Nochmal zur Rechtschreibung
„Das ist das Problem bei Männern meiner Generation: Sie empfinden es als persönlichen Affront, dass die Welt nicht so ist, wie sie sich das vorstellen.“ (Manuela Bößel)
Im Netz gibt man sich derzeit große Mühe, mir in Punkto Sprachgestaltung Arroganz vorzuwerfen. So schreibt aktuell ein Kommentator, meine Haltung sei „ziemlich überheblich und vor allem anachronistisch“.
Ich finde es schon einmal recht witzig, wenn Tangoleute, die meist auf Musik und Verhaltensnormen der 1940er Jahre stehen, mir bestätigen, aus der Zeit gefallen zu sein.
Bin ich ein Freund des „gepflegten Herabsehens“, wie mir derzeit wieder einmal ein Kommentator bestätigte?
Nun, zumindest hätte ich keinen Grund dazu: Ich bin der Erste in unserer Familiengeschichte, der Abitur machen und studieren konnte. Meine Eltern hatten einen Bildungsabschluss, der ungefähr dem heutigen „Quali“ entspricht – beide wuchsen in einem Arbeiter-Haushalt auf. Dank seiner guten Noten bekam mein Vater eine Anstellung als Notariats-Sekretär, meine Mutter war, nach unfreiwilligen „Gastspielen“ in der Rüstungsindustrie, weitgehend Hausfrau, später mit Nebenerwerb in einer chemischen Reinigung.
Mein Vater wäre sehr gern „Volksschullehrer“ geworden – nach dem Krieg reichte es immerhin zu einer Position als kleiner Angestellter bei der heutigen Bundesanstalt für Arbeit.
Wegen der über vierjährigen russischen Kriegsgefangenschaft meines Vaters bekam ich eine Ausbildungsförderung nach dem Bundesversorgungsgesetz, die ich mit Nachhilfestunden, Hilfsjobs an der Uni und Stipendien aufbesserte.
Mit dem BAföG, das die sozialliberale Koalition 1971 einführte, konnten viele aus einfacheren Verhältnissen studieren. Ich werde das nie vergessen!
Meine sprachliche Begabung verdanke ich wohl meinem Vater, der in seinen späteren Jahren viele Artikel für eine sudetendeutsche Heimatzeitung verfasste. Heute würde er das mit Sicherheit in einem Blog tun.
Bildung kann manchmal lebensrettend sein: Im Sudetenland, der Heimat meiner Eltern, musste jeder Schüler, jede Schülerin die Amtssprache Tschechisch lernen, was meinem Vater gewaltig gegen den Strich ging. Als er bei Kriegsende von Partisanen aufgegriffen wurde, sang er denen die tschechische Nationalhymne vor, worauf die ihm – statt den verhassten Deutschen zu liquideren – heulend in die Arme fielen!
Meinen Kritikern wird es nicht zu fad, immer wieder das dümmliche „Oberlehrer-Klischee“ gegen mich einzusetzen. Ich kann aber nichts dafür, dass sie mit der Schule – aus welchen Gründen auch immer – offenbar schlechte Erfahrungen gemacht haben. Ich kenne etliche Lehrer-Kollegen, denen man damit ziemlich Unrecht tut – und ebenso Zeitgenossen, welche dieses Vorurteil, trotz anderer Berufe, perfekt erfüllen.
Bin ich „überheblich“, wie ein Kommentator meint? Nach meiner Erfahrung zeigen oft gerade Menschen mit einem einfacheren Bildungsabschluss große Bemühungen, sich sprachlich korrekt auszudrücken – meist erfolgreich. Und wenn die einen Fehler machen, würde ich es niemals kritisieren. Falls ich es aber mit aufgeblasenen gefühlten „Intellektuellen“ zu tun habe, welche mich mit gescheitem Daherreden beeindrucken wollen und dabei sprachlich ins Klo greifen, resultiert daraus eine satirische Fallhöhe, die ich gerne nutze.
Natürlich liegen ihre sprachlichen Schlampereien niemals an der eigenen Oberflächlichkeit, sondern – Surprise – am Smartphone, wo sie von der Rechtschreibprüfung „überlistet“ würden.
„Riedl scheint zu erwarten, dass Kommentatoren eine Vorabversion in einem Texteditor verfassen, diese einer Rechtschreibkorrektur unterziehen, per Copy & Paste in das Kommentarfeld einfügen und erst dann absenden.“
Ja, und? Das wäre doch eine vernünftige Möglichkeit! Zudem böte sie die Chance, immer mal wieder darüber nachzudenken, was man da so schreibt. Verrückte Idee, ich weiß…
Zudem wirft man mir vor, einzelne Begriffe mit Fettdruck hervorzuheben. Aber Leute, das dient doch dem leichteren Verständnis!
Offenbar wird unser Land – nicht nur, was Tangoblogs betrifft – zur Nation dauerbeleidigter Anstoßnehmer. Es ist ja auch eine Schande, dass man die Menschen dazu zwingt, Blogs wie meines zu lesen – zweifellos eine „Respektlosigkeit“ ohnegleichen!
Für mich ist eine gute, fehlerfreie Ausdrucksweise Zeichen des Respekts vor den Lesenden. Man möchte ihnen das Verständnis so einfach wie möglich machen.
Warum sträubt man sich so gegen die Kulturträger Nummer eins: Sprache und Schrift?
Im Tierreich sind Symbolsprachen (wie die bekannte Bienensprache) ziemlich selten. Bei unseren tierischen Primaten-Verwandten kommen sie nicht vor, können aber in einfachster Form erlernt werden. Die Sprachentwicklung beim Menschen war ein sehr später Evolutionsschritt, der erst vor 30000 bis 40000 Jahren stattfand. Sie erlaubtete die Verständigung in einer sozialen Gruppe und somit die bessere Organisation gemeinsamer Aufgaben – ein entscheidender Selektionsvorteil!
https://www.swr.de/kultur/sprache/wie-ist-die-menschliche-sprache-entstanden-100.html
Die Schrift entstand noch später – vor zirka 5000 Jahren. Sie ermöglichte es, Informationen festzuhalten und sie so viele Generationen lang zu bewahren. Sie dürfte der Hauptgrund dafür sein, dass heute der Homo sapiens – und nicht die Kellerassel – unseren Planeten beherrscht.
https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Schrift
Doch im Bildungsbereich nähern wir uns wohl immer mehr den landlebenden Krebstieren: Laut dem Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) verfehlten 2016 zirka 22 Prozent der Schülerinnen und Schüler in den 4. Klassen den Mindeststandard in Rechtschreibung – gegenüber 2011 eine Verschlechterung um 10 Prozent!
Ich fürchte, die Kinder lesen halt weniger Bücher und glotzen mehr ins Smartphone – irgendwann werden sie dann groß und hinterlassen schlechtes Deutsch in Tangoblogs…
Nach einer Umfrage der Deutschen Presseagentur im Jahr 2020 scheiterten Bewerberinnen und Bewerber für den Polizeidienst mehrheitlich nicht am Sporttest, sondern bei Deutschaufgaben. In Schleswig-Holstein lag die Durchfallquote im Diktat bei 30 Prozent – ein Drittel der Kandidaten hatte Abitur!
Tja, wie soll die Polizei einen Täter identifizieren, dessen Namen sie falsch schreibt? Mit solchen Mängeln kann man höchstens noch Tango tanzen!
Wahrlich, aus dem Homo sapiens, der sich durch die Entwicklung von Sprache und Schrift die Erde untertan machte, ist ein spärlich behaartes Wesen geworden, das planlos auf Smartphones herumtappt und im Zoo den Zaun ums Paviangehege eigentlich überflüssig macht. Und das bei Erfindungskünsten höchstens noch im Fach „Ausreden“ reüssiert.
Um mit einem Insider-Gag zu enden: Genug des Schmonzenz!
Quelle: https://jochenlueders.de/?p=17805
P.S. Und falls Sie mal wieder kommentieren wollen: Werden Sie fit mit dem folgenden Rechtschreibtest!
Karikatur: www.tangofish.de |
Wie zu erwarten, Herr Riedl – statt auf Kritik einzugehen, weiten Sie den Themenkreis lieber auf Evolution, Sprachgeschichte und Polizeidiktate aus. Ein bewährtes Mittel, um jedes Maß zu verlieren und sich dabei doch als Hüter der Hochsprache zu fühlen.
AntwortenLöschenIhre Verteidigungsrede liest sich wie ein Lehrbuch über die Kunst der Selbstrechtfertigung: ein wenig Biographie, etwas Statistik, ein Hauch Kulturpessimismus – und am Ende wieder der moralische Zeigefinger auf die „Smartphone-Tipper“.
Niemand bestreitet, dass Sprache ein Kulturgut ist. Nur verwechselt manch einer die Pflege der Sprache mit der Pflege des eigenen Egos. Und wer sich in jedem Kommentar als Opfer „dauerbeleidigter Anstoßnehmer“ inszeniert, bestätigt nur, dass er längst lieber dozieren als diskutieren möchte.
Da Sie jenen, die Ihnen Anachronismus vorwerfen, nun mit dem Hinweis begegnen, sie selbst hingen an „anachronistischer Musik“ der 1940er Jahre, sei ein kleiner Realitätsabgleich erlaubt: Piazzollas Werke, die Sie offenbar für modernistisch halten, entstanden ab den 1950ern – also kaum jünger. Der Unterschied zur Época de Oro beträgt höchstens zwanzig Jahre und wirkt aus heutiger Sicht vernachlässigbar.
Auch in anderen Tanzsparten – etwa im Lindy Hop oder West Coast Swing der 1920er Jahre – greift man selbstverständlich auf Musik ihrer Blütezeit zurück, ohne dass jemand deshalb von Anachronismus spräche. Dieses Festhalten an bewährter Musiktradition ist kein museales Erstarren, sondern Ausdruck stilistischer Kontinuität und historischer Bewusstheit.
Nach Ihrer Logik müsste man also auch Liebhaber barocker Opern als verstaubte Ignoranten betrachten – ein Gedanke, der Ihrer eigenen Forderung nach sprachlicher und kultureller Differenzierung kaum standhielte. Ihre abfällige Einordnung der klassischen Tangomusik als „anachronistisch“ – und damit als überholt oder minderwertig – wirkt daher nicht nur sachlich unhaltbar, sondern auch bemerkenswert selbstgerecht.
Vielleicht, Herr Riedl, ist gar nicht die Musik veraltet – sondern nur das Ohr des Zuhörers.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Büttner (der bewusste Wolfgang, Kommentator auch bei Lüders Blog)
Lieber Wolfgang Büttner,
Löschenschön, dass Sie jetzt Ihren vollen Namen nennen – geht doch…
Wenn ich nicht diskutieren wollte, würde ich auf Kommentare wie den ihren nicht eingehen. Und klar, ich verteidige meine Standpunkte. Das tun andere – auch im Tango – ebenfalls. Nur mich scheint das als „Kunst der Selbstrechtfertigung“ in ein verdächtiges Licht zu rücken.
Ich weiß nicht, welche Diskussion das werden soll, wenn einer keine Gegenargumente bringen soll, ohne der „Pflege des eigenen Egos“ geziehen zu werden.
Echt, ohne diesen Theaterdonner („großmäulige Artikel“) könnte man einen Austausch vernünftiger gestalten.
Bei Piazzolla wollen wir doch genauer sein: Als Höhepunkt seines Schaffens gilt die Zeit von 1978 bis 1988: https://de.wikipedia.org/wiki/Astor_Piazzolla Sein Tango nuevo war auch Anstoß für Repertoire und Spielweise vieler heutiger Musikgruppen.
Aber klar, Fortschritt fußt auch immer auf Tradition. Ich habe nie behauptet, dass die Tangomusik früherer Jahrzehnte generell wertlos sei. Ich finde, es gibt bei den älteren Aufnahmen durchaus Interessantes, aber auch viele langweilige Mainstream--Titel, die durch ständige Wiederholung auf den Milongas nicht besser werden.
Ich habe mich nur immer dagegen verwahrt, Tango nuevo oder Stücke aus der aktuellen Entwicklung generell als „untanzbar“ abzutun.
Niemand will den Liebhabern barocker Opern die Freude verderben, so lange sie nicht behaupten, moderne Opern seien wertlos.
Ist vielleicht das Ohr des Zuhörers veraltet? Na ja, bei der heutigen Musikpräferenz der Tangoszene könnte man es vermuten. Ich würde trotzdem diese Altersdiskriminierung vermeiden – aber Sie als wohl deutlich Jüngerer können sich das sicher erlauben.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Lieber Herr Riedl,
Löschenwelchen Sinn das öffentliche Ausschreiben des vollen Namens in einem Blogkommentar haben soll, erschließt sich mir nicht ganz. Sie sprechen von der „Wahrnehmung eines Gegenübers“ – aber was genau ändert sich daran, wenn jemand seinen bürgerlichen Namen nennt? Sie kennen die Person dadurch nicht besser, Sie müssen ihr genauso vertrauen wie zuvor. Und Vertrauen entsteht bekanntlich durch Haltung und Gesprächskultur – nicht durch Namensetiketten.
Zudem ist ein Name kein Garant für Individualität. Es gibt zehntausende Hans Müllers, ohne dass diese zu Klonen werden. Ein Gedanke, der Ihre Logik vielleicht etwas ins Wanken bringt. Entscheidend ist, was jemand schreibt, nicht wie er heißt. Schließlich kann auch eine KI heute eine glaubhafte Identität vortäuschen – und selbst Sie könnten es nicht mit Sicherheit unterscheiden.
Aber anderes Thema: Sie weichen erneut dem eigentlichen Punkt aus. Meine Kritik bezog sich nicht auf Jahreszahlen, sondern auf Ihre Wortwahl. Sie verwenden „anachronistisch“ als Etikett für Musik, die Ihnen zu alt erscheint – und übersehen dabei, dass Piazzollas „Tango nuevo“, den Sie als modernistisch rühmen, selbst zwischen 1950 und 1990 entstand. Der Unterschied zur sogenannten Época de Oro beträgt also kaum mehr als zwanzig Jahre – aus heutiger Sicht eine Petitesse.
Hier die Übersicht:
1940–1954: Traditioneller Tango, frühe Experimente – El Desbande
1955–1960: Beginn des Tango Nuevo – Tangata, Adiós Nonino
1960–1976: Reifephase – María de Buenos Aires, Libertango
1977–1990: Spätphase – Concierto para Bandoneón, Five Tango Sensations
Gleichzeitig spielten Orchester wie D’Arienzo, Pugliese, Canaro oder Troilo weit über die 1960er hinaus – teils bis in die 1980er. Von einem klaren „Epochenbruch“ kann also keine Rede sein.
Was ich Ihnen vorwerfe, ist daher nicht die Vorliebe für bestimmte Musik, sondern der abwertende Ton, in dem Sie die Liebhaber der 40er-Jahre-Tangos als rückwärtsgewandt darstellen. Was, bitte, ist an der Zuneigung zu dieser Musik anachronistisch?
Vielleicht liegt das eigentliche Missverständnis ja darin, dass Sie Zeitgeschichte mit Zeitgeist verwechseln.
Aber danke für den Wikipedia-Link – Bildung ist ja schließlich auch eine Frage der Auswahl.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Büttner (Mensch)
PS: Ich habe bisher bei niemandem gelesen, dass Piazzolla untanzbar sein soll.
Lieber Herr Büttner,
Löschendann schreiben Sie mal jemandem einen anonymen Brief und warten Sie auf eine Antwort… viel Erfolg!
Zudem sagen mir wahre Namen sehr oft, welche Rolle die Person im Tango spielt. So auch in Ihrem Fall. Diese namentliche Einschätzung ist mir durchaus wichtig.
Nach meinen Erfahrungen tut es der Gesprächskultur nicht gut, wenn man anonym bleibt und so keine Verantwortung für das tragen muss, was man schreibt. Ihre jetzigen Äußerungen sind übrigens deutlich respektvoller als in Lüders‘ Blog, wo Sie nur mit Vornamen agierten.
Außerdem ist das halt meine Vorstellung von Kommunikation. Wer es anders sieht, soll mit anderen reden.
Im Internet gibt es unzählige Äußerungen, dass Tangomusik nach der EdO (also etwa ab 1955) sich nicht zum Tanzen eignet. Daher wird sie auch auf vielen Milongas nicht aufgelegt. Mein Blog hat eine Suchfunktion, da dürfen Sie sich gern zum Thema bedienen! Oder kennen Sie einige Milongas, auf denen man mal öfters ein paar Tandas Tango nuevo spielt?
Apropos Suchfunktion: Nach meiner Recherche habe ich den Begriff „anachronistisch“ nur in einem einzigen Artikel verwendet. Aber sehen Sie selber nach!
Sie scheinen die vielen Artikel in meinem Blog nur sehr oberflächlich zu kennen. Das macht den Austausch schwierig.
Dass Piazzollas Musik nicht tanzbar sei, war lange Jahre eine viel verwendete Behauptung. Siehe beispielsweise das Blog „Tangoplauderei“ von Cassiel.
Selber habe ich kein Problem damit, wenn man auf den Milongas auch Musik der EdO auflegt. Aber wenn man Aufnahmen nach 1955 generell ausschließt, finde ich das eine Kulturvernichtung.
Um noch auf ein Argument einzugehen, das ich kommen sehe: Ich habe nichts dagegen, wenn Sie meine Artikel abwegig finden. Ich rate dann dazu, sie nicht zu lesen und stattdessen dort zu kommentieren, wo es Ihnen besser gefällt!
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Herr Riedl,
AntwortenLöschendaß sie sich immer wieder als Opfer gerieren ist ja nichts neues, aber heute haben sie den Vogel abgeschossen mit dieser Selbstinszenierung als armes, benachteiligtes, mittlerweile über 80-jähriges Sudetenkind.
Ich muss zugeben: mir sind die Tränen gekommen.
Allerdings vor Lachen.
Sollte jemand eine Liste ihrer Opferrollen zusammenstellen, würde diese bislang den 1. Platz einnehmen.
Nun dürfen sie sich auf die Schultern klopfen. Endlich mal in die Spitzengruppe geschafft, was?
MfG
Hermann v. Zitzewitz
Lieber Herr von Dingsbums,
Löschenich bin 74. Aber Recherche ist wohl nicht Ihre Stärke.
Da haben sie doch glatt die eigene Aussage
Löschen"Ich mache mir um mein Alter kaum Gedanken..."
aber ziemlich Lügen gestraft.
Damit Sie mir wieder gewogen werden, dürfen Sie gerne eine Korrektur an meinem Kommentar vornehmen und die Formulierung
"über 80-jähriges Sudetenkind" in "über 74-jähriges Sudetenkind" abändern. Ist ja auch ganz wichtig. Also für sie.
Ihren Tadel bezüglich einer mangelnden Recherche finde ich eher vernachlässigbar vor dem Hintergrund, dass sie sich echauffieren, wenn jemand den Namen einer Person nicht korrekt schreibt, z.B "Riedel" statt "Riedl", wobei offenbar es ihnen schwerfällt zwischen "Zitzewitz" und "Dingsbums" zu unterscheiden. Aber 80-jährige sehen ja mit zunehmendem Alter sehr schlecht, oder wie sehen sie das? :-D
Aber Alter muss nicht schlecht sein. Z.B. stamme ich aus dem alten Adelsgeschlecht derer von Zitzewitz (https://de.wikipedia.org/wiki/Zitzewitz) und wenn jemand behauptet, dass dieses um 1100 A.D. aufgetaucht ist, finde ich das akzeptabel, auch wenn wir 68 Jahre jünger sind.
Und letztlich muss man in Puncto "Eigennamen" jemandem, der "Juan Peron" und "Pablo Veron" auf seinem eigenen Blog nur schwer auseinander zu halten vermag, eben viel nachsehen, gell?
MfG
Hermann v. Zitzewitz
Sehr geehrter Herr von Zitzewitz,
Löschenverzeihen Sie – ich habe den Namen zuerst tatsächlich für frei erfunden gehalten.
Nun, in der Namensliste der bedeutenderen Vertreter Ihres Hauses tauchen Sie jedenfalls nicht auf. Auch irgendwelche Verbindungen zum Tango habe ich nicht gefunden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Zitzewitz
Für die Echtheit Ihres Namens könnte sprechen, dass Sie mich hier in dem schnarrenden Tonfall ansprechen, mit denen Ihre Vorfahren vermutlich mit hinterpommerschen Landarbeitern verkehrten – so vom Pferd herab.
Nehmen Sie daher zur Kenntnis, dass es mir an Lust gebricht, mich auf den soundsovielten Hahnenkampf mit Leuten einzulassen, welche die Kommentarfunktion für dümmliche Attacken missbrauchen und denen es überhaupt nicht um die Klärung von Problemen geht.
Weitere Kommentare würden im Nirwana landen. Da sind Sie einfach nicht satisfaktionsfähig.
Gerhard Riedl
Sehen Sie, Herr Riedl, hier entsteht genau das Problem, wenn man so auf eine korrekte Namensangabe besteht. Wie wollen Sie deren Richtigkeit überhaupt einschätzen? Denn hier und da tritt man dann schnell ins Fettnäpfchen. Was wäre denn, wenn wirklich ein Werner Müller schreibt? Wäre Ihnen ein solcher Name dann ebenfalls verdächtig, weil er zu gewöhnlich klingt – so wie jene falschen Namensangaben, mit denen man „Stundenzimmer“ anmietet und als „Hans Schmidt“ unterschreibt?
AntwortenLöschenBemerkenswert jedenfalls, wie rasch Sie sich im Ton vergreifen, sobald ein Name auftaucht, den Sie nicht einordnen können. Erst wird aus „Zitzewitz“ ein „von Dingsbums“, dann ein Landjunker, der „vom Pferd herab“ spricht.
Ihr Bedürfnis, Kritiker in Schubladen zu sortieren, ist schon fast anthropologisch interessant – vom „Smartphone-Tipper“ bis zum vermeintlichen „Landadeligen“ reicht die Skala Ihrer Projektionen. Dabei hätte gerade der Kommentar von Herrn von Zitzewitz – trotz seiner Spitze – doch eigentlich Ihrem Ideal eines gewählten Ausdrucks entsprochen.
Dass Sie ihm statt eines Arguments eine Standeszuordnung entgegnen, sagt mehr über Ihr eigenes Denken aus als über seinen Tonfall. Wer reflexhaft soziale oder vermeintliche Herkunft als Waffe nutzt, bestätigt genau jene Oberlehrerhaftigkeit, die Sie so lautstark von sich weisen.
Und das ist, bei aller sprachlichen Gewandtheit, tatsächlich ein Anachronismus – nicht im Tango, sondern im Denken.
Vielleicht hätten Sie doch lieber beim Korrekturlesen bleiben sollen – da verwechselt man seltener Menschen mit Metaphern.
Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Büttner
PS: Und bitte reagieren Sie jetzt nicht wieder mit einer Ihrer berüchtigten Nebelkerzen, wie es hier beim erwähnten "Stundenzimmer" nahe liegen könnte.
Lieber Herr Büttner,
Löschenkeine Angst – zu den „Stundenzimmern“ fällt mir mangels Erfahrung nichts ein!
Schön, dass Sie sich über meine Probleme den Kopf zerbrechen. Klar, die Überprüfung der Echtheit von Namen ist öfters schwierig. Das liegt aber nicht an mir, sondern daran, dass manche Zeitgenossen nichts Schlimmes daran finden, mich anzulügen. Das wirft auf sie Tangoszene kein gutes Licht.
Glücklicherweise sind aber generell Kommentare oft von einer Qualität, die sich eh nicht zur Veröffentlichung eignet. Dann bin ich froh, wenn kein Name genannt wird und ich einen formalen Grund habe, den Kram ins Spam-Fach zu verschieben.
Was den Herrn von Zitzewitz betrifft, den Sie glauben, verteidigen zu müssen: Es würde mir nie einfallen, jemanden wegen seines Namens zu kritisieren. Im vorliegenden Fall aber passte halt der Name perfekt zum großspurigen Auftreten. Und nicht ich habe mit dem arroganten Ton angefangen.
Und wer von „Oberlehrerhaftigkeit“ spricht, sollte sich über „Standeszuordnungen“ nicht echauffieren.
Wenn Sie mein Blog so schrecklich finden, bewundere ich desto mehr ihren Eifer, dazu einen Text nach dem anderen zu verfassen.
Das Schlimmste, was einem Autor passieren kann: wenn die Leserinnen und Leser die Texte langweilig finden. Ob man mir aber heftig zustimmt oder vor Empörung platzt, ist mir völlig egal.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
ieber Herr Riedl,
LöschenSie schreiben, Ihnen falle zu „Stundenzimmern“ mangels Erfahrung nichts ein – immerhin elegant gelöst. Doch Sie beweisen auch hier, wie sicher Sie sich im Ausweichen bewegen, sobald ein Argument nicht in Ihr Raster passt.
Sie beklagen, dass man Sie „anlüge“, wenn Namen nicht überprüfbar sind, und sehen darin ein schlechtes Licht auf die Tangoszene. Interessant: Nicht das Misstrauen ist das Problem, sondern die fehlende Möglichkeit, es zu bestätigen. Eine hübsche Umkehr der Beweislast.
Dass Sie Kommentare ablehnen, weil sie „eh nicht zur Veröffentlichung geeignet“ seien, überrascht wenig – schließlich entscheidet hier der Richter über die Klage. Ihre formale Strenge dient als moralische Hygiene: Was nicht passt, wandert ins Spam-Fach, sauber etikettiert.
Zum Fall Zitzewitz: Sie schreiben, der Name habe „perfekt zum großspurigen Auftreten“ gepasst – eine Standesprojektion, getarnt als Sprachanalyse. Von jemandem, der sich über „aufgeblasene Intellektuelle“ mokiert, wirkt das bemerkenswert empfindlich.
Sie sagen, nicht Sie hätten mit dem „arroganten Ton“ angefangen. Praktisch: Wer Ihnen widerspricht, definiert damit automatisch den Beginn der Arroganz.
Und Ihr „mir völlig egal“ – dieses klassische Stilmittel der Gekränkten – zeigt vor allem, wie sehr Sie die Reaktionen doch beschäftigen.
Ich bewundere Ihre Konsequenz: Sie verlangen Klartext, aber schätzen am meisten die Kommentare, die nie erscheinen. Das nennt man wohl kommunikative Reinlichkeit.
Und was meine Zeit betrifft, die ich auf Ihrem Blog verbringe: Die ist urlaubsbedingt. Ich wollte mir einfach mal den Spaß gönnen, den eklatanten Unterschied zwischen Ihrem Anspruch an andere und Ihrem Anspruch an sich selbst ein wenig aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Mit besten Grüßen –
Wolfgang Büttner
Lieber Herr Büttner,
Löschenwürde es Ihren Urlaub verschönern (und mir Arbeit ersparen), wenn ich Ihnen einfach bestätige, wie recht Sie haben?
Herr Riedl,
AntwortenLöschenIhre jüngste Verteidigungsrede zur Rechtschreibung liest sich fast wie eine sprachhistorische Bildungsreise mit autobiografischer Einleitung. Zwischen Sudetenland, BAföG und Bienentanz gleiten wir vom Schicksal zur Syntax, vom Kriegsgefangenenlager zum Komma.
Was dabei besonders fasziniert, ist Ihr Versuch, Ihre Herkunft als moralische Schutzimpfung gegen Arroganz zu deklarieren. Weil Sie aus einem Arbeiterhaushalt stammen, können Sie gar nicht von oben herab sprechen – eine bestechende Logik, die wohl auch davon ausgeht, dass ehemalige Vegetarier keine Wurst mehr riechen dürfen.
Sie erklären also, wer aus „niedrigen Verhältnissen“ kommt, sei immun gegen Hochmut. Das ist charmant – und zugleich eine erstaunlich bequeme Auslegung der Sozialgeschichte. Denn man kann durchaus bescheiden aufwachsen und später trotzdem mit der Haltung eines Oberstudienrats auftreten, der im Kommentarbereich den Bildungsauftrag der Nation zu erfüllen glaubt.
Niemand bestreitet Ihre Liebe zur Sprache. Aber Sie verwechseln Sorgfalt mit moralischer Überlegenheit. Wenn Sie also Kritiker als „aufgeblasene Intellektuelle“ abkanzeln, während Sie zugleich versichern, Menschen mit „einfacherem Bildungsabschluss“ würden Sie nie kritisieren, dann klingt das weniger nach Demut als nach einer Hierarchie mit Ihnen selbst an der Spitze.
Sie schreiben, Sprache sei das, was den Menschen von der Kellerassel unterscheide. Gewiss. Nur erinnert Ihr Stil zunehmend an den Versuch, die Evolution persönlich rückabzuwickeln – aus dem "Homo sapiens" wird der "Homo correcturus", der sich an Tippfehlern wärmt wie andere am Kamin.
Am Ende bleibt der Eindruck: Sie kämpfen nicht für die Sprache, sondern gegen das Publikum. Ihre Rechtschreibung ist tadellos – Ihr Tonfall weniger.
Aber seien Sie beruhigt: Niemand will Ihnen Ihre Kindheit nehmen. Nur vielleicht den Rotstift.
Hochachtungsvoll
Sebastian Frieg (ehrlich)
Lieber Herr Frieg,
Löschenklar, mein Artikel ist eine sprachhistorische Bildungsreise mit autobiografischen Zügen. Das haben Sie völlig richtig erkannt. Und? Gute Texte haben etwas mit dem Leben zu tun.
Nein, eine einfache Herkunft stellt keine Schutzimpfung gegen Arroganz dar. Ein Aufwachsen in besseren Kreisen auch nicht. Ich glaube nur, es ist manchmal nicht schlecht, etwas über den biografischen Hintergrund eines Autors zu erfahren.
Ist man mit einer einfachen Herkunft immun gegen Hochmut? Sicher nicht! Höchstens etwas empfindlicher gegen pseudointellektuelles Geschwätz.
Wenn Sie das ewige Klischee des „Oberstudienrates“ unbedingt brauchen – geschenkt. Man sollte sich dann nur nicht für vorurteilsfrei halten.
Moralische Überlegenheit ist so ziemlich das Letzte, was ich anstrebe – schon, weil es nach Weihrauch und Gebetbüchlein klingt. Über Ethik könnte man eher reden. Aber nicht mit jedem.
An der Spitze welcher Hierarchie soll ich denn stehen? Ich schreibe auf meinem Blog seit über 11 Jahren gegen Entwicklungen im Tango (manchmal auch anderswo) an, die von einer deutlichen Mehrheit geteilt werden. Das ist keine Heldentat, aber auch kein Beweis dafür, dass ich nach irgendeiner Vormachtstellung strebe.
Und klar, Satire kreidet anderen Fehler an. Wenn man so will, schwingt sie tatsächlich den Rotstift. Dass dies den Kritisierten nicht gefällt, ist eingepreist. Hätten Sie lieber Satiriker, die mit der Mehrheitsmeinung gehen? Das gibt es in vielen Ländern, in denen ich nicht leben möchte.
Leider besuchen viele Zuschauer Kabarettveranstaltungen, in denen ihnen die eigene Einstellung zum Schenkelklopfen serviert wird. Wirkliche Satire geht oft mit dem Publikum weniger schonend um. Für mich wird sie dann spannend. Sie ist böse, nervt und benutzt den Rotstift, um Falsches unbarmherzig anzustreichen.
Daher kann ich beruhigen: Niemand nimmt mir die Korrekturen. Dann wäre mein Blog tot.
Vielen Dank und beste Grüße
Gerhard Riedl
P.S. Nur aus Interesse: Haben Sie mit dem Tango zu tun oder suchen Sie im Netz nur Artikel, die Ihnen nicht gefallen?
Herr Riedl,
Löschenwie schön, dass Sie mir in so vielen Punkten zustimmen – fast schon rührend, wie reibungslos Sie zwischen Selbstanalyse und Selbstentlastung changieren.
Sie schreiben, eine einfache Herkunft schütze nicht vor Hochmut, man sei dadurch nur „empfindlicher gegen pseudointellektuelles Geschwätz“. Eine elegante Formulierung – zumal sie Ihnen ermöglicht, sich gleichzeitig bescheiden und überlegen zu fühlen. Das ist fast schon ein Stilmittel.
Auch Ihre Vorstellung, Satire müsse „böse, nervig und unbarmherzig“ sein, ist interessant. Sie verwechseln nur leider Ziel und Mittel. Satire darf verletzen, ja – aber sie braucht dafür Witz, Präzision und Selbstironie. Wenn sie ausschließlich nach unten tritt, wird sie nicht böse, sondern bloß bitter.
Ich lese Ihren Blog übrigens seit etwa zwei Jahren – aufmerksam, manchmal kopfschüttelnd, manchmal amüsiert. Ich bin durch einen Freund, einen Tango-Tänzer, darauf gestoßen. Was man Ihnen aber nicht zum Vorwurf macht, ist Ihr Engagement. Es ist Ihre absolute Selbstgewissheit, die auch dem stärksten Gegenwind standhält, ohne dass je ein Hauch von Reflexion oder Einsicht durchscheint. Das untergräbt Ihre Glaubwürdigkeit – und macht vieles von dem, was Sie sagen, nahezu wirkungslos.
Alles, woran sich Ihre „bösen Kommentatoren“ letztlich aufreiben, ist diese unerschütterliche Selbstgerechtigkeit. Sie ist auch mein Kritikpunkt.
Ein Beispiel – in Ihrem Artikel schreiben Sie wörtlich:
„Bin ich ein Freund des gepflegten Herabsehens? Nun, zumindest hätte ich keinen Grund dazu: Ich bin der Erste in unserer Familiengeschichte, der Abitur machen und studieren konnte…“
Sie verknüpfen dort klar Herkunft mit Charakter – um sie hier in Ihrer Antwort wieder zu leugnen. Genau dieses Abstreiten offensichtlicher Widersprüche lässt vermuten, dass Sie die Intelligenz Ihrer Leser unterschätzen.
Und weil in Ihrem gesamten Blog kein einziges Einlenken Ihrerseits auf einen kritischen Einwand zu finden ist, wirkt Ihr ganzes Unterfangen zunehmend sinnlos. Man überzeugt durch Glaubwürdigkeit, nicht durch Rechthaberei. Aber das haben ja schon viele Kritiker vor mir festgestellt – offenbar vergeblich. So entsteht der Eindruck, dass Ihr Einsatz für „die Ihre gute Sache“ weniger Überzeugung als Routine ist – und dass Sie sich in diesen Streitereien einfach zu Hause fühlen.
Übrigens: Sie haben recht – Satire lebt vom Rotstift. Nur erkennt man Größe daran, wenn man ihn gelegentlich auch gegen sich selbst richtet.
Mit besten Grüßen
Sebastian Frieg | Ein Leser, der lieber lacht, als sich bestätigt.
Lieber Herr Frieg,
LöschenSie berichten, vor etwa zwei Jahren durch einen tangotanzenden Freund auf mein Blog aufmerksam geworden zu sein. Selber tanzen Sie aber wohl nicht. Dennoch verfolgen Sie meine Artikel seit dieser Zeit, manchmal sogar amüsiert.
Sie gestatten mir, dass ich schon ein wenig stolz auf solche Auskünfte bin. Mein Blog mag Ihnen oft nicht gefallen, aber es interessiert Sie, obwohl Sie zum Tango keinen Bezug haben.
Mehr kann man als Autor nicht erreichen!
Sie sehen Selbstgewissheit als Makel. Ich bin dagegen sicher, dass genau das den Reiz meiner Texte ausmacht. Würde ich hin und her lavieren, würde das meine Aussagen eher abschwächen. „Was will er denn eigentlich“ ist keine gute Frage an einen satirischen Autor.
Woher ich meine Überzeugungen nehme? Ich verrate ein Geheimnis: Themen, über die ich mir nicht sicher bin, behandle ich nicht. So einfach ist das!
Selbstkritik findet man in meinen Texten durchaus – falls man danach sucht. Aber das tut nicht jeder.
Bestätigen Sie sich selber? Na ja, Ihre Urteile über meine Arbeit sind schon ziemlich festgeklopft. Aber das soll kein Vorwurf sein – nur ein Vergleich.
Stellen wir also fest: Wir werden uns nicht einigen. Natürlich liegt das ausschließlich an meinem fehlenden Einlenken!
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Lieber Herr Riedl,
Löschenzum Abschluss noch ein paar Worte – und glauben Sie mir: Mit Ihnen eine Einigung zu erreichen, dieses vergebliche Unterfangen hatte ich schon nach der Lektüre von zwei Ihrer Artikeln für zwecklos erachtet.
Ihre Antwort bestätigt vor allem eines: Ihr unerschütterliches Talent, jede Kritik in Selbstlob zu verwandeln. Das ist beinahe Kunst – oder ein Reflex. Sie könnten selbst auf eine Diagnose noch mit „Danke, das zeigt, wie genau Sie mich gelesen haben“ reagieren.
Sie sagen, Sie seien stolz, dass jemand, der gar nicht Tango tanzt, Ihre Texte trotzdem liest. Das ist charmant formuliert – aber leider genau der Punkt. Sie lesen jede Form von Aufmerksamkeit als Erfolg. Für Sie gibt es keine Kritik, nur Reichweite.
Ihre „Selbstgewissheit“ sei der Reiz Ihrer Texte, schreiben Sie. Man nennt das gemeinhin Sturheit – aber gut, im richtigen Licht klingt alles heroisch. Sie halten Einlenken für Schwäche, Widerspruch für Neid und Selbstreflexion offenbar für Zeitverschwendung. Das erklärt einiges.
„Ich behandle nur Themen, bei denen ich mir sicher bin“, sagen Sie. Das ist keine Haltung, das ist Denkverweigerung. Erkenntnis entsteht nicht aus Sicherheit, sondern aus Zweifel. Wer nur schreibt, wenn er sich sicher ist, schreibt am Ende nur über sich selbst.
Ihre angebliche „Selbstkritik, die man finden könne, wenn man danach sucht“ – bitte. Das ist, als würde man behaupten, die Wahrheit stünde zwischen den Zeilen eines Horoskops. Sie übersehen, dass Ironie nicht automatisch Selbstironie bedeutet.
Was Sie „Satire“ nennen, ist meist bloß pädagogischer Eifer mit Pointe. Satire lebt davon, Macht zu hinterfragen – nicht, sie zu simulieren. Sie aber verwechseln den Rotstift mit dem Szepter.
Und ja, ich lese Ihren Blog seit zwei Jahren. Nicht, weil ich ihn besonders schätze, sondern weil er ein faszinierendes Beispiel dafür ist, wie sich jemand in der eigenen Brillanz einmauern kann. Sie lehnen jede Kritik ab, erklären Widerspruch zum Beweis Ihrer Bedeutung – und nennen das dann „Konsequenz“.
Aber sehen Sie es positiv: Ihr Blog ist tatsächlich ein Tanz – nur eben kein Tango, sondern ein endloser Walzer um Ihr Ego. Und selbst da treten Sie sich noch regelmäßig selbst auf die Füße.
Mit besten Grüßen
Sebastian Frieg | Ein Leser, der lieber denkt, als Ihnen zustimmt.
Lieber Herr Frieg,
Löschenna, dann denken Sie mal weiter – viel Erfolg!
Ich frage mich nur: Wenn ich denn derart resistent gegen Kritik bin – was soll dann die x-te Darlegung meiner Unverbesserlichkeit? Nur, um die Welt über dieses Faktum aufzuklären? Haben das die anderen Leserinnen und Leser nötig, weil die nicht selber denken und sich ein Urteil bilden können? Glauben Sie, die warten auf Ihr missionarisches Wirken, Ihr penetrantes Moralisieren?
Ich rate da zur Vorsicht: Missionare landen manchmal im Kochtopf!
Danke und beste Grüße
Gerhard Riedl