Ein Netz voll Dreck
Als
Blogger bekommt ja selbst beim
harmlosen Thema „Gesellschaftstanz“ (sprich hier: Tango) so einiges um die
Ohren, was weder ein akustisches noch ein olfaktorisches Vergnügen darstellt.
Dennoch
wird man ganz zufrieden, ja demütig, dass man sich mit einem doch harmlosen
Sujet befasst und nicht etwa Bundeskanzler
werden möchte.
Offenbar
bringt es etliche – ich sage mal mit formeller Höflichkeit – Personen schon in
Rage, dass die älteste deutsche Partei, die seit mehr als 150 Jahren nicht
direkt Diktaturen unterstützt, es wagt, hierzu überhaupt einen Kandidaten
aufzustellen – und nun noch gar einen ehemaligen Schulabbrecher und Alkoholiker,
welcher es dennoch hinbekam, Karriere zu machen und so frech war, hierfür ein
ordentliches Gehalt zu beziehen.
Bei
Nachrichtendiensten mit Kommentarfunktion motivieren Nachrichten über Martin Schulz derzeit wohl jeweils Hunderte
von Ballonseiden-Anzugträgern, die eher erwerbsfrei auf der Couch lungern,
das ins World Wide Web zu blasen, was sie für freie Meinungsäußerung halten.
Ich
habe einige Stunden damit verbracht, den schönsten Schwachsinn
zusammenzustellen – würde ich dafür Geld bekommen, wäre hierfür sicherlich eine
dicke Schmutzzulage fällig - wobei die Redaktion schon etliche Beiträge gelöscht hat!
Die
Quelle ist hinter jedem Zitat vermerkt;
ebenso ist der Autor angegeben – ich will ja nicht schon wieder Probleme mit
dem Urheberrecht bekommen… Und die Sprüche sind, damit’s wenigstens ein
bisschen lustig wird, nicht rechtschreibkorrigiert.
Quellen:
(3)
https://web.de/magazine/politik/wahlen/bundestagswahl/gabriel-fortsetzung-grossen-koalition-32227396
Das – eventuell auch im persönlichen Leben wichtige –
Thema Alkohol reizt natürlich viele
Kommentatoren zu fachkundigen Stellungnahmen:
Lutz Abel:
„sehen so
Weinbrandnasen aus ? wie PEINLICH ! und der will Bundeskanzler werden NEIN
DANKE !“ (3)
„Alki bleibt Alki sein
Laben lang !“ (1)
Artur Skolud:
„Kanzlerkandidat ohne
Hochschule und mit Alkoholproblem!! Nur in Deutschland ist sowas möglich!!!!“
(1)
Andreas Schütz:
„Die Inhalte eines ex
Alkoholikers lassen sich kaum beschreiben. Mehr Suff für alle ? Der hat für
mich genauso viel in der Politik zu suchen ,wie alle anderen Lobbyisten. Frau
Merkel hat Europa bzw. Deutschland verspielt. Mit Ihrer aktuellen Haltung
gegenüber Erdoan, hat sie sich gänzlich ins Abseits geschoben.“ (2)
Wa Ta:
„Der trockene
Alkoholiker Schulz hat gesprochen .Frust gegenüber der AfD .Warum ? Weil die
etablierten Parteien eine riesige Angst vor Punktabgaben haben .Das bedeutet
nähmlich ,ganz einfach weniger Kohle .Alles andere ist doch Geschwätz , ,was interessiert mich mein....' Adenazers Worte . So haben die ganzen
etablierten Parteien es bisher gehalten .Ich wähle die AfD .“ (3)
Tja,
bei so viel Frust muss man sich
schon mal selber einen genehmigen, und das schlägt sich bekanntlich auf die
deutliche Aussprache: Das Laben lang Erdoan und Adenazer, hicks!
Wie
ich auch schon erfahren durfte, erregt Popularität
Aggressionen, da sie ja die Aufmerksamkeit von der eigenen, offenbar bedeutungslosen
Existenz abzieht:
Matthias Müller:
„Was soll das
Gekreische bei Schulz auftritten? Lässte er Manna vom Himmel regnen oder
verwandelt er Wasser in Wein? Dieser ehemalige Säufer mit dem Habitus eines
glatzköpfigen Benediktiner Mönches.“ (2)
Joachim Peiper:
„Schlimm, in jeder
Nachrichtensendung das Parteigeschrei von dem roten Brüllaffen. Da hat ein Marktschreier-Wettbewerb
mehr Niveau. So weit unten schon die Sozis, dass einer mit der Vorgeschichte
noch bejubelt wird wie der Heiland. ‚Er machts mit Bauch und Gefühl‘ - Klar mit
dem Bauch, im Kopp ist ja nicht viel zu wollen und viel Gefühl für Absahnen, Raffen,
sich nen Fetten machen auf Kosten Anderer.“ (2)
Mutfried Gotikus:
„100% der Delegierten
haben ihn gewählt, allerdings nichts besonderes für einen Messias gerade jetzt
vor Ostern. Kim Jon Ung wird neidisch sein“ (3)
Uta Venjakob:
„Was hat dieser
Mensch bisher von sich gegeben? Nichts als Phrasen. Er hat den Lehm an den
Füßen (Bürgermeister in Würselen - vorher nie gehört) trotz Brüssel einfach
nicht verloren. Es muss schon schlimm um die SPD sein, wenn sie solch einen
Hype wegen eines Provinzlers macht. Armselig!“ (2)
Klar!
„Wo liegt eigentlich Pfaffenhofen?“
musste ich mich auch schon öfters fragen lassen, zuvörderst bei dem, was ein
berühmter Tangoblogger einst mit einer Buchrezension verwechselte… Aber wenn’s einer
weiß – ist man dann populär oder doch schon populistisch – oder gar „popolistisch“?
Gisela Scheffler:
„Verstehe jemand die
SPDler. Diesen Popolisten in den Polithimmel heben und andere als Popolisten
beschimpfen. Ich hoffe, er wird bis zu den Wahlen von den anderen Parteien
entlarvt. Nie wieder SPD-waren mit an der Regierung und haben Deutschland mit
Illegalen überschwemmt und es wird weitergehen.“ (2)
Helga Hase:
„Populist wird ja von
der ungebildeten Journalie neuerdings als Schimpfwort für alle Politiker, die
nicht linksextrem sind, verwendet. Doch was ist eigentlich Martin Schulz
anderes als ein Populist???“ (1)
Natürlich
wird das 100 Prozent-Wahlergebnis von Schulz gerne mit Pseudowahlen in Diktaturen verglichen:
Oskar Schönherr:
„Auf dem Weg von der SPD zur SED. Die 100% stimmen schon mal. Worin wird
bloß der Unterschied bestehen zwischen der ‚kommunistischen‘ DDR und einer
rot-rot regierten Bundesrepublik?“ (2)
Heike Jaschniok:
„Wer 100% der Stimmen
erhält ist verdächtig.
Wer den Ball hat, der wird gejagt. Und in der Politik und Wirtschaft gnadenlos bisweilen mit hinterfurzigen Mitteln.“ (2)
Wer den Ball hat, der wird gejagt. Und in der Politik und Wirtschaft gnadenlos bisweilen mit hinterfurzigen Mitteln.“ (2)
Genau!
Jagen wir den „Popolisten“ mit „hinterfurzigen Mitteln“! Dessen persönliche
Ehre ist da kein Argument:
Jürgen Fr.:
„Der größte Blender
aller Zeiten“ (2)
Horst Tschakomo:
„Der Schulz ist doch
nur ein vorgeschobener Dampfplauderer für eine aussterbende Partei.“ (2)
julia Schmitt:
„Schulz ist wie
Merkel nur Dummes Gelaber ohne Inhalt oder Ideen.“ (2)
Otto von Schott:
„Schmarren! Ein
Lügner, Heuchler und Trickser ist er, sonst gar nichts.“ (1)
Bildung ist für die Bildung
von Meinungen keine Voraussetzung:
Evi Dörner:
„Was soll EUER
RUMGEMÄCKER der sagt wenigstens was und du Dicker Sigmar werfe den ersten Stein
als wenn du nie Miest gebaut hast dieser Mann kann mehr als DU- JA LIEBER WIE
FRAU MERKEL PRÄDIGEN was so eine Pastorentochter halt tut“ (2)
Jürgen Eckhardt:
„In der
Nachkriegeszeit haben wir zweimal Legislaturperioden mit SPD Verantwortung
gehabt. Es ist zweimal kläglich gescheitert. Die anderen mussten es wieder
richten.“ (2)
In
dem Fall darf’s ich mal richten: Die SPD-geführten Kabinette in der „Nachkriegeszeit“
waren:
1969-1974
(Willy Brandt)
1974-1982
(Helmut Schmidt)
1998-2005
(Gerhard Schröder)
Auch
in der Metaphorik sollte man es
aufblitzen lassen:
Bernd -Udo Bartel:
„Diese SPD-
Jubilanten saugen Sprechblasen auf und verdauen sie zu fragwürdiger
Realität...?? Da waren damals die Kinder in Hameln klüger, denn NICHT ALLE sind
dem Rattenfänger auf dem Leim gegangen, und dessen Antik-Woo- Woo- Zela klang
wesentlich realitischer!“
Wahrlich,
was da im Internet in die Vuvuzela getrötet wird, ist eine Mischung aus Dummheit,
Neid und Hass von zu Recht verhinderten Talentlosigkeiten!
Da
bin ich doch ganz froh, wenn es in meiner bescheidenen Tango-Enklave friedlicher zugeht! Sprüche wie „Stinkstiefel“, „rechthaberische
Überheblichkeit“, „intellektuelle Vergewaltigung“, „unverbesserliche Ignoranten“
oder „Tourette-Syndrom“ stecke ich doch
locker weg…
Und selbst in der Facebook-Gruppe „Tango München“ darf man inzwischen
sogar politische Meinungen
veröffentlichen, wenn es denn die rechten sind – doch um bekannte
Zieseligkeiten betreffs Urheberrecht zu vermeiden, verlinke ich es lieber nur
für Facebook-Nutzer:
P.S. Ich bin sehr froh darüber, dass in unseren Volksvertretungen nicht der Durchschnitt des Volkes sitzt…
Zum Thema Schnapsnase und Volksvertreter empfehle ich dem Tangofreund M.A. Numminen: "Ich mit meiner Braut im Parlamentspark".
AntwortenLöschenJa, das skandinavische Demokratie-Verständnis können wir uns schon zum Vorbild nehmen... bis auf den Alkohol!
LöschenIm Internet weiß man nie wie groß eine Gruppe ist. Ist das eine pöbelnde Minderheit die wir Dank Internet jetzt als allgegenwärtig wahrnehmen? Ist das tatsächlich eine Mehrheit die wir ohne Internet nicht kannten weil wir in einem anderen Umfeld lebten? Ist das was dort betrieben wird Ernst oder nur eine Art von Freizeitsport?
AntwortenLöschenEgal was nun was ist, der Austausch ist wichtig und gerade auch der Austausch mit Menschen anderer Meinung. Ein Problem sind in der Tat Beleidigungen und andere strafbare Äußerungen. Da sollte aber nicht Facebook zur Löschung gezwungen werden oder gar im vorauseilenden Gehorsam selber Beiträge löschen weil das für den Kommentierenden keine Konsequenz hat. Der lernt dadurch nichts. Ich bin der Meinung wir sollten weniger Geld für Überwachungsinfrastruktur ausgeben und im Gegenzug mehr Polizisten beschäftigen die sich unter anderem um sowas kümmern.
Klare Empfehlungen zu dem Thema sind:
http://alternativlos.org/31
und
http://alternativlos.org/35
Ich glaube nicht, dass diese Gruppe sehr groß ist. Bei den über 500 Kommentaren, die ich mir angeschaut habe, wiederholen sich manche Namen auffallend. Teilweise werden sogar gleiche Texte immer wieder eingestellt.
LöschenManchmal drängt sich mir der Vergleich mit Kindern auf, die sich auch daran freuen, möglichst "unanständige" Ausdrücke zu verwenden, um damit die Erwachsenen zu schockieren.
Ansonsten völlig einverstanden: Um heftige Beleidigungen, Verleumdungen etc. sollte sich die Staatsanwaltschaft kümmern. Nur durch Löschen lernen diese Herrschaften nichts.
Danke für den interessanten Beitrag und die spannenden Links!
Beim Pöbeln geben sich beide Seiten nix (ich mag beide Seiten nicht, aber wenn man sich so ansieht, wie schnell jeder der anderer Meinung als die "Guten" heutzutage als "Nazi" oder so verunglimpft wird, und gleichzeitig darauf gepocht wird, Meinungsfreiheit und Demokratie zu vertreten, wird MIR(!) doch anders zumute ...)
AntwortenLöschenZu Schulz hat der Blogger Hadmut Danisch (der mag die SPD nicht, aber den muss man selber auch nicht mögen ;-) ) ein paar aktuelle Presseartikel verlinkt: http://www.danisch.de/blog/2017/03/21/schulz-bashing/#more-16994
Und jetzt wieder weg von Politik und Wahlkampf und zurück zum Tango? ;-)
Na ja, etwas Tangobezug hat die Sache für mich schon...
LöschenIch habe mir die über 500 Kommentare angeschaut und sehe da zu 90 Prozent eine Seite, nämlich reaktionäre Spinner.
Und, sorry, der Herr Danisch und das, was er verlinkt, ist auch ziemlich tendenziös und bösartig, nicht mein Geschmack.
Und klar, Meinungsfreiheit heißt nicht, sagen oder schreiben zu dürfen, was man will. Die Achtung vor der Würde des anderen, auch wenn man ihn hart angeht, hat ebenfalls Verfassungsrang.
Begegnung zwischen Wirklichkeit und Fiktion
AntwortenLöschenDas Thema „Mobbing im Internet“ ist (längst) in der Kriminalliteratur angekommen.
Worum es geht:
Ein junger Mann, Hauke Hinrichs, der u.a. in einem Restaurant arbeitet, ist scheinbar durch Selbstmord ums Leben gekommen, wohl auch, so die Vermutung, weil man ihn im Internet beschimpft und gedemütigt hat.
Kripo-Ermittler Weller wird von dem ihm bekannten Taxichauffeur Wunsch, der gelegentlich Umgang mit dem Opfer hatte, über bestimmte Mechanismen des Internet-Mobbing „aufgeklärt“.
Der Textausschnitt:
„Kanntest du Hauke Hinrichs?“, fragte Weller. „Jau, das kann man wohl so sagen. Ich habe bei ihm im Laden eine Alarmanlage eingebaut und zwei-, dreimal bei ihm gegessen. Übrigens gar nicht übel. Der hatte ganz originelle Ideen, was man so mit Hering alles machen kann. Du glaubst es nicht!“
„Hat ihm aber wohl alles nichts genutzt“, sagte Weller, und Karl Wunsch bedauerte: „Nee. In der ersten Woche kamen Leute wohl mal aus Neugier, aber dann ging eine richtige Kampagne gegen ihn los. Der war erschüttert, ja wie gelähmt. Und ich glaube auch, dass die gemerkt haben, dass sie ihn treffen, und dann haben sie erst richtig aufgedreht.“ „Wer sind die?“, wollte Weller wissen. „Na, Trolle. Hater! Irgendwelche anonymen Wichser, die sich einen darauf runterholen, jemand öffentlich fertigzumachen. Wenn du mich fragst, ein Fall für die Kripo. Aber er konnte nichts machen. Ihm hat keiner geholfen.“
Weller verstand das durchaus als Vorwurf und fragte: „Hat er denn um Hilfe gebeten? Hat er jemanden angezeigt?“
Karl Wunsch winkte ab. „Das ist doch ein Kampf gegen Windmühlen. Der war total verzweifelt. Die haben ihn fertiggemacht, und er war nicht einmal in der Lage, herauszufinden, ob ein Mann oder eine Frau dahintersteckte.“
„Du meinst, es war nur eine Person?“
Karl Wunsch verzog die Lippen. „Treten solche Psychopathen in Rudeln auf? Ich stelle mir einen einsamen, verhärmten, hassenden Menschen vor, der an zig verschiedenen Computern über verschiedene IP-Adressen mit immer neuen Identitäten versucht, den Eindruck zu erwecken, er sei eine Gruppe oder habe die Massen hinter sich.“
Weller sah Wunsch fragend an.
„Na, Mensch“, erklärte Wunsch, „der schreibt als Häuptlingssohn eine üble Kritik und gibt sich dann als Indianerprinzessin selbst recht und bewertet die eigene Schreibe später als Prinz Eisenherz mit fünf von fünf Sternchen. So bekommt dieses Würstchen ein Gefühl von Macht.“
Quelle: Klaus-Peter Wolf: „Ostfriesentod - Der elfte Fall für Ann Kathrin Klaasen“
(Ersch. 16.2.2017 Fischer-Taschenbuch, hier zitert nach der Kindle Edition)
Fazit:
Ein vernichtendes Urteil über „Trolle“ und deren mangelndes bis völlig fehlendes Selbstbewusstsein sowie die sich daraus ergebende Machtgier. Undenkbar für solche Leute, öffentlich ihre Meinung zu sagen, daher verstecken sie sich hinter verschiedenen Identitäten und/oder in Gruppen und hacken lustvoll aus dem Hinterhalt bzw. aus einem scheinbar geschützten Raum auf ihren Opfern herum.
Nichts ist schlimmer für solche Existenzen, als ihre Anonymität plötzlich aufgehoben zu sehen, was sie in die Situation bringt, ganz alleine für ihre Ansichten geradestehen zu müssen.
Wie nah sich doch oft Wirklichkeit und Fiktion kommen!
Interessanter Kriminalstoff!
AntwortenLöschenIch glaube, das wirksamste Mittel (diesseits juristischer Interventionen) ist, diesen Herrschaften ein "Auswärtsspiel" zu bescheren. Wenn wieder mal einer drastisch über mich herzieht, kann er seinen Käse - von mir kommentiert - auf diesem Blog lesen.
Komischerweise mögen das solche Leute kein bisschen. Man fühlt sich sicherer in einer Gruppe Gleichgesinnter. Realsatire ist dann der Vorwurf an mich, ich würde die (meist anonymen) Zeitgenossen "an den Internet-Pranger" stellen.
Oder - auch lustig - ich dürfe das, was die so von sich geben, gar nicht zitieren, von wegen Urheberrecht... Dabei sollten die Sprücheklopper doch froh sein, wenn ich ihre Äußerungen weiter verbreite!
Aber von mir als "Tanzbär" am Nasenring durch meine Manege geführt zu werden, scheint heftigst abzuschrecken.
Kann ich nur jedem empfehlen!