Beatrice II: Der Mann wirbt, die Frau entscheidet



Es gibt in Bayern abgelegene Dörfer, in denen sich seit Jahrhunderten die Einwohnerzahl nicht verändert: Immer, wenn ein Kind geboren wird, verschwindet ein Mann.
(Volksweisheit)

Nicht nur aufgrund der großen Resonanz meines Textes zum „Beatrice-Syndrom“ interessierte mich die Frage: Haben die Männer, welche dieses „It-Girl“ per Tanz und Gelaber beeindrucken wollen, denn wenigstens Erfolg hinsichtlich einer – wie lange auch immer währenden – Beziehung?

Zum Thema „Tanzkunst als Faktor der Partnerwahl“ liefert das Internet kaum Aussagen. Dennoch stellt dieses Metier sicherlich ein ritualisiertes Balzverhalten dar – und im Tierreich ist hierbei die Synchronisation der Körperaktionen oft entscheidend:


Immerhin haben Evolutionsbiologen an der Universität Göttingen offenbar eines ermittelt:
„… ein biegsamer Nacken, ein beweglicher Rumpf sowie ein schnelles Tempo bei der Tanzbewegung des rechten Knies wirken auf die weiblichen Versuchspersonen besonders anziehend. Die Göttinger Wissenschaftler vermuten, dass diese Tanzbewegungen Signale über die Gesundheit, die Lebenskraft, die körperliche Stärke und die Reproduktionsfähigkeit eines Mannes senden. Ein attraktiver Tanzstil scheint also mit biologischen Qualitätsmerkmalen einherzugehen…“  
http://www.deutschlandradiokultur.de/frauen-stehen-auf-das-schnelle-rechte-knie.1162.de.html?dram:article_id=183606

Keine guten Nachrichten also für Encuentro-Tänzer

Nach einer Vielzahl von Studien scheinen jedoch bei der Partnerfindung ganz andere Aspekte im Vordergrund zu stehen. Die umfangreichste stammt vom Psychologen David Buss und basiert auf der Befragung von über 10000 Personen aus allen Kulturen und Regionen dieser Welt. Das wichtigste Ergebnis: Entscheidende Mechanismen sind offenbar genetisch geprägt, haben sich seit Jahrtausenden kaum verändert und sind wenig abhängig von zivilisatorischen Faktoren.

Das Dumme ist nur: Bei den Befragungen geben die Menschen oft Präferenzen an, die bei der realen Partnerwahl nicht ausschlaggebend sind. Dies beweist eine Untersuchung von Peter Todd bei Speed-Dating-Veranstaltungen, bei denen die Kandidaten vorher befragt und hernach ihre tatsächlichen Entscheidungen festgehalten wurden.

Beispielsweise äußern Männer gerne, sie seien auf der Suche nach einer intelligenten Frau oder nach einer mit möglichst vielen gemeinsamen Interessen.
Das ernüchternde Ergebnis: Die Männer stürzten sich alle auf die attraktivsten Frauen, während die weiblichen Teilnehmer sich von materiellem Reichtum und Sicherheit angezogen fühlten.
Die Frauen erwiesen sich dabei nicht nur als berechnender, sondern auch als bedeutend wählerischer als ihre männlichen Gegenüber. Während die Männer nämlich bereit waren, mit jeder zweiten Frau auch auszugehen, zeigten die Frauen nur bei jedem dritten Mann Interesse. Außerdem passten sie ihre Auswahl offenbar ihrer eigenen Einschätzung dessen an, welche Chancen sie mit ihrer eigenen Attraktivität vermutlich haben würden. ‚Die Frauen haben sich selbst kritisch geprüft - die Männer nicht‘, sagte Todd.“

Als Resultat der verschiedenen Studien scheint mir als gesichert zu gelten:

Für beide Geschlechter sind – im Sinne der Fortpflanzung – gute, kompatible Gene und ein hoher Immunstatus wichtig. Dies äußert sich zum Beispiel im Körpergeruch (siehe enge Tanzhaltung) und in der Symmetrie vor allem des Gesichts (Mutationen erzeugen genetisch zunächst nicht programmierte Asymmetrien).

Männer orientieren sich vor allem an Alter und Aussehen der Frauen. Ihr Blick ruht bei einer weiblichen Person besonders lange auf…? Nein, falsch! Der Einsatz sogenannter „Eyetracker“ (computergestützte Messsysteme für die Blickrichtung) beweist: Taille und Hüfte. Optimal ist dabei länderübergreifend eine (östrogen-bedingte) Relation von 0,7 zu 1 (bei Männern übrigens 0,9 zu 1). Nebenbei: Das berühmte „Bestmaß“ von 90:60:90 ist reine Chimäre, bei der nur die erste Zahl realistisch ist. 60 cm Taillenumfang haben im Schnitt elfjährige Mädchen, 90 cm Hüftumfang die Dreizehnjährigen!
http://www.swr.de/naturwunder/thema-6-partnerwahl-wo-maenner-und-frauen-hinschauen/-/id=1223312/did=6694330/nid=1223312/qlgwfl/index.html

Obwohl der reale Altersunterschied für durchschnittliche Paare in Mitteleuropa bei knapp 4 Jahren liegt, gilt als männliches Ziel: So jung, wie es Berühmtheit und Geldbeutel zulassen! Tatsächlich besteht eine klare Relation zwischen Einkommen sowie Ranghöhe und dem Altersunterschied der Partner (siehe „Promi-Ehen“ – in weniger häufiger Form durchaus auch bei älteren weiblichen Stars und deren männlichen Anhängseln).

Klar, dass Männer ihre Statussymbole als zentrales Werbemittel einsetzen! Ein Tanguero kann als auf dem Parkett durchaus als Bettvorleger landen, solange vor der Tür ein Jaguar steht… (Durfte ich vor Jahren einmal besonders eindrucksvoll bei einer Tangoveranstaltung erleben, bei welcher der bejahrte Tänzer sein Prachtstück wirklich einen Meter vor dem Eingang geparkt hatte. Übrigens gilt diese Milonga bis heute als ein Zentrum des „verinnerlichten Tango“…)
Und wer Códigos aufstellen kann, ist halt auch ein Alphatier, ganz klar!

Beruflicher Erfolg, Einkommen und gesellschaftliche Bedeutung des Partners sind für Frauen offenbar deshalb so wichtig, da sie ja im Fall des Falles den Balg an der Backe haben (siehe Eingangsmotto), während die Herren eventuell freudig zum nächsten Tatort schreiten… Zumindest eine gewisse Sicherheit hinsichtlich einer namhaften Unterhaltszahlung will da schon erwogen sein. Besser aber, es gar nicht erst so weit kommen zu lassen: Verlässlichkeit, emotionale Stabilität und charakterliche Reife sind daher sehr willkommene männliche Merkmale. Und ab einem gewissen Alter, so hoffen die Damen, sinkt bei den Herren die Abenteuerlust…

Zusammenfassend lautet das Motto: Männer gehen nach Aussehen, Frauen nach Ansehen!

Außerdem überlegt das „zarte Geschlecht“ bei der Partnerwahl länger und berücksichtigt eine Menge solcher Aspekte, während die Kerle sich ziemlich rasant auch auf kurzfristige Geschichten einlassen. Bei diesen sind übrigens nach einer Quelle absolute No Go‘s bei Frauen: Hässlichkeit, Körperbehaarung, unterentwickelter Sexualtrieb und übertriebene Bindungsabsichten“. Na dann!

Für meine Geschlechtsgenossen habe ich allerdings eine ganz schlechte Nachricht, über die sich die Forscher völlig einig sind: Die Männer bieten sich an (gerne auch öfters bis zu fast völligen Wahllosigkeit) – Frauen aber treffen die „Kaufentscheidung“!

Allerdings wechseln bei weiblichen Personen die Präferenzen im Verlauf des Zyklus: An den empfängnisbereiten Tagen gehen sie öfters aus (vielleicht zum Tango), kleiden sich auffälliger, zeigen mehr Haut und bevorzugen Männer mit hohem Testosteronspiegel (z.B. markante Gesichtszüge, buschige Augenbrauen, athletischer Körperbau). In der restlichen Zeit kommen bei ihnen Männer mit weicherem Erscheinungsbild besser an. Diese Diskrepanz zwischen „Versorger“ und „Besorger“ kann katastrophal enden…

Als Biologielehrer habe ich meinen Oberstufenschülerinnen die Schlagkraft der Sexualhormone stets so erklärt: „Meine Damen, Östrogen kann bewirken, dass Sie Menschen attraktiv finden, die öffentlich rülpsen, sich am Hintern kratzen und für Fußball interessieren.“ 

Insgesamt scheinen die Tendenzen bei der Partnerwahl ziemlich unabhängig vom Alter zu sein. Mit dessen Zunahme wird es allerdings immer schwerer, sie auch in der Praxis umzusetzen. In einem Text fand ich das schöne Zitat:
„Ab Vierzig streichen die Frauen beim Begriff ‚Traummann‘ das Wort ‚Traum‘.“

Um auf den Tango zurückzukommen:

Männern, welche die „Beatrices“ umschwärmen, rate ich dringend, ihren Status zu erhöhen! Sollte ihnen dies beruflich bzw. einkommensmäßig nicht möglich sein, bleibt immer noch die Option, sich in der Szene als Veranstalter, Tangolehrer oder DJ hervorzutun. Dies funktioniert nach meiner Erfahrung selbst in hoffnungslos erscheinenden Fällen: Oft habe ich es erlebt, dass Männer, die in der Tangogemeinschaft jahrelang ihre absolute Bindungsunfähigkeit unter Beweis stellten, immer wieder eine Neue fanden, welche meinte, ausgerechnet mit ihr würde nun alles anders.

Bei DJs thront dann die Auserwählte zur Geltendmachung ihres Anspruchs hinter dem Aufleger-Pult und blickt unverwandt auf ihn respektive den Bildschirm, obwohl sie wahrscheinlich D’Arienzo für ein neues After-Shave hält – und er zum Schallschutz schon mal die Kopfhörer aufgesetzt hat. Ein solcher Anblick entschädigt mich beim Tango für viel erlittene Ungemach, selbst die dann meist erklingende fürchterliche Musik…

Und selbst meine Wenigkeit geriet in der Szene schon unter Promi-Verdacht und somit in den Wirkungskreis entsprechend suchender Damen. Selbige probieren dann eine unverzügliche Annäherung, wobei routiniert der Balz-Knopf gedrückt wird: schiefe Haltung des Kopfes, Wimpern-Geklimper plus Erhöhung der Tonlage um eine große Terz (Kindchenschema!): „Mei‘, stimmt des, dass du ein Tangobuch geschrieben hast und auch eine eigene Milonga veranstaltest? Toll! Darf man da mal kommen?“

Aber die Gefährdung meines Liebeslebens hält sich meist in engen Grenzen: Alsbald wird das tangomäßige Greenhorn in der Szene aufgeklärt, dass es sich bei mir um einen sozial isolierten Renitenzling handle, welcher lediglich im eigenen Wohnzimmer „Untanzbares“ auflege. Ebenso routiniert schalten die Damen dann ihren Liebreiz wieder ab.
Daher: Auch ein schlechter Ruf hat seine Vorteile…

Fazit

Men grow cold as girls grow old –
And we all loose our charms in the end. (…)
Diamonds are a girl’s best friend!


Zum Trost, meine Herren: Wenn Sie darüber nicht verfügen, können Sie immer noch tanzen lernen!

P.S. Die Höhe des Einkommens, die einem Partner scheinbar mehr Attraktivität verleiht, variiert je nach Bundesland. In den alten Bundesländern gilt ein Einkommen ab 3689 Euro pro Monat als sexy, in den neuen Bundesländern sollten es schon mindestens 4615 Euro sein. Am anspruchsvollsten waren die Befragten in Nordrhein-Westfalen. Dort müsste man durchschnittlich sogar 6163 Euro monatlich nach Hause bringen. (…) Vor allem die weiblichen Testpersonen schauen aufs Geld. Laut Studie wünschen sich 53 Prozent einen Partner, der besser verdient als sie selbst. Dagegen wollen nur 17 Prozent der Männer, dass ihre Partnerin ein höheres Einkommen hat."
(Quelle: Seniorbook)

Kommentare

  1. Lieber Gerhard,

    es ist passiert: ich muß auf einen früheren Post von mir verweisen: https://tangoblogblog.wordpress.com/2015/08/16/warum-tanzen-maenner-nicht/. Mach ich nicht so gern, aber ich kann nichts dafür – das Thema ist einfach zu interessant, um da nicht noch weiteren Senf reinzugeben.

    Aber hier auch die Kurzversion des Artikels, mit dem sich der Post befaßt: Tanz und Kampf haben einen ziemlich ähnlichen Skillset. Wenn also eine Frau rausfinden will, ob ein Mann ein guter Kämpfer ist (alte Software), kann sie selbst mit ihm kämpfen (riskant, sie könnte dabei beschädigt werden, fraglich auch, ob sie ihn überhaupt an sein Limit bekommt), ihn zum Kampf mit einem anderen Mann anstacheln (riskant, er könnte dabei beschädigt werden) oder mit ihm tanzen (oder ihn beim Tanz mit einer anderen Frau beobachten).

    Überhaupt darf ich mich an dieser Stelle als Reicholfianer outen – bin immer gut damit gefahren, erstmal in Richtung Fortpflanzungs-Software zu schauen, wenn ich etwas verstehen will.

    Viele Grüße

    Yokoito

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    1. Lieber Yokoito,

      danke für den Hinweis! Leider kann ich in den Kommentaren nichts verlinken.

      Auch im Tierreich muss oft bei Annäherung erst der Aggressionstrieb gedämpft werden (sieht man bei den Kranichen ganz gut).

      Ansonsten rennst bei mir als Biologen natürlich offene Türen ein: Die menschlichen Verhaltensweisen, die nicht über die Fortpflanzungs-Disposition erklärt werden können, sind rar (bis ins hohe Alter - tragisch...).

      Beste Grüße
      Gerhard

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  2. Oh...hier noch ein vielleicht nützlicher Link - wünsche dann mal gute Jagd...

    http://www.welt.de/gesundheit/psychologie/article9457381/Wie-Maenner-tanzen-sollten-um-Frauen-rumzukriegen.html

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    1. Der Link funktioniert nur auf Umwegen (Eingabe in Suchmaschine).
      Im Wesentlichen steht dort, was ich auch schon von den Göttinger Evolutionsbiologen zitiert habe.

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  3. Oh...und nochwas (sorry für das Salami-Geschreibe):

    Das Optimum aus Sicht der Dame dürfte sein, die Kandidaten erst bei was körperlich Forderndem zu beobachten (mit einer anderen, wenn sie es selbst nicht schaffen ihn tänzerisch ans Limit zu bringen) und direkt danach bei einer Kuschel-Engtanz-Tanda eine frische Duftprobe zu nehmen (Immunstatus-Check). Mit anderen Worten: Frauen auf der ernsthaften Suche nach Partnern bekommen auf Nur-Engtanz-Veranstaltungen unvollständige Daten und sollten diese daher eher meiden. Suchende Männer ebenso, weil die Frauen, von denen sie gefunden werden wollen, dann eben nicht auf dieser Art Veranstaltung sind. QED.

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    1. Macht nix, erhöht meine Kommentar-Statistik!

      Na ja, immerhin erfahren die Teilnehmer von Encuentros & Co., wie der andere mit Langeweile zurechtkommt.
      Für lang dauernde Partnerschaften eine eventuell wichtige Information...

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  4. Robert Wachinger27. August 2016 um 12:35

    Hi Gerhard,

    “Für meine Geschlechtsgenossen habe ich allerdings eine ganz schlechte Nachricht, über die sich die Forscher völlig einig sind: Die Männer bieten sich an (gerne auch öfters bis zu fast völligen Wahllosigkeit) – Frauen aber treffen die „Kaufentscheidung“!“

    Sehr richtig. Aber diese Forscher übersehen, dass Männer schon vorab ausgewählt haben, wem sie sich überhaupt anbieten. Das ist von Männerseite halt ein “i daad meng, du aa?“, das die Frau dann mit ja oder nein beantworten kann.
    Bei diversen Tierarten ist das anders, da zirpen/zwitschern/stolzieren/quaken/usw die Männchen, und schnappen sich das erstbeste Weibchen, das in die Nähe kommt ;-) Aber Menschenmännchen müssen den ersten Schritt auf das Weibchen zu machen.

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    1. Lieber Robert,

      ist halt die Frage, wie sehr die Männer vorher auswählen - nach meiner Erfahrung ist vor allem die Selbsteinschätzung, ob man der entsprechenden Dame wirklich gut täte, relativ schwach ausgeprägt.

      Und auch im Tierreich macht das "erstbeste Weibchen" nicht selten kehrt und reißt aus!

      Gruß
      Gerhard

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    2. Robert Wachinger28. August 2016 um 14:27

      Es ist ja auch nicht die Aufgabe des Mannes, sich darüber Gedanken zu machen, ob man der Frau gut tut oder nicht. Dafür hat sie ja einen eigenen Kopf, nicht wahr? ;-)

      Allerdings ist die Einschätzung, ob diese Frau einem selber gut tut, wohl leider auch nicht sehr weit verbreitet. (Und natürlich gibts auch Frauen, die bei Männern bleiben oder immer wieder an solche geraten, die ihnen nicht gut tun. Auch da bin ich aber viel zu sehr Anhänger der Gleichberechtigung. Jeder, auch Frauen, ist für sich selber verantwortlich, und darf seine eigenen Fehlentscheidungen nicht auf andere abwälzen)

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    3. Prinzipiell schon richtig!

      Ich empfehle bei Partnerschaften und deren Auswahl dennoch die gleichzeitige Betätigung der beiden Gehirne - unter wechselseitigem Gedankenaustausch...

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  5. Meine Eindrücke vom Strand:

    Ersatz bieten funkelnde Smartphones, Tablets oder zur Not auch der Wahnsinnscocktail mit Schirmchen, Ananas - Orange - Traube - Apfel usw. - Spießchen dran – extra für die Angebetete. Dazu noch ein geölter Oberkörper mit ein paar ansehnlichen Muskelspuren. Wenn der Bauch leicht überhängt, kann man halt nix machen, außerdem zeigt das ja, dass immer genug Nahrung vorhanden ist...
    Auch der "Überlebenskünstler" ist vertrauenerweckend, da wahrscheinlich Brutpflege sichernd: 5 Liter Wasserkanister, Gummimatratze, riesen Picknicktasche, deutlich für Kühlelemente geeignet.
    Was ebenfalls gut rüberkommt ist der energische, den Ober springen lassende Besteller: "HammsemalnAlsterfüruns!?"
    Outfitmäßig ist die coole Sonnenkappe nebst bedrucktem T-Shirt (à la Litfaßsäule) immer noch ein Renner; nicht zu vergessen die mega Sonnenbrille mit "Fangriemen"...

    Dieses Panoptikum als kleine Ergänzung zu den Tango-Ölis!

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    1. Robert Wachinger28. August 2016 um 14:30

      Hi Karin,
      Diese Typen, die du grad beschreibst, bestellen tatsächlich “Alster“ (auf bairisch also ein Radler)????
      Kann ich fast nicht glauben ...

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    2. Da meine Frau grade noch (computerlos) auf der Rückreise ist: Dies sind Eindrücke von der Insel Borkum!

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  6. Nächste Begegnung zum Thema Rangordnung: Die gibt es natürlich auch bei Frauen - da passt eigentlich besser: Hackordnung...?!

    Ich war im Hotelpool heute früh: mit mir 2 Damen mittleren Alters um die 50. Beide blond, ein Typus, der einfach wichtig ist, gegenüber dem ich generell auf den berühmten Insektenstatus herabsinke... Sie schwimmen nebeneinander hin und her, mir bleibt (immerhin) eine dritte Bahn, diese ist allerdings durch die Treppe verkürzt. Aber das macht nix. Die Damen unterhalten sich. Es geht hörbar um die Behandlung von Angestellten, die Entwicklung der selbstverständlich hochbegabten und vielversprechenden Nachkommen, kaum verhohlener Stolz bläht die Stimmen. Ich versuche derweil mein Kreuz weiter zu bändigen, dehne und strecke mich in alle Richtungen, erwäge, ob ich vielleicht den Massagestrahl durch Knopfdruck in Gang setzen soll - vielleicht würde das ernüchternd wirken... Ich lasse es doch bleiben. Das Wasser ist (mir) nicht warm genug. So zappele ich also weiter herum, die Damen ziehen weiter hin und her, sich gegenseitig ihre Wichtigkeit bestätigend. Ihnen zuliebe würde ich ja gerne in Ehrfurcht erstarren, aber es gelingt mir nicht...

    Das Bild, das sich mir anschließend in der Umkleide/Dusche bietet, mag ich jetzt besser nicht beschreiben... Sagen wir: der erste Absturz.

    Danach bin ich beim Frühstück: die eine Dame erscheint - in Begleitung ihres mutmaßlichen Mannes. Er MUSS Geld haben, sonst kaum fassbar: einen Kopf kleiner als sie - Bonsai-Napoleon, nichtsdestotrotz Graf-Cox-Auftritt. Coole Platzsuche im Frühstücksraum, kein Blickkontakt zu den anderen dort sitzenden Underdogs...

    Und ich hab' gedacht, die Spinner seien alle auf Sylt!

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  7. Eben - Urlaub ist auch nur eine andere Form von Tango...

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  8. Leute, die Sache ist, biologisch gesehen, ganz einfach: Menschen sind wie Spatzen. Bei denen läuft die Sache so: Die Weibchen, wohl wissend, wie wichtig ein treuer Ehemann ist, suchen sich einen solchen Typ als Dauerpartner: zuverlässig, treu, guter Job, also gute Jagdgründe, an anderen Spätzinnen nicht interessiert. Auf Deutsch: extrem langweilig. Um dem Leben als Verheiratete ein wenig Würze zu geben, zeigen sich die Eier ausbrütenden Damen dem bindungsunwilligen Playboy vom Nachbarzweig nicht abgeneigt. Der weiß, dass er jede kriegt und keine bei ihm bleibt. So hockt er untätig den ganzen Tag auf seinem Ast (oder auf einem anderen) und wartet auf Avancen. Er ist verantwortungslos, egoistisch, charmant, gut aussehend, ungehemmt. Auf Deutsch: eine Wucht.
    So paaren sich die gelangweilten Hausfrauen-Spätzinnen mit dem sorglosen Playboy. Die meisten Eier stammend dann, genetisch betrachtet, von ihm, das merkt der Gatte aber nicht, denn der ist fleißig am Körnersammeln, um die Familie zu ernähren. Sollte er aber doch mal früher als erwartet das heimatliche Nest aufsuchen, setzt die Gattin zu einem Zeter-und-Mordio-Geschrei an: Hilfe, der Typ will mich vergewaltigen. Der treu sorgende Gatte vertreibt pflichtbewusst den Eindringling, und der macht sich an die nächste ran.
    Was ich sagen wollte: Tango ist ein vereinfachtes Abbild der Wirklichkeit, ein Modell für Beziehungen. Was auch bedeutet: Wer unnahbar erscheint, hat Erfolg. Der Rest ist Kulturtradition: Frauen warten ab und widersprechen nicht, das gehört sich nicht. Aufgefordert, zugesagt, mitgetanzt. So wurden sie erzogen. So wird es bleiben, bis auch Alice Schwarzer Tango tanzt. Aber die ist im Augenblick eher mit ihrer Steuererklärung beschäftigt.

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    1. Lieber Peter,

      das ist ja selbst für einen Österreicher eine ziemlich schwarze Ironie!

      Biologisch hast aber recht: Zirka 90 Prozent der Vögel leben sozial, aber nicht genetisch monogam , d.h., wie von Dir beschrieben, bleiben die Brutpaare zusammen, paaren sich jedoch auch mit anderen Partnern. Ob es da nur bei den Männchen den Versorger- bzw. Hallodri-Typus gibt, konnte ich nicht eruieren.

      Beim Menschen habe ich ja auf die hormonell unterschiedlichen weiblichen Präferenzen hingewiesen. Die Zahl der „Kuckuckskinder“ liegt bei unserer Spezies allerdings „nur“ bei 10-30 Prozent. Nach meiner Meinung gibt es glücklicherweise auch Mischtypen.

      Was die weibliche Passivität angeht, glaube ich sogar, sie ist teilweise genetisch bedingt: Testosteron fördert halt mehr den Eroberungsdrang – in welcher Weise auch immer. Da ändert sich nicht mal was, wenn Alice Schwarzer Tango tanzen würde (schrecklicher Gedanke). Übrigens ist die Sache mit der Steuererklärung wohl nicht mehr aktuell – derzeit kümmert sie sich um die angeblich vergewaltigte Gina Lisa Lohfink (womit wir wieder bei den Vögeln wären…).

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