Kritik mit dem Holzhammer
In einem neuen Kurz-Artikel stellt der Blogger und Tangolehrer Jochen Lüders heute „Murks“ (so der Titel) vor.
Wenn er Videos von Profis betrachte, so seine Begründung, sei das nicht nur unterhaltsam und inspirierend, sondern auch sehr frustrierend, weil er „natürlich niemals auch nur annähernd so gut tanzen können werde“.
Ich kann schon das nicht nachvollziehen: Wenn ich tolle Paare beobachte, bin ich einfach nur begeistert – schon deshalb, weil Tänze, die mich wirklich faszinieren, heute nicht mehr sehr häufig sind. Wenn, dann brauche ich dafür nicht unbedingt YouTube-Videos – gelegentlich sehe ich Bewundernswertes auch auf ganz normalen Milongas oder sogar daheim im Wohnzimmer. Und nicht immer führen da Männer. Dass ich es selber nicht so hinbekomme, tut dabei überhaupt nichts zur Sache.
Auch die beiden Profi-Videos, welche der Kollege als Kontrast verlinkt, reißen mich nicht zu Jubelstürmen hin. Klar, elegant und ausgefeilt – aber nichts, was ich nicht schon tausendmal gesehen hätte.
Lüders aber braucht „richtig mieses Gegurke“, um sich damit zu trösten, „dass man selber doch gar nicht sooo schlecht tanzt“.
Ich nicht.
Ein wenig muss ich über diesen Ansatz lächeln, da Lüders nun das unternimmt, was mir ewig vorgeworfen wird: andere Menschen anhand von Videos herabzusetzten. Anders als ich wird er sich damit aber vermutlich keine bitterbösen Kommentare einfangen.
Zur Sache:
Im ersten Beispiel sehen wir ein Paar, bei dem die Dame (warum auch immer) mit verbundenen Augen tanzt. Ich weiß nicht, ob Jochen Lüders gelesen hat, dass die beiden diesen Tanz zu ihrem Hochzeitstag zeigen wollten, obwohl sie vorher noch nie getanzt hatten. Die Vorführung entstand innerhalb von zwei Monaten.
Gut, ich hätte mir dazu nicht den wuchtigen Neotango „Roxanne“ herausgesucht. Aber wenn man den Hintergrund weiß, macht es das Paar doch gar nicht so schlecht!
https://www.youtube.com/watch?v=v912cN4d2QY
Beim zweiten Video missfällt Lüders die „unselige Idee Standard/Latein mit Tangoelementen zu mischen“. Klar, Tango muss reinrassig sein… Obwohl das Paar eigentlich ganz gut tanze, findet er das Ergebnis „fürchterlich“. Na ja, wenn schon, muss ich bei der Musik tief durchatmen, aber ohne „Tango to Evora“ ist eine Neotango-Playlist wohl nicht machbar…
Aber die beiden tanzen sehr routiniert und ziemlich ausgefeilt – bei mir jedenfalls kein Grund zur Empörung!
https://www.youtube.com/watch?v=r7CXrCrh1YA
Beim dritten Video war es sicher keine gute Idee, bei strahlendem Sonnenschein von „Tango under the Stars“ zu sprechen. Und auch die „Passion“ hätte ich stecken lassen.
Aber sonst? Die beiden tanzen sicherlich schon längere Zeit und beherrschen eine Menge Bewegungsoptionen zur Walzermusik. Auch wenn das Ganze ein bisschen steif und statisch wirkt, ist die Verbindung im Paar durchaus greifbar. Auf einer üblichen Milonga würden sie als recht gutes Tanzpaar gelten.
Am ehesten stört mich noch die Video-Beschreibung: „Erleben Sie die Magie des Tangos unter dem Sternenhimmel. Dies ist nicht nur ein Tanz – es ist eine Sprache der Emotionen, der Intensität und der tiefen menschlichen Verbundenheit. Lassen Sie sich vom Rhythmus leiten.“
Na gut, der Text stammt hoffentlich nicht von den beiden! Und immerhin gibt es über 30 lobende Kommentare.
https://www.youtube.com/watch?v=Hwmt5TFQquI
Klar, ich bin auch ein Freund deutlicher Worte. Planlose Rundumschläge sind jedoch nicht so mein Ding.
Ich weiß nicht, ob sich Jochen Lüders einen Gefallen tut, meist mit dem Holzhammer zuzuschlagen statt lieber mal mit dem Federkiel zu kitzeln. Auf den Videos tanzen Laien, die nicht den Anspruch erheben, Experten oder gar Stars zu sein. Ich finde, die muss man nicht derart brutal heruntermachen.
Es dürfte vergeblich sein, den Autor zu bitten, doch einmal die eigenen Tanzkünste per Video vorzuführen (oder gar Unterricht beim einem „Weltmeisterpaar“ zu nehmen). Seine Vorführung würde mit Sicherheit nicht so heruntergemacht wie die Bilddokumente, die es von mir im Netz gibt. Dennoch kann ich verstehen, wenn er es lieber lässt.
Auf jeden Fall haben sich alle drei Paare erkennbar bemüht, groß und spektakulär zu tanzen statt mit Trippelschrittchen in der Menge unterzutauchen.
Diesen Mut sollte man respektieren!
Quelle: https://jochenlueders.de/?p=17698
Mein Lehrer hat bei begriffsstutzigen Schülern immer gesagt: „ ja, was bist du für ein Depperle“. Ich erkläre Ihnen den Unterschied: Herr Lüders beschreibt das was er sieht und sagt wie ihm dies gefällt.
AntwortenLöschenEr macht aber keine Geschichte daraus. Zudem ist er auf den Tanzpisten dieser Welt unterwegs und kann das Dargebotene somit gut einordnen. Sie hingegen sitzen in ihrem Wohnzimmer. Schauen sich auf YouTube irgendetwas an und machen sich dann ihre Wirren Gedanken dazu. Wenn Sie diese für sich behalten würden, wäre dies nicht weiter schlimm. Leider, posaunen Sie selbige aber in ihrem Blog in die Welt hinaus. Anhand dieser YouTube Schnipsel versuchen Sie, Ihre komische Weltanschauung zu rechtfertigen. Mir sind hier noch zwei Dinge in Erinnerung. Ihr Beitrag zu Rafael und Susanne, so wie über das Café Tango in Wuppertal.
Bei allen Menschen, die das Original kennen, haben sie sich unglaublich blamiert. Wenn man vom Pars auf ein falsches Toto schliesst, dann ist es halt peinlich, wenn jemand das richtige Toto kennt.
Und hier noch einmal für Sie ganz einfach erklärt: wenn Herr Lüders das Toto kennt, kann er auch das Pars gut beurteilen.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen helfen.
P. Immelmann
Lieber Herr Immelmann,
Löschenes tut mir leid, dass Sie von Ihrem Lehrer schlecht behandelt wurden – aber dafür kann ich nichts!
Ich weiß auch nicht, ob Sie Jochen Lüders – im Gegensatz zu mir – überhaupt persönlich kennen.
Dass der sich viel in der internationalen Tangoszene herumtreibt, halte ich für höchst unwahrscheinlich. Aber Sie können ihn ja mal fragen – seine Kontaktdaten finden Sie im Impressum.
Und wie Sie an seinen Artikeln sehen, guckt er ziemlich viele Tangovideos.
Haben Sie überhaupt einen Bezug zum Tango? Ich bin gespannt!
Ansonsten rate ich Ihnen, verbal abzurüsten, falls Sie daran interessiert sind, dass weitere Kommentare von Ihnen veröffentlicht werden.
Beste Grüße
Gerhard Riedl