Karin Law Robinson-Riedl: And the Winner is…
Anfängern, so der momentane Stand unserer
Ermittlungen, geht es derzeit im Tango schlecht: Sie trauen sich nicht auf die
Milongas – und wenn, dann sitzen sie dort vereinsamt herum, die Frauen werden
kaum aufgefordert, die Männer wiederum wagen sich nicht an andere Tänzerinnen,
da sie sich denen hoffnungslos unterlegen fühlen.
Wer
könnte gerade den Männern mehr Mut
machen? Mein fester Entschluss: Das wird nur einer Frau gelingen! Glücklicherweise
habe ich eine solche in meiner häuslichen Umgebung, noch dazu eine erfahrene
Tangotänzerin. Also bat ich sie um einen Gastbeitrag, den sie mir
dankenswerterweise umgehend schrieb.
Daher
nun die Gedanken meiner Ehefrau zum Thema „Anfänger“ – und wie nicht anders zu
erwarten, wählte sie als vergleichendes Beispiel die Musik:
Karin Law Robinson-Riedl: And the
Winner is…
Sonntag,
15 Uhr, Vorspielnachmittag in der Aula der Klavierschule „Tastenglück“ zu Piepenhausen – Anfängerklasse:
Die Kirchturmuhr schlägt dreimal, der Saal, 150 Personen
fassend, bis auf den letzten Platz gefüllt, gezückte Speichermedien, klopfende
Herzen und glänzende Augen der Omas, Opas, Mütter, Väter, Freunde, voller
Erwartung und Vorfreude auf den großen Auftritt des künftigen Weltstars.
Einfühlsame Präsentation und Moderation des Schulleiters,
die über das Lampenfieber hinweghelfen.
Erscheinen der ersten Künstlerin: ein winziges
vierjähriges gelocktes Engelchen – Beinchen noch zu kurz, um die Pedale zu
erreichen, Spannweite der Fingerchen etwa je eine Quinte – also ist „Hänschen klein“
mit kleiner Akkordbegleitung links angesagt.
Rosa Denkwölkchen über den Köpfen im Zuschauerraum, als
das Engelchen den Hocker vor dem Flügel erklommen hat und loslegt:
Wie
sie die Tasten trifft!
Und
sie kann schon staccato spielen!
Man
sieht das Hänschen förmlich wohlgemut in die Welt wandern und die Mutter sich
grämen – schon eine richtige Interpretation!
Rauschender Beifall:
Einfach
süß und vielversprechend! Muss gefördert werden! Wie gut, dass sich diese
Musikschule so aufopfernd um den Nachwuchs kümmert!
Der Nachmittag schreitet fort: Ein Hoffnungsträgerlein
nach dem anderen wird für die Ewigkeit und die spätere Karriere fotografiert
und heimst die wohlverdienten Lorbeeren nebst Schokolade und Eis-Versprechen
ein. Immer schön dranbleiben, du
kommst noch ganz weit!
Die Darbietungen neigen sich dem Ende zu.
Da geschieht es: Eine ältere Dame betritt die Bühne.
Wiederum liebevolle Anmoderation für die Kandidatin –
aber doch im Ton anders.
Das „… obwohl so
jung, kann…schon“ verwandelt sich in ein „… obwohl schon in diesem Alter… will … noch“!
Und flugs werden die rosigen Denkbläschen über den Zuschauerköpfen
zu nachdenklichem Gewölk:
Was
will die denn hier?
Müssen
wir uns das jetzt auch noch anhören?
Geniert
sie sich nicht unter den ganzen Kindern?
Im
Alter lernt man doch nicht mehr so schnell: Wie lange die wohl geübt hat, um
dieses Stück – wenn auch achtbar – hinzukriegen?
Freundlicher Beifall – digital gespeichert wird der
Auftritt kaum, da wohl eine Karriere sowieso nicht mehr in Frage kommt – und
naturgemäß auch keine Omas, Opas, Mamas und Papas die Künstlerin umringen: Na ja, Mut hat sie. Toll immerhin, wenn man
in dem Alter sich noch sowas traut. Rüstige und aktive Senioren fallen der
Gesellschaft nicht zur Last!
Was
lernen wir aus dieser Geschichte?
Ältere
Anfänger werden nicht ernst genommen oder misstrauisch bis
mitleidig beäugt.
Und warum? Weil etwas am Bild nicht stimmt: Anfang wird mit „jung“ assoziiert, mit dem Aufbau einer Zukunft von vielen Jahren,
in denen sich der Mensch, in welcher Disziplin auch immer, weiterentwickeln
kann.
Die natürliche
Begrenzung der Lebenszeit steht dem entgegen.
Junge Anfänger können (selbst wenn sie die früheste
Kindheit schon hinter sich haben) mit dem Funktionieren des Kindchenschemas rechnen. Entzückende
Unbeholfenheit – ein Vorrecht der Jugend. Gerne hilft man(n) besonders dem
jungen Mädchen, das ja etwas noch nicht können kann!
Ein älterer unbeholfener Mensch dagegen ist entweder peinlich („Kann die/der das immer noch nicht?“) oder gehört in ständige Betreuung. („Hat die/der nicht alle Tassen im Schrank,
sich jetzt noch mit was ganz Neuem zu beschäftigen? Die/Der lernt es doch eh
nie mehr!“)
Junge
Leute dürfen auf der Suche
sein, nach ihrem Hobby, ihrem Stil, ihrem Lebensentwurf. Von älteren Menschen erwartet man eine klare Richtung. Ein Herumtasten auf
einem neuen Terrain passt wiederum nicht ins Bild: „Wahrscheinlich auch wieder so ein Selbstfindungsunternehmen – blöder
Modetrend! Hat die/der nichts Nützlicheres zu tun?
Fazit? Anfänger sollte man möglichst nur in
einem bestimmten Alter sein, um
nicht von vorneherein „ausgemustert“ zu werden?
Und doch gibt es heute so viel (Freizeit-) Aktivitäten,
die dezidiert nicht auf eine Altersgruppe beschränkt sind und bei denen sich
auch die Generationen treffen.
Ob im Sport oder in der Musik – Anfänger gibt es überall, jeden Alters, jeder Begabung, mit den
unterschiedlichsten Motivationen und Zielen.
So natürlich auch beim Tango argentino – einem Tanz, der (zunehmend) von älteren Menschen
aufgesucht wird, obwohl man Tanzen besonders mit Jugendlichkeit assoziiert.
Jenseits aller Generationen- bzw. Genderthematik gilt:
In
Anfängern streiten…
·
Unkenntnis bzw. Unsicherheit auf dem neuen
Gebiet
·
Angst vor dem Urteil der „Fortgeschrittenen“
oder gar „Meister“ des Faches
…mit der…
·
Neugier und Begeisterung
·
gespannten Erwartung neuer Erfahrungen
Diese Situation aber erlegt denen, die mit Anfängern zu
tun haben, eine Verantwortung auf,
zumindest ein gewisses Problembewusstsein, so sie an einer wirklichen
Weiterentwicklung des Tango argentino interessiert sind.
Die Freude und die positive Haltung eines Neulings sind
schnell durch Vorurteile, Besserwisserei und hochnäsige Ausgrenzung zu
ruinieren.
Leider aber muss man dieses Gegenteil sozialen Verhaltens
heute auf vielen Milongas beklagen.
Warum können manche „Insider“ Anfängern nicht mit der
Offenheit, Geduld und dem Feingefühl begegnen, die sie sich selbst als
ehemalige Anfänger damals gewünscht hätten oder sogar erlebt haben?
Lasst doch bitte diese dummen Machtspielchen nach dem „Kindergartenprinzip“: „Der Neue ist erst ganz kurz dabei, der
kriegt die tolle, gelbe Sandschaufel noch nicht!“
Aber auch ein Appell
an die Anfänger: Erkennt die oben genannten negativen Verhaltensweisen, mit
denen ihr vielleicht konfrontiert werdet, als das, was sie sind: borniert und
arrogant, lächerliche Machtproben. Lasst euch davon nicht entmutigen – im
Gegenteil: Wenn der Tango argentino euch wirklich
„gepackt“ hat, dann lernt zielgerichtet diesen Tanz zu seiner spannenden Musik
und kümmert euch nicht um „Botschaften“, die nichts damit zu tun haben, sondern
ganz andere Bereiche menschlichen Miteinanders meinen.
Die beste Methode, in einem neuen Betätigungsfeld
„anzukommen“, ist, möglichst viel darüber zu wissen und – vor allem – es zu lernen.
Daher gilt wie bei der Musik: Üben
und nochmal üben, ausprobieren, vergleichen und wieder üben!
Einfacher ist es leider nicht!
Aber je mehr man dafür tut, desto schneller wird man Herr
der Lage und braucht für die Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Ziele
die Urteile anderer nicht mehr!
„Jedem
Anfang wohnt ein Zauber inne“ – der Beginn mit etwas
Neuem, auch mit dem Tango argentino, ist die erste Stufe, der noch viele folgen
können, wenn man sie denn ersteigen will!
Und wenn ja, dann heißt es auf alle Fälle:
The winner is … the beginner!
The winner is … the beginner!
***
Herzlichen Dank an die Gastautorin für diesen nachdenkenswerten Text!
Ich
finde, mit einer Tatsache müssen Anfänger – in jeder Sparte, also auch im
Tango – leben: Dass es viele andere gibt, die es (noch) besser können. Ob dies eine
Ermutigung oder Abschreckung darstellt, entscheidet einerseits die „Willkommenskultur“
einer Szene, andererseits der Beginner selber.
Und,
liebe Männer: Ich kenne bei unserem schönen Tanz haufenweise Frauen, welche
sich sehr gerne mit Tanzpartnern befassen, die noch wenig können. Das Abspulen
von 35 „Figuren“ ist ihnen ziemlich wurst. Und sie tanzen weit lieber mit einem
netten Anfänger als mit einem arroganten Typen, der meint, nach dem Einkauf
besagter Tanzelemente schon der Größte zu sein, ja sie auf dem Parkett belehren
zu müssen. Vor allem aber kann man Veranstaltungen mit hohem „Zickenfaktor“
(genderneutral) meiden, selbst wenn alle hinrennen, und das etwas mehr Benzin
kostet.
P.S. Ideal zum Weiterlesen:
https://im-prinzip-tango.blogspot.de/2017/06/von-milongas-und-mausen.html
Es ist in allen (künstlerischen, sportlichen ...) Bereichen so: Wenn du Feuer gefangen hast, dann sollte es egal sein, ob du belächelt wirst oder nicht ernst genommen wirst, die Leidenschaft brennt einfach. Aber das soziale Umfeld reagiert oft verstört. Eigene Erfahrung! Ich selbst bin offensichtlich immer ein Spätberufener! SchonfFür meine Hochzeit ließ ich mir 35 Jahre Zeit :-) Bereits fest im Berufsleben verankert begeisterte mich die Singerei und ich verbrachte zwischen meinem 45. und 50. Lebensjahr viel Zeit in Workshops für Jazz, Chor, klassischen Gesang. Meist als einziger Mann, meist mehr als 20 Jahre älter als die anderen Teilnehmer. Aber es war mir schnurzpiepegal und auch allen anderen kümmerte diese Differenz an Lebensjahren nicht. Dadurch ermutigt trat ich später sogar mit einer (attraktiven und sehr talentierten) Sängerin auf, natürlich war der Applaus bei ihr enthusiastischer, aber das war mir sowas von egal....es machte uns allen (auch der Band) irren Spaß. Und so geht es mir beim Tango Argentino derzeit auch. 62 Jahre, graue Schläfen, ab und zu zwickt und zwackt es da und dort, aber das Feeling ist dennoch einfach toll! Ermuntert von den vielen positiven Beiträgen hier und auf Facebook freue ich mich schon wieder auf meine morgige Kursstunde und die Freiluft-Milonga am Samstag!
AntwortenLöschenLieber Ernst,
Löschenvielen Dank für diese kongeniale Ergänzung.
Ich wünsche dir ein gegenüber (Vor-)Urteilen anderer weiterhin resistentes Herz – beim Singen, Tanzen, wobei auch immer du Spaß und Lebensfreude genießt.
Herzliche Grüße
Karin
Auch wunderbar, Karin, ebenfalls danke für diese Einsichten.
AntwortenLöschenAlso wenn dies nicht gerade eine Graswurzelbewegung ist (^_^) , ich freue mich für alle die somit neuen/erneuten "Mut" fassen, ich kann gerade einen richtigen Flow in der Bewegung spüren :-)
Ein Anfänger schaut mich verzweifelt an; macht nix, Link geschickt, lesen lassen, drüber reden und Gut/Mut ist... Toll!
Das Internet ist doch was großartiges ;-)
Lieber Markus,
Löschendanke für den freundlichen und munteren Kommentar!
Nein, hier keine „Graswurzel-Aktion“! Wäre doch ein bisschen überhöht in dem Zusammenhang, oder?
Ganz einfach nur eine Ermutigung, sich von (Vor-)Urteilen anderer zu befreien und unbegründete Ängste abzulegen.
Weiterhin viel Freude und Aufbruchsstimmung!
Herzliche Grüße
Karin
Hallo Karin,
Löschennö, finde ich nicht überhöht.
Mit intellektueller Überhöhung haben andere so ihr Problem...
Es mag zwar "nur" ein Tanz sein, aber gerade beim Tango ist die emotionale Tiefe und die Bereitschaft sich anderen öffnen zu müssen, so dermaßen immanent, dass sich dies unweigerlich in den Alltag fortsetzen muss.
Und wenn diese aktuelle thematische Auseinandersetzung mit den Befindlichkeiten von Anfängern- im gesamten Bundesgebiet und darüber hinaus- in jeder Szene auch nur einen dazu bewegt, neuen Mut zu fassen und sich mit diesen Problemen nicht alleine zu fühlen, und dies auch in den Alltag übertragen wird, dann kann man sehr wohl von einer solchen sprechen, oder?
Euch auch noch viele weitere wunderbare Momente beim Tanz und bei was auch immer :-)
Liebe Grüße
Markus
Was sicherlich richtig ist und ich beim Schreiben immer wieder erfahre: Es gibt Einzelne, denen solche Texte sehr weiterhelfen und vielleicht sogar ihre ganze Einstellung zum Tango verändern.
LöschenDarauf werde ich öfters angesprochen; von vielen aber erfährt man es nie.
Neu ist momentan, dass man sich sogar traut, seine Erlebnisse mit Namen zu veröffentlichen. Diese Entwicklung finde ich äußerst positiv!
Lieber Markus,
Löschenwenn sich Mut zu Vernünftigem und Sinnvollem ausbreitet, dann mag es heißen, wie es will – ich find‘s einfach gut.
Dir wünsche ich viele positive Erlebnisse mit Gleichgesinnten, auf der Tanzfläche und überhaupt!
Viele Grüße
Karin
Gut... da wäre jetzt nur noch eine Kleinigkeit...gerne habe ich mich von Anfängern auffordern lassen, zumal das oft genug die Einzigen waren, die mir die Ehre gaben, leider endete das aber oft genug so: Freudestrahlender, älterer Herr kommt, bittet reizend und höflich um einen Tanz, natürlich wird er angenommen, und dann geht´s los: Sehr schnell merkt dieser, dass das Ganze doch nicht so einfach ist, wird nervös, stolpert über seine Füße (und leider auch über meine, wie, ist mir jedesmal schleierhaft)und mir bleibt die angenehme Aufgabe, eine gefühlte halbe Stunde zu verhindern, dass entweder er oder ich oder wir beide zu Boden gehen, dazu habe ich noch dafür zu sorgen, dass das Ganze auch noch einigermassen ausschaut. Und was kommt am Ende? Anstatt sich zu bedanken, höre ich dann sowas wie:"gell, es ist schon was Anderes, wenn man mal nicht mit dem eigenen Partner tanzt" oder "Mei, Du nimmst es aber genau beim Tanzen!"...Ich bin keine Anfängerin, nur mal so, aber meine Herren, sowas macht halt schon gar keinen Spaß!
AntwortenLöschenLiebe Lydia,
Löschengut, das sind die Kollateralschäden, die ich natürlich ebenso bei einigen Tänzerinnen erlebt habe.
In der Mehrzahl aber machen sich Anfänger beiderlei Geschlechts zu viele Sorgen. Einige wenige sind sofort von ihren Fähigkeiten überzeugt und meinen dann noch Belehrungen ablassen zu müssen.
Das Dumme ist, dass die mit zu geringem Selbstvertrauen häufig wieder aus der Tangoszene verschwinden, während die Selbstüberschätzer auf jeden Fall beim Tango bleiben. Nicht selten geben sie sich alsbald als Tangolehrer aus…
Danke für Deinen Beitrag und liebe Grüße
Gerhard
Liebe Lydia,
Löschenstimmt! Leider gibt es auch Anfänger (und durchaus auch Fortgeschrittene), die sich selbst überschätzen und ihre eigenen Schwächen lieber auf andere und anderes schieben.
Vorschlag gegen möglichen Frust bei solch einem Taumel-Tret-Ringkampf-Tanz: Situation in Gedanken und Handeln umwidmen!
Für diese Runde geht’s (halt leider wohl) nicht um Tanzgenuss, sondern um sportliches Training, eine Herausforderung an die eigenen Kräfte. Wenn man solche Kandidaten UND sich selbst aufrecht halten, den fremden Füßen wendig ausweichen kann, dann hat man wenigstens was für die eigene Achse und seine tänzerische Geschicklichkeit getan…
Kommentare, wie du sie zitierst, sind wirklich nicht leicht zu packen, aber ich fürchte, eine inhaltsschwere Diskussion darüber ist in solchen Fällen fruchtlos.
Lieber die persönliche Unsicherheit des Kandidaten daran ablesen, abhaken und die nächsten Tänze mit einem einfühlsamen, möglichst schweigsamen Partner dahinschweben!
Ich wünsch dir viele Genuss-Tango-Runden!
Liebe Grüße
Karin
Ihr Lieben,
Löschenja, das stimmt, leider macht frau auch diese Erfahrungen. Allerdings nach meiner eigenen ebenso mit Fortgeschrittenen bzw. auch mit sehr guten Tänzern. Bei Anfängern sind es vielleicht solche unbeholfenen Selbst-Rechtfertigungen, warum es nun nicht so gut geklappt hat. Da muss man als Frau vielleicht auch bissl drüber weg hören. Evolutionsbedingt fällt es der männlichen Spezies einfach schwerer zuzugeben, dass die Frau die Nase in einer Sache vorn hat. Wir Frauen dürfen dies doch seit noch nicht mal 100 Jahren... ;-)
Gerade Anfänger sind ja nicht nur in puncto Schritte und Figuren noch Anfänger. Wenn sie es nicht vom Tanzlehrer/Tanzlehrerin lernen oder hören, dann machen sich gewisse Muster oder Ansichten breit, welche man ihnen auch erst so nach und nach anders erklären muss. Beispiel enge Tanzhaltung: Wer nur enge Tanzhaltung erlernt und darüber hinaus die notwendige Flexibilität diesbezüglich missen lässt, der wird m.E. bald auch mit fortgeschrittenen Tänzerinnen an seine Grenzen kommen. Klappt es nämlich nicht, wird frau gerne noch ein wenig enger genommen. Nicht förderlich.
Und m.E. hat sich die Tatsache, dass Frauen „auch was wollen dürfen“ auch noch nicht so recht herum gesprochen. So passiert es mir immer wieder, dass Männer (und hier nicht nur Anfänger) nicht akzeptieren, wenn ich ihnen nonverbal-freundlich zu verstehen gebe, dass ich keine enge Tanzhaltung möchte. Und das hat oft einfach nur damit zu tun, dass es offen besser klappt. Und gerade im Zusammenhang mit der engen Tanzhaltung habe ich den Eindruck, dass (Anfänger)Männer das gerne mal persönlich nehmen, wenn frau da was „korrigiert“. Mehr, als würde man eine Schrittfolge mit ihnen korrigieren.
Unhöflichkeit und mangelnde Selbstreflexion gibt es überall. Dass den Männern bzw. Führenden beim Tango hier ihre eigene Verantwortung auch ständig vor Augen gehalten wird, das macht es nicht besser und muss man(n) auch erst mit der Zeit verarbeiten. Aber auch das geht nur mit üben, also tanzen, Erfahrungen sammeln, gute wie schlechte, auch mal bissige Bemerkungen wegstecken (genderübergreifend) und vielleicht mal drüber nachdenken.
Was gleichen derlei Erfahrungen bei mir aus?
DAS selige Tango-Lächeln im Männergesicht.
Liebe Grüße
Sandra
Liebe Sandra,
Löschenmir scheint, das Wichtigste sind Selbstbewusstsein und Flexibilität.
Wer selbstbewusst und flexibel genug ist, braucht keine Machtstrategien und interpretiert z.B. Zurückhaltung gegenüber enger Tanzweise nicht gleich als „Fehler“ oder gar Missachtung, sondern kann auch mit vielleicht unerwarteten Reaktionen der Tanzpartner/innen souverän umgehen und entsprechend darauf reagieren.
Das schönste Erlebnis bringt doch ein echter Dialog im Tanz, und den gibt es nur in einer „symmetrischen Kommunikation“.
Viele „lächelnde Tangoerlebnisse“ wünsche ich dir
Karin