Liebes Tagebuch… 20



Auf meinem Lieblings-Tangoblog geht es derzeit um die „Qualität im Tango“. Ich will den Autor hier gar nicht kritisieren – manchmal hat er ja sogar Recht.

Aufschlussreich fand ich allerdings den Kommentar eines Veranstalters, DJs und Tangolehrers (seffaständlich inzwischen zum Traditionalisten mutiert), der seine persönliche Sichtweise zum Thema u.a. wie folgt beschreibt:

„Jede Tanda wird gefühlt tausendmal schöner, wenn ich vor dem Betreten der Tanzfläche vom Nachfolgenden wahrnehmbar eingeladen werde. Ob es nun ein freundliches Lächeln oder ein Cabeceo ist, ist nicht entscheidend. Allein das Gefühl, vor Jemandem zu tanzen, der mich eingeladen hat gibt ein wunderbares Gefühl. Und das bleibt manchmal nachhaltiger in Erinnerung als mancher Tango.“

Bevor sich nun vor lauter Karma (oder gar Karamell) fliegende Hitzeschübe einstellen: Der Herr ist mir persönlich bekannt. Wegen ihm habe ich einmal 270 km vergeblich zurückgelegt, und das in einer Silvesternacht:
Statt des angekündigten, gemischten Musikprogramms gab es auf dieser Milonga nämlich weitgehend Langweiler-Klassik. Der Grund: Der Betreffende, welcher sich in der Ronda derartig feinfühlig bewegt, hatte den Veranstaltern so lange zugesetzt, bis sie ihn als DJ akzeptierten.

Nicht zum ersten Mal durfte ich erleben, dass die Prediger süßlichen Código-Sermons an den Ellbogen mit Reißnägeln ausgestattet sind – Tartuffe lässt grüßen!

Aber ich habe für den Jünger der Ronda-Begrüßungskultur ein Angebot: Wenn er mir den Supermarkt angibt, in dem er einkauft, reserviere ich ihm samstags einen Platz vor der Kasse. Er kann dann an der Schlange vorbeigehen und wird von mir persönlich direkt zur Kassiererin eingewunken – notfalls sogar per Cabeceo.

Vielleicht kann er dann sogar ganz auf’s Tanzen verzichten. 999 von tausend gefühlten Glückspunkten hat er so schließlich schon erhalten...

Kommentare

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