Aus unseren alten Turnier-Zeiten

 

Dass ich mit meiner Frau einige Jahre Turniere getanzt habe, wird bereits 2010 in der 1. Ausgabe meines „Milonga-Führers“ beschrieben. 15 Jahre lang wurde dieses Faktum nie hinterfragt. Derzeit aber versucht eine Gruppe von „Kritikern“ wirklich alles, um meine „Tanzografie“ anzuzweifeln. Einer, der inzwischen von mir nicht mehr genannt werden möchte, schrieb kürzlich:    

„Du warst Standard-/Lateintänzer, nach eigenen Angaben ‚aus Spaß an der Freude‘. Doch du urteilst über professionelle Tangopaare, Lehrer:innen und Künstler:innen, als hättest du auf WM-Niveau getanzt. (…)

Es wäre gut zu wissen, wie viele Titel du tatsächlich gewonnen hast – nicht um sie dir abzusprechen, sondern weil man durch Offenheit am meisten Respekt gewinnt. Und vielleicht würde dir genau diese Transparenz die Anerkennung bringen, die du so oft anderen versagst.“

https://tangoblogblog.wordpress.com/2025/04/27/offener-brief-von-christian-beyreuther-an-gerhard-riedl/

Aufklärung hätte der Herr in meinen Tangobüchern gefunden:

„Nicht mit achtzehn, wie ursprünglich erhofft, sondern mit 48 trug ich erstmals die Rückennummer, die mich als Teilnehmer eines Tanzturniers auswies. In realistischer Einschätzung unserer Möglichkeiten hatten wir uns nicht für den Leistungssport, sondern den ‚Breitensport‘ entschieden, also Turniere für Hobbytänzer – ohne Klassen und Ranglisten. Man traf sich einen Nachmittag lang mit Mannschaften oder Einzelpaaren anderer Vereine, und ohne allzu viel Prunk und Glitzer wurde ein Sieger ermittelt. Es war dennoch aufregend genug, ‚von jetzt auf gleich‘ für eine Minute dreißig, unterstützt vom Beifall der vereinseigenen Fans und unabhängig von der eigenen Stimmungslage, Höchstleistungen abzurufen und sein choreografisches ‚Programm‘ durchzubringen. Die Wertungen auf hoch gehaltenen Nummerntäfelchen, die man sich anschließend – ohne Rücksicht auf deren Qualität und Fachkunde, mit lächelndem Gesicht und Verbeugung, abzuholen hatte, trugen schnell dazu bei, allzu optimistische Selbsteinschätzungen zu korrigieren, bescherten uns jedoch eine nervliche Stabilität, von der wir heute noch zehren. (…) In den nächsten Jahren tanzten wir über 40 Turniere, von Landau in der Pfalz bis Rosenheim, manchmal als Sieger, manchmal als Letzte, oft im guten Mittelfeld.“

Quelle: „Der noch größere Milonga-Führer“, 2. Auflage 2016, Verlag BoD, S. 29

Aber leider gibt es eine Sorte von Kritikern, welche zwar von mir genaueste Auskünfte fordern, selber aber offenbar nicht fähig oder Willens sind, sauber zu recherchieren. Beispielsweise könnte man ja mal den „Milongaführer“ lesen…

Unser letztes Turnier tanzten wir 2005. Damals hatten wir uns schon an die sechs Jahre mit dem Tango argentino beschäftigt – parallel zu unserem Turniertanz.

Das Problem ist halt, dass eine Recherche im Internet nicht viel bringen dürfte, da die Wettkämpfe nicht gerade „Weltgeltung“ hatten und es Ende des 20 Jahrhunderts mit dem Internet noch nicht weit her war.

Wir waren in etlichen Vereinen aktiv, vor allem den Tanzsportabteilungen des TSV Mainburg und des ESV Ingolstadt. Viel profitierten wir in meiner Heimatstadt vom Tanzsport-Trainer Christian Fahn und vor allem vom dreifachen Welt- und Europameister der Professionals Hans-Peter Fischer, der leider 2019 verstorben ist. Wir werden den Unterricht bei ihm und seiner Frau Lilia nie vergessen – fachlich und menschlich. Fischer war ein echter Gentleman, seine Frau eine Lady. Nie fiel in ihrem Unterricht ein arroganter Spruch oder eine böse Bemerkung.

https://trauer.donaukurier.de/traueranzeige/Hans-Peter-Fischer/30649

Nachdem wir dort alle möglichen „Tanzabzeichen“ (bis zu „Gold Star“) absolviert hatten, reichte uns das nicht mehr – wir wechselten zum Turniertanz.

Glücklicherweise hebt meine Frau ja fast alles auf – gerade brachte sie mir einen dicken Ordner mit der Aufschrift „Tanzsport“, den ich gerade durchblättere:

Anfangs machten wir bei kleinen Turnieren mit, die unser Tanzsportclub mit einem anderen Verein organisierte. Später meldeten wir uns öfters als Einzelpaar bei größeren Wettbewerben an.

In guter Erinnerung haben wir beispielsweise ein Turnier in Landau/Pfalz, wo wir in den Tänzen Slowfox, Quickstep, Samba, Cha Cha Cha, Rumba, Paso Doble und Jive 2004 einen ersten Platz belegten.

Besonders stolz waren wir auf den 1. Platz in der Latein-Sektion bei der „Bayern-Trophy“ 2004 in Unterschleißheim, einem landesweiten Wettbewerb. In der Kombination mit Standard wurden wir Zweite.

Insgesamt waren es wohl zwischen 1997 und 2005 an die 40 Turniere, an denen wir teilnahmen.

Ein Problem war, dass die „Senioren“ lieber Standard-Wettbewerbe wählten, da ihnen der Latein-Tanz nicht behagte. Und auch die Allround-Kombination Standard/Latein wurde nur selten angeboten. Unsere Lieblingstänze aber waren Rumba, Jive und Paso Doble. Am schlechtesten schnitten wir stets im Tango ab – vielleicht fühlten wir schon damals, dass dieser Tanz mehr sein konnte als zackiges Herummarschieren.  

Klar, es waren oft sehr kleine Meisterschaften – dennoch rate ich jedem, das mal auszuprobieren: Es ist schon aufregend, sich vor den gestrengen Augen der Wertungsrichter und des Publikums zu produzieren und zu wissen, dass jeder „Fehler“ genauestens vermerkt wurde. Meines Wissens hat keiner meiner momentanen „Tango-Kritiker“ dieses Wagnis jemals unternommen.

Für eine kurze Zeit auf dem Parkett geht mindestens ein ganzer Tag drauf: Packen, Fahrt, Umziehen, Eintanzen sowie vor allem stundenlange Warterei, bis man dann für einige Minuten Höchstleistung abrufen soll. Und schließlich in dem Bewusstsein heimzufahren, dass man in der Vorrunde rausgeflogen ist. Und auch das haben wir natürlich etliche Male erlebt.

Ich habe gerade meine Frau befragt, ob wir uns jemals in der Garderobe oder nach dem Wettbewerb gezofft hätten. Tatsächlich war das wohl nie der Fall. Unsere Einstellung war stets, dass wir auf der Tanzfläche Spaß haben wollten. Wie dann die Experten das beurteilten, war nicht unsere Sache. Und ich glaube, dieses Gefühl hat oft auch das Publikum erreicht. Die Wertungsrichter – na ja – manchmal nicht. So what?

Mir braucht also niemand etwas über die „seelische Verbindung im Paar“ erzählen. Ohne die hätten wir längst mit dem Tanzen aufgehört – oder nie begonnen. Ich finde, sie ist die Grundvoraussetzung jedes Paartanzes.

In diesem Sinne bedanke ich mich bei Karin dafür, dass sie mich nie als „tänzerischen Erfolgsgaranten“ behandelt hat. Das ist auch im Tango keine Selbstverständlichkeit. Erst recht umgekehrt, indem man seitenlang über den eigenen Tanz schwafelt, ohne die Partnerin überhaupt zu erwähnen.

Soweit es Alter und Gesundheit zulassen, werden wir mit dieser Einstellung weiterhin das Parkett betreten. Die andere überlassen wir Leuten, die vor lauter Ehrgeiz die Seele des Tango vergeblich suchen.

P.S. Natürlich wird eine gewisse Leser-Spezies auch hier wieder versuchen, alle meine Angaben in Zweifel zu ziehen. Nur zu! Nur sollte man dann andere Seiten zur Kommentierung wählen.

P.P.S. Klaus Wendel (oder welcher Ghostwriter auch immer) hat sich nun zum obigen Artikel geäußert. Natürlich zieht er hämisch über meine Tanzsport-Erinnerungen her, bei denen ich „aus verstaubten Aktenordnern“ zitiere. Das war zu erwarten:

https://www.tangocompas.co/nachwort-drama-riedl-vom-breitensport-zum-breitmaul-wie-man-sich-aus-altpapier-eine-kritikerkarriere-bastelt/

Blöd, dass mir vor 30 Jahren nicht einfiel, entsprechende Bestätigungen einzuholen und aufzubewahren, um sie heute irgendwelchen Neidhammeln vorzulegen! Aber sie würden eh nicht geglaubt.

Nur am Rande sei darauf hingewiesen, dass keiner meiner Kritiker großzügig mit biografischen Daten ist. So könnte Herr Beyreuther ja mal erzählen, wie er überhaupt zum Tango gekommen ist. Oder Wendel könnte berichten, wieso Nicole Nau es vorzog, ihre Bühnenkarriere ohne ihn fortzusetzen.

Seien wir gespannt!

Foto: www.tangofish.de

Kommentare

  1. Seltsam: Da tanzt mein herzallerliebster Riedl an die 40 Turniere und scheint in der dancesportinfo nicht auf.
    Denn was Sie in Ihrem „Der noch größere Milonga-Führer“, 2. Auflage 2016, Verlag BoD, S. 29, schreiben, ist für eine Recherche unbedeutend und nicht faktentauglich. Und mit ungenauen und schwammigen Informationen über sich sind Sie ja Weltmeister - Hauptsache, alles schönreden (siehe 'Zugriffszahlen'). Konkrete Infos? - Fehlanzeige. Angaben wie 'ich habe gewonnen' ohne Angabe der Startklasse sind im Tanzsport sinnlos.
    Und falls das Argument kommt: "Alles schon so lange her": Die dancesportinfo geht in die 90er-Jahre zurück.
    Und noch etwas: Breitensportturniere zählen nicht zum offiziellen Tanzsport - sie gelten lediglich als 'Vorbereitung' und werden im Rahmen von Turnieren im 'Vorprogramm' durchgeführt und zwar ohne jede Punktewertung. Daher scheinen solche Turniere in der dancesportinfo nicht auf. Vielleicht haben Sie ja nur Breitensportturniere getanzt ... also eigentlich gar keine ...

    Fazit: Aufklärung findet man in Ihren Tangobüchern nicht.
    Und JA, ich bezweifle Ihre Angaben - ZU RECHT!

    PS: Soll ich jetzt auch mit gewonnen Turnieren prahlen? - wie etwa diesem hier: https://www.dancesportinfo.net/Competition/Three_Kings_Tournament_30919/Senior_II_B_Standard_442261/Results
    Oder diesem:
    https://www.dancesportinfo.net/Competition/Michel_Cup_2016_31352/Senior_II_B_Standard_450441/Results
    u.s.w.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Herr Schön,
      ich empfehle: Mund zu, Augen auf!
      Dass wir lediglich Breitensport-Turniere getanzt haben, steht bereits seit 2010 in der ersten Ausgabe meines „Milonga-Führers“ (S. 20):
      „In realistischer Einschätzung unserer Möglichkeiten hatten wir uns nicht für den Leistungssport, sondern den ‚Breitensport‘ entschieden, also Turniere für Hobbytänzer – ohne Klassen und Ranglisten. Man traf sich einen Nachmittag lang mit Mannschaften oder Einzelpaaren anderer Vereine, und ohne viel Prunk und Glitzer wurde ein Sieger ermittelt.“
      Bei „Amazon“ kann man das Buch noch gebraucht für ein paar Euro erwerben. Und nachdem Sie ja schon Noten lesen können, würde ich es nun mit Buchstaben versuchen!
      https://www.amazon.de/gro%C3%9Fe-Milonga-F%C3%BChrer-wissen-wollten-fragen/dp/3866836988

      Löschen
  2. Echt jetzt, herzallerliebster Riedl? Sie haben an die 40 (!) Breitensportturniere getanzt und sind stolz darauf, dass Sie das eine oder andere gewonnen haben? Ich würde mich an Ihrer Stelle genieren! Aber das unterscheidet uns eben: Während ich meine 'Leistungen' realistisch einschätze, glauben Sie bei allem was Sie tun, Sie seien der Größte und Beste. Selbst noch so untalentierte Tanzpaare hätten eine bessere Performance als Sie geliefert.
    Im Prinzip beweist Ihre 'Tanzturnierkarriere' eines: Sie sind offensichtlich beratungsresistent und ein grottenschlechter Tänzer, da Sie nicht fähig sind, sich weiterzuentwickeln. Beim Tango Argentino wird das wohl nicht anders sein.

    Zur Info an die Leser, die nicht wissen, wie Tanzsportturniere ablaufen: Breitensportturniere dienen zum Einstieg in den Tanzsport (gelten offiziell nicht als Tanzsportturniere). Im Regelfall tanzen Paare bis zu 5 Breitensportturniere, manche vielleicht bis zu zehn, um dann in den regulären Tanzsport einzusteigen. Dass ein Paar 40 Breitensportturniere tanzt, habe ich in meiner Tanzsportkarriere nicht gesehen.

    Fazit: Besser hätten Sie, herzallerliebster Riedl, Ihre Unfähigkeit nicht unter Beweis stellen können. Und genauso unfähig sind Sie, gute Satire zu schreiben. Das einzige, was Sie können, ist Menschen öffentlich an den Pranger stellen und sich über sie lustig machen.

    PS: Vielen Dank für die Buchempfehlung. Aber ich habe genug Schmarrn in diesem Blog gelesen - da brauche ich die Buchform nicht auch noch.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Tja, Herr Schön,
      irgendwas muss an meinen Texten dran sein, dass Sie sich seit Jahren an mir abarbeiten. Na gut, selber schreiben Sie ja keine Artikel. Allein das macht den Unterschied.
      Ich weiß nicht, wie man aus meinem Beitrag ablesen kann, dass ich mich „für den Größten und Besten“ halte. Aber nachdem meine „Karriere“ im Turnierbereich offenbar großes Interesse fand, wollte ich mal eine kurze Beschreibung meiner Aktivitäten in diesem Metier liefern. Mehr nicht.
      In den „regulären Tanzsport“ einzusteigen war nie unsere Absicht. Auch das steht seit 2010 in meinem Tangobuch. Aber es war eine interessante Episode, die meiner Frau und mir großen Spaß gemacht hat.
      Und ja, ich habe in dieser Zeit auch von Ehrgeiz zerfressene Leistungsneurotiker erlebt. Ebenfalls ein Grund, dort nicht tiefer einzusteigen.
      Schade, dass Ihnen die Erfahrung fehlt, ein Hobby einfach aus Spaß an der Freude zu betreiben. Stattdessen geht es offenbar nur ums Gewinnen, um den ersten Platz des Gockels auf dem Misthaufen.
      Schade, dass Sie offenbar die Faszination des Tanzens – ganz unabhängig vom „Gewinnen“ nie erlebt haben. Eigentlich sind Sie ein armer Mensch.
      P.S. Auf eins muss ich aber bestehen: Satire kann ich. Sonst hätte sich dieses Blog nicht seit über 11 Jahren gehalten.

      Löschen
    2. Sehen Sie, herzallerliebster Riedl, schon kommen wieder unhaltbare Unterstellungen von Ihnen: Woher wollen SIE wissen, dass mir die Erfahrung fehlt, ein Hobby einfach aus Spaß an der Freude zu betreiben? Aber so sind Sie eben: Im Provozieren und Menschen schlecht machen sind Sie absolut Weltmeister!
      Und immerhin standen Sie als Gockel zwei Mal auf dem Misthaufen und sind auch noch stolz darauf. Bravo!

      Und nochmals: Ihre Satiren sind grottenschlecht - selbst dann, wenn sie den Blog 100 Jahre betreiben.

      Löschen
    3. Na, dann wünsche ich weiterhin viel Freude beim Lesen und Ärgern!

      Löschen
  3. Hallo Herr Riedel,
    Ich vertraue auf jeden Fall mehr der Expertise von Herrn Schön! Nachdem sie im Disput
    mit Herrn Wendel und Herrn Beyreuther, so untergegangen sind, haben Sie bei mir Ihre Glaubwürdigkeit verspielt. Gegenangriffe führen anstatt auf die eigentliche Frage eingehen. Das ist einfach nur armselig!!!
    Mona Legler

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mit Leuten, die nicht mal meinen Namen richtig schreiben können, erscheinen mir Diskussionen über Texte sinnlos.

      Löschen

Kommentar veröffentlichen

Hinweis zum Kommentieren:

Bitte geben Sie im Kommentar Ihren vollen (und wahren) Namen an und beziehen Sie sich ausschließlich auf den Inhalt des jeweiligen Artikels. Unterlassen Sie herabsetzende persönliche Angriffe, gegen wen auch immer. Beiträge, welche diesen Vorgaben nicht entsprechen, werden – ohne Löschungsvermerk – nicht hochgeladen.
Sie können mir Ihre Anmerkungen gerne auch per Mail schicken: mamuta-kg(at)web.de – ich stelle sie dann für Sie ein.