, ein Haustier oder die richtige medikamentöse Einstellung. Nur erheblicher Frust jedenfalls kann der Grund sein, sich auf Facebook ständig Mitmenschen zum Verbellen zu suchen und jedes interessante Thema zu schreddern.

Leider sind solche Leute im Tango nicht selten. Ich kann es daher erwarten, sie auf den Milongas wiederzusehen. Und wenn, dann bitte mit Maske!

Und falls ich von Arthur Dent nun wieder den Vorwurf erhalte, ihn an den Pranger zu stellen": Kann gar nicht sein, da er als Pseudonym den Rollennamen aus einer Science Fiction-Serie verwendet. Zudem könnte er sein verbales Gezeter ja mal lassen.

War sonst noch was? Ach ja: Das arme Thema ist völlig außer Sicht geraten. Doch überraschenderweise gab es dazu realistische Wortmeldungen. Selbst die Erfahrung, manche DJs nudelten Woche für Woche dieselben Playlists herunter, wurde beschrieben.

Eine ironische Anmerkung macht sogar Hoffnung: 

„Hauptsache ein DJ, der sein Handwerk gelernt hat und weder tanzt, noch Astor Piazzolla oder andere Frivolitäten wie moderne Orchester auflegt....alles andere führt zum Niedergang...“ 

Ich fürchte aber, Manfred Schreiber spricht für viele Milongabesucher, wenn er bekennt:

„Wenn meine Lieblingstänzerinnen da sind oder ich eine neue finde, ist mir die Musik weitgehend egal.“

Diesen Eindruck hatte ich gelegentlich auch schon…

Quelle:

https://www.facebook.com/groups/tangoforum/?multi_permalinks=1867668220067306&notif_id=1612876035975533&notif_t=group_activity&ref=notif 

P.S. Und bei diesem Tango-DJ kauft man den Kater wahrlich nicht im Sack:

https://www.youtube.com/watch?v=VcCVfhcTarI

Kommentare

  1. Die Gruppe, aus der hier zitiert wird, ist nicht umsonst eine private, mithin GESCHLOSSENE Gruppe (ich brülle das hier bewusst).

    Daraus öffentlich zu zitieren ist m.E. der gröbste denkbare Verstoß gegen die Regeln solcher geschlossenen Gruppen - wer will da noch schreiben, wenn er/sie befürchten muss, dass alles gleich öffentlich gemacht wird.

    Bitte löschen Sie diesen öffentlichen Beitrag!

    Sollte das nicht geschehen, werde ich alles tun, dass Sie aus der geschlossenen Gruppe entfernt werden.

    Ich fände es sehr schade, wenn Sie das nicht verstehen sollten...
    Gruß
    Harry Wohlfart

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    1. Lieber Herr Wohlfart,

      da brauchen Sie gar nichts zu tun, da ich schon lange nicht mehr Mitglied der Gruppe bin. Man hat mich damals mit genau so einer Debatte hinausgeekelt. Geben Sie doch einfach den Namen der Gruppe in die Suchfunktion meines Blogs ein, dann stoßen Sie auf eine Reihe von Artikeln, in denen Sie sich informieren können.

      Wieso ich die Texte dann trotzdem noch lesen kann? Weil diese Gruppe halt überhaupt nicht privat oder geschlossen ist. Man kann sich dort unter beliebigem Pseudonym (z.B. "Arthur Dent") anmelden, die wahre Identität wird offenbar nicht geprüft. Nicht mal die Administratorin firmiert unter ihrem Realnamen.

      Inzwischen scheint dies auch einigen Vielschreibern dort zu dämmern. Neulich nahm man Fotos eines Textes aus der neuen Tangodanza aus Gründen des Urheberrechts wieder heraus, da man doch befürchtete, "öffentlich" zu sein.

      Ich kann daher nur jedem raten, dort keine wirklich vertraulichen Dinge zu posten. Das wäre in riesigen Datensammlungen wie Facebook generell zu raten. Was ich allerdings zitiert habe, ist die übliche Streiterei in vielen Tangoforen und nicht etwa eine wirklich sensible Information.

      Ansonsten wäre es eine gute Idee, sich mal mit den Inhalten meiner Artikel zu beschäftigen und mir nicht ein ums andere Mal zu erklären, was ich darf und was nicht. Das weiß ich nach über sieben Jahren Bloggen ziemlich genau.

      Beste Grüße
      Gerhard Riedl

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  2. Ich vermute einmal, Herr Wohlfart wird sich hier nicht mehr rühren. Es ist der übliche Ablauf: Erst wird behauptet, ich täte Verbotenes. Wenn ich dann die Zusammenhänge richtigstelle, herrscht anschließend Schweigen.

    Herr Dent gibt sich natürlich Mühe, mich – auch in der betreffenden Gruppe – zu verpetzen. Auch da geht es überhaupt nicht um den Inhalt des Artikels. Vielmehr meint man, ich würde nur „Unruhe stiften“ wollen.

    Seltsam, dass keiner mal den beiden Kontrahenten rät, in angemessenem Ton miteinander zu diskutieren. Ich hätte dann keinen Stoff zum Veröffentlichen.

    Solche Artikel schreibe ich aus zwei Gründen: Erstens bieten solche Hahnenkämpfe jede Menge unfreiwilliger Komik. Vor allem aber hege ich immer noch die Hoffnung, bei Debatten im Tango könnte sich ein gemäßigterer Ton einstellen, wenn ich die schlimmsten Entgleisungen öffentlich mache.

    Das gefällt natürlich denen nicht, die auf Pöbeleien stehen. Aber das ertrage ich gerne.

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    2. Haben Sie mein Einverständnis, hier anonym zu kommentieren?

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    1. Schade, dass man nicht den Mut hat, mit Realnamen zu kommentieren...

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    2. Herr Riedl,

      warum soll jemand vor Ihnen Angst haben? Ich habe sicherlich keine.
      Und ich habe Ihnen schon x-Mal geschrieben, dass viele Juristen der Ansicht sind, dass das Veröffentlichen von Zitaten aus geschlossenen Facebookgruppen gesetzeswidrig ist. Ich habe das auch mit den demensprechenden Links untermauert. Nur haben Sie das eben nicht veröffentlicht, was ja auch Ihr gutes Recht ist.

      Sie schreiben: "Man kann sich dort unter beliebigem Pseudonym (z.B. "Arthur Dent") anmelden, die wahre Identität wird offenbar nicht geprüft." Nennen Sie mir bitte Facebookgruppen, wo die Identität überprüft wird! Nicht einmal bei der Anmeldung zu FB selbst muss man sich legitimieren. Ihre Aussage ist daher vollkommen bedeutungslos.

      Merken Sie sich eines: Sie vertreten hier eine MEINUNG. Was verboten ist oder nicht, entscheiden GERICHTE und nicht Sie.

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    3. Ich fordere seit Jahren dazu auf, mich doch mal zu verklagen, falls man meint, ich würde ungesetzlich agieren. Doch dazu hatte bislang keiner Lust...

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    4. Herr Riedl,

      Sie sind ja auch der Meinung, ich hätte gegen Sie gesetzwidrig gehandelt. Haben Sie mich geklagt, NEIN!

      Nochmals: Ihr im Beitrag angeführter Link führt zu keinem Ergebnis. Sie MÜSSEN Mitglied dieser Gruppe sein. Ihre Behauptung "... da ich schon lange nicht mehr Mitglied der Gruppe bin." ist entweder gelogen oder Sie verwenden ein Pseudonym, um die Beiträge lesen zu können. Eine Methode, die Sie bei anderen Menschen immer wieder an den Pranger stellen.

      Verstehen Sie schön langsam, [Ironie an] warum Sie so viele Menschen sympathisch finden [Ironie aus]?

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    5. Na, dann entlasten wir doch alle die Gerichte - prima!

      Und nein, Facebook bietet noch ein dritte Möglichkeit. Aber auf die müssen Sie schon selber kommen, gell?

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    6. Natürlich gibt es eine solche weitere Möglichkeit. Nicht nur eine!
      Aber direkt können Sie die Beiträge nur als Mitglied lesen.

      Gruß vom Sympathieträger :-)

      P.S. Und jetzt widme ich mich wieder unterhaltsameren Themen - dazu zählt sicherlich nicht Nuhr. Aber auch hier wundert es mich nicht, dass Sie ein Fan dieses Schlafmittels sind.
      Hier eine spezielle Empfehlung für Sie:
      https://www.youtube.com/watch?reload=9&v=YJ2cWnp99ls
      Schaun Sie sich das an!

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    7. Tue ich ganz sicher nicht, da ich mich auch unterhaltsameren Themen widme.

      Übrigens kann ich in der Gruppe auch mitlesen, ohne Mitglied zu sein. Da müssen Sie noch viel lernen...

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