Post vom Obertanen

 

„Das deutsche Volk hat nie viel mit seiner Freiheit anzufangen gewusst. In diesem Sinne zählen wir zu den unterentwickelten Ländern. Wir sind gelernte Untertanen, seit Jahrhunderten. Es gab natürlich stets auch Obertanen, nicht wahr, aber immer Tanen. Das liegt uns im Blut.“ (Werner Finck: „Alter Narr – was nun?“)

Regelmäßig erreichen mich Kommentare, die ich meinen Leserinnen und Lesern erspare. Sie bestehen nämlich weitgehend aus persönlicher Häme und haltlosen Unterstellungen. Der offenbar gewünschte Effekt, mich aus der Fassung zu bringen, tritt natürlich nicht ein. Dafür bin ich schon zu lange im Geschäft.

Was mich aber immer mal wieder beschäftigt: Wie muss man selber mental gestrickt sein, um wirklich zu glauben, man könne und solle andere mit bestimmten Äußerungen verletzen? Ich meine: Es sagt sehr viel über die seelische Konfiguration der Schreiber selbst aus. Die meisten Attacken weisen nämlich ganz ähnliche Muster auf.

Häufig eingesetzt wird der totale Verriss:

„Mal wieder ein unglaublich schlechter Artikel.“

 „Ein Blinder kann nicht von den Farben schreiben- und das sollten Sie AUCH NICHT TUN! Suchen Sie sich einen anderen Tanz.“

„Ha, Ha, sobald Sie versuchen mit einem Experten zu diskutieren wird's ziemlich peinlich.

Ich fürchte, dies zeugt von eigener Unsicherheit: Bei einem abgewogenen, differenzierten Urteil würde sich der Schreiber zu wenig überzeugend vorkommen. Also wird Lautstärke der Geistesstärke vorgezogen – ein typisches Imponierverhalten.

Warum sind meine Artikel so schlecht? Mir fehlt anscheinend die direkte, persönliche Erfahrung. Daher muss ich mich mit fremdem Wissen begnügen:    

„Sie tun mir leid. Wären sie auch nur einmal in den Genuss gekommen, in perfekter Verbindung und in perfektem Verständnis für den Tanzpartner über die Pista zu schweben, sie würden sofort Ihr Schreiben einstellen.“

„Fremdes geistiges Eigentum aufgewärmt und langweilig wiedergekäut.“

„ES wäre eigentlich lustig zu beobachten wie ein Almöhi aus der Ferne Kommentare abgibt über Dinge die er, wegen der Distanz nur Schemenhaft beobachten kann und dadurch nicht verstehen kann.“

Schwerste Verwerfungen kann man bei solchen Naturen erreichen, wenn sie es mit einem Lehrer zu tun haben. Offensichtlich müssen sie dann eigene schulische Traumata abarbeiten:

„Beim besserwisserischen ich-hab-immer-das letzte-Wort-Klugscheisslehrer mag eben niemand posten.

„Was bleiben ihnen, als Oberlehrer, denn sonst für eine Möglichkeit die erlebten Zurückweisungen zu verarbeiten.“

„40 Jahre der Chef im Klassenzimmer und dann Plötzlich die letzte Wahl bei den Damen.“

Solche Leute trauen sich nur etwas, wenn sie die Mehrheit hinter sich fühlen. Also setzen sie auf soziale Ächtung. Dass jemand selbstbewusst zu seiner Meinung steht, egal was andere denken, ist für sie unvorstellbar.

„Merken sie nicht, daß Alle nur noch über sie lachen? Mit diesem Artikel vergrößern sie dies noch!“

Auch der Wohnort des Attackierten muss als Argument herhalten: Nur der Großstädter hat den Weitblick – auf dem Dorf dagegen wohnen die Deppen. „Mehr scheinen als sein“ gehört bei ihnen zur Geschäftsgrundlage.

„Sie sitzen weiter miesepetrig in der Provinz und gönnen anderen ihre Freude nicht.“

„Ein fröhlicher Gruß ins Dorf der Miesepeter“

Ein Kennzeichen dieser Menschen ist auch, dass sie auf Kritik äußerst dünnhäutig reagieren. Vor allem, wenn es um ihr Wissen oder ihre sprachlichen Fähigkeiten geht. Damit hatten sie wohl schon oft Probleme.

Fazit: Schreiben Sie, was auch immer Sie wollen. ABER LASSEN SIE ENDLICH DIE ANDEREN MENSCHEN IN RUHE! Was Sie in Ihrem Blog schreiben ist weder lustig noch eine Satire. Es ist einfach nur widerlich.

„Leider vergeht das Schmunzeln beim Lesen schnell, wenn man bemerkt, dass der Öhi ziemlich unfreundlich Menschen angreift, machmal sogar versucht sie der Lächerlichkeit Preis zu geben, oder gar!!!! Ihre Rechtschreibung korrigiert.“

Tja, und in der Hinsicht könnte man oft aus dem Vollen schöpfen…

Wie kann man einen Tänzer noch herabsetzen? Klar – er macht auf dem Parkett eine miese Figur. Und kommt daher nicht an die Weiber ran. Womit wir bei der sexuellen Ächtung angelangt wären:

„Ihr tänzerisches Niveau wird niemals ausreichen um auf einer anständigen Milonga anzukommen.“

„Wenn die Damen Ihren Blick meiden, um nicht mit Ihnen tanzen zu müssen, dann sind Ihre beschränkten motorischen Fähigkeiten schuld., nicht die arme Dame, welche keine Lust hat von Ihnen über die Tanzfläche gehetzt zu werden.“

„Schauen Sie sich bitte nochmal Ihr berühmtes Tanzvideo an und dann schweigen Sie für immer.“

„Ein verbitterter, alter Mann, der nicht tanzen kann (oder es noch nicht bewiesen hat) muss anderen in die Suppe spucken.“

„Besonders angenehm an Ihrem Fernbleiben: die Ronda läuft optimal.“

Für den Typus des Obertanen geradezu selbstverständlich: Die Welt ist streng hierarchisch gegliedert: Der Ober sticht den Unter. Für sie selber wäre es katastrophal, sich gegen diese Ordnung zu wenden – sie sind in Wahrheit Untertanen.

„Die ganze Tangowelt weiss doch, dass Sie sich mit allen Größen des Tangos verkracht haben und einen Lehrer seit Jahren nicht mehr aus der Nähe gesehen haben.“

Fazit

Das alles kann mich nicht treffen. Mit 70 Jahren sehe ich meine tänzerischen Möglichkeiten ziemlich realistisch. Und ich finde genug Frauen, die dennoch gerne mit mir tanzen. Auf irgendwelche „Prinzessinnen“ bin ich nicht scharf. Weiterhin habe ich zu meinem früheren Beruf ein durchaus kritisches Verhältnis und bilde mir nicht ein, immer recht zu haben. Autoritäten akzeptiere ich nur, wenn es gesellschaftlich nötig ist. Und selbst die müssen fallweise meinen Spott ertragen. Was „alle“ von mir denken, ist mir herzlich egal. Es gibt eine nur einstellige Zahl von Menschen, deren Urteil ich sehr ernst nehme. Weiterhin muss ich mit dem Tango kein Geld verdienen. So what?

Eigentlich repräsentieren solche Schreiber bramsiges Kleinbürgertum, das sich stets zu kurz gekommen fühlt. Daher verfolgen sie mit ihrem Hass alles, was es aus ihrer Sicht – und unverdient – weiter gebracht hat. Einerseits bedauernswerte Kreaturen.

Man hüte sich aber davor, ihnen Uniformen oder Richterroben samt der zugehörigen  Machtbefugnisse zu geben! Denn – so hat es Kurt Tucholsky einst ausgedrückt : „Wenn diese Jungen einmal ihre Talare anziehen, werden unsre Kinder etwas erleben.“  („Deutsche Richter“, 1927)

Dann werden Untertanen zu Obertanen.

P.S. Die Zitate stammen von Kommentaren zu meinem Blog aus dem laufenden Jahr.

Zum fröhlichen Weiterlesen:

http://milongafuehrer.blogspot.com/2020/02/deppen-post.html

Kommentare

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