10 Tipps, um es auf mein Blog zu schaffen

Werte Gegner meiner schriftstellerischen Arbeit,

in diesem Monat musste sich meine Internet-Präsenz wieder einmal durch schweres Fahrwasser kämpfen. Angesichts der vielen Anfeindungen fragen Sie sich vielleicht:

Warum sind es häufig dieselben (die gleichen sowieso), mit denen sich „der (oder das) Riedl“ auf seinem Blog auseinandersetzt und ihnen einen Artikel nach dem anderen widmet? Ständig schreibt er über … (sorry, nun nicht schon wieder Namen) – warum nicht auch mal über mich? 

Schließlich, so mögen Sie zu Recht von sich behaupten, haben Sie doch auch schon ziemlich viel Mist über den Tango verzapft! Warum also dieses ständige Ignorieren Ihrer Leistungen?

Obwohl ich Ihren Neid durchaus verstehen kann, sollte Sie bedenken: Die Konkurrenz ist riesig. Ich werde in den sozialen Medien zu unserem Tanz täglich mit einem Wust von Schwachsinn konfrontiert. Sich da noch negativ abzuheben ist eine schwierige Aufgabe!

Aber: Dem Tüchtigen gehört die Welt. Und natürlich gilt weiterhin der Paragraf 1 des satirischen Grundgesetzes vom großen Kollegen Herbert Feuerstein: „Jeder hat das Recht, verarscht zu werden.“ 

Daher möchte ich Ihnen heute 10 Tipps ans Herz legen, durch deren genaue Befolgung Sie es durchaus schaffen können, per Artikel auf meinem Blog zu enden:

1.    Geben Sie sich als absolute Autorität! Was „authentischer Tango“ ist, wissen Sie besser als alle anderen, da Sie ihn ja quasi erfunden haben. Und nur so, wie Sie sich ihn vorstellen, funktioniert dieser Tanz – keinesfalls anders. Selbstredend sind Sie auch in Sachen Tangomusik ein konkurrenzloser Experte – und ein intimer Kenner der allfälligen Tangoregeln („Códigos), welche Sie letztgültig interpretieren.

2.    Sollten Sie Tangounterricht anbieten, ist eine Liste der schon gehabten internationalen, argentinischen Starlehrer absolute Pflicht. Ebenfalls gut machen sich Hispano-Zitate (am besten falsch geschrieben). Hochglanz-Erotikposen erhöhen gleichfalls Ihre Chance, von mir auf meinem Blog besprochen zu werden.  

3.    Es wird Ihnen leichtfallen, bei eventuell aufkommender Kritik an Ihren Ansichten dem Gesprächspartner zart anzudeuten, er habe absolut keine Ahnung und könne daher nicht mitreden. Merke: Hahnenkämpfe in Tangoforen leitet man zuverlässig mit der Floskel ein: „Du hast überhaupt nicht verstanden, worum es geht!“  Im Wiederholungsfall: „Du willst mich ja gar nicht verstehen!“  Garantiert Haue gibt es, wenn Sie den „Dunning-Kruger-Effekt“ ansprechen (falls Ihr Gegenüber den googelt).

4.    Damit der Streit dann Fahrt aufnimmt, müssen Sie Beschimpfungen des Gegners mit einem noch heftigeren Spruch quittieren. Bedenken Sie: Der andere hat ja angefangen und rechtfertig somit jede Eskalation! Transportieren Sie den Krach auch auf andere Accounts – die Leute dort haben ja keine Ahnung, was ihnen sonst entgeht.

5.    Halten Sie sich niemals mit dem eigentlichen Thema der Debatte auf – es droht sonst eine Versachlichung! Konzentrieren Sie sich stattdessen auf einen Punkt, der immer passt: den miesen Charakter Ihres Opponenten.

6.    Bei Autoren, welche Sie durch den Kakao ziehen, gilt niemals die Regel: „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“ Das wäre ja noch schöner! Stattdessen: Seien Sie stets beleidigt! Dieses Wort ist in jeder kontroversen Tangodiskussion unverzichtbar! Auch wenn Sie ein Pseudonym verwenden und daher persönlich gar nicht angreifbar sind...

7.    Ganz wichtig sind formale Argumente. Generell ist es illegal, Sie zu kritisieren. Warum? Ganz einfach: Weil Ihnen das nicht passt. Wo kämen wir sonst hin? Irgendeine gebrochene Regel lässt sich immer finden – irgendwas mit Persönlichkeitsrecht, falschen Zitaten, Privatsphäre oder… richtig: Beleidigung!

8.    Wer schweigt, soll ein Philosoph bleiben. Im Tango dagegen ist es wichtig, zu allem und überall etwas zu sagen zu haben! Auf jedem Blog, jeder Forumsseite haben Sie selbstverständlich das Recht, Ihre Meinung zu verbreiten. Auch die ärgsten Verunglimpfungen stellen, so sie von Ihnen kommen, eine berechtigte „Kritik“ dar. Sollte man Sie deshalb mal löschen oder sperren, ist das zweitwichtigste Wort bei Tangodebatten unverzichtbar: ZENSUR! Dieser Begriff gilt nur bei durchgehender Großschreibung.

9.    In unserem Tanz ist es von entscheidender Wichtigkeit, möglichst gescheit daherzureden. So verschafft man sich Respekt! Gerade spanische Fachbegriffe wie „Cabazeo“ beweisen Kennertum. Die Bedeutung von Rechtschreibung, Interpunktion, Satzbau oder gar Sprachstil hingegen wird im Internet überschätzt. Für etwaige Fehler ist Ihr Smartphone verantwortlich. Verwenden Sie statt Argumenten Stilblüten! Wenn Sie sich dennoch einen ironischen Spruch wegen Ihrer legasthenischen Schreibe einhandeln… richtig: Seien Sie beleidigt!

10. Frauen könnten sich in der Disziplin „Tango-Hahnenkampf“ etwas unwohl fühlen. Daher abschließend noch ein Tipp fürs schöne Geschlecht: Für die Beschreibung unseres Tanzes bietet sich eine Fülle verkackter Romantik-Metaphern an. Schildern Sie doch mal ausufernd das ganze Seelengedusel, welches Sie auf diversen Milongas überfiel – oder das Sie sich zumindest gewünscht hätten. So im Stil von maskulin entschlossen blickenden stahlblauen Augen, verschwitzter Männerbrust und stahlharten Armen… Ich gebe nur zu bedenken: Diese Klischeesoße wird bereits hektoliterweise produziert – das noch zu unterbieten kann schwierig werden.

Liebe Kritiker,

ich hoffe, bei diesen Tipps ist auch für Sie etwas Nachahmenswertes dabei – damit Sie zukünftig stolz von sich behaupten können: „Mich hat der (oder das) Riedl auch schon niedergemacht!“ Ich wünsche Ihnen jedenfalls viel Erfolg dabei.

Ach ja, fast hätt‘ ich’s vergessen:

Ich gehöre zu den Satirikern, die auch gerne loben. Daher – außer Konkurrenz – noch ein weiterer Vorschlag: Schreiben Sie doch mal einen richtig guten Text (oder gar ein Buch), veröffentlichen Sie eine prima Musik oder einen tollen Tanz (muss nicht unbedingt von Ihnen sein). Sie bekämen dann eine Super-Besprechung auf meinem Blog!

Zur Anregung einige Beispiele: 

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/02/wenn-mans-schon-nicht-auf-den-milongas.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/02/unsere-helden-von-einst.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2021/02/tango-eine-unethische-industrie.html

https://milongafuehrer.blogspot.com/2020/12/tango-das-leben-tanzen.html 

Tango-Anfängern aber rate ich dringend: Zerstören Sie nicht Ihre letzten Illusionen, indem Sie Debatten über unseren Tanz auf Facebook verfolgen! Schauen Sie sich lieber einen Sportwettkampf an – dort geht es weit weniger brutal zu:

https://www.youtube.com/watch?v=Rg9SAErTDlM

Wie man sieht: Mirada, Cabeceo und dann Umarmung!

P.S. In ähnlicher Weise habe ich dieses Thema schon einmal besprochen:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2019/10/bewerbungsbedingungen-fur-mein-blog.html

Kommentare

  1. Mist, dann schaff ich es ja nie. 🤣

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    1. Doch! Du hast vor einiger Zeit einen so schönen Text zu den Gedanken eines DJ veröffentlicht (oder war es Dein Mann?). Den würd ich sofort nehmen.

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