Was keiner geschrieben hat
„Das
erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.
Das
zweite Gebot
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen.“
https://www.ekd.de/Zehn-Gebote-10802.htm
Auch in der Tango-Glaubensgemeinschaft scheinen diese Vorgaben zu gelten. Mehrfach wurde ich von einem Tango-Unternehmer in dieser Hinsicht belehrt:
„Gemäß § 7 UrhG bin ich der Urheber sämtlicher von mir verfasster Texte.
Die
Verwertung meiner Inhalte – sei es durch Kopieren, Zitieren außerhalb
des gesetzlich zulässigen Rahmens (§ 51 UrhG) oder in sonstiger Form –
ist ohne meine ausdrückliche Zustimmung unzulässig.
Dies betrifft insbesondere die Übernahme von Texten oder Zitaten aus meinen Beiträgen in andere Blogs oder Plattformen.
Ich untersage dir ausdrücklich, künftig meine Texte zu kopieren, meine Inhalte zu verwenden oder meine Beiträge zu kommentieren.
Ein
weiterer Verstoß – sei es durch Kommentare, Zitate oder sonstige
Nutzung – wird dazu führen, dass ich rechtliche Schritte einleite und
einen Rechtsanwalt mit einer Unterlassung beauftrage (§ 97 UrhG).
Dies ist eine eindeutige und endgültige Absage an jede weitere Reaktion oder Nutzung meiner Inhalte."
Quelle: „Das Wort zum Samstag" (Kommentare), 12.9.25
Wenn ich das richtig verstanden habe, wird mir von jeglichem Gebrauch seiner heiligen Worte dringend abgeraten. Außer, ich zitiere „korrekt“, also nicht den „Sinn verfälschend“. Und da seine Texte stets einen Sinn haben, kann es da eng werden: Kritik ist dann per se unkorrekt.
Ob mir Lobpreisung noch gestattet ist, habe ich bislang nicht nachgefragt. Wie ich aus anderen Erfahrungen weiß, könnte selbst das schwierig werden.
Es geht aber noch weiter: Auch Götter können offenbar einmal irren. So verfasste nicht Benannter neulich eine Passage, welche zumindest verirrte Suffragetten möglicherweise als Macho-Gedöns hätten interpretieren können. Als ich die in satire-lästerlichem Kontext zitierte, war die Aufregung bei Blogger wie Autor groß. Flugs löschte man diesen Abschnitt und ersetzte ihn durch eine Version, welche man als weniger riskant ansah. Ich fand es fair genug, auf diese Änderung hinzuweisen.
Ja, von wegen! Umgehend wurde ich mit rechtlichen Schritten bedroht, sollte ich den ursprünglichen Text noch stehen lassen!
Ich finde das eine geniale Idee: Hinfort kann man also selbstenthüllenden Quatsch jeglicher Art hinausposaunen – im Fall des Falles löscht man den halt. Und ab diesem Moment unterliegt der Blödsinn von früher strengster Geheimhaltung – Verrat wird mit Abmahnung bedroht!
„Sie haben doch damals gesagt…“ – dieses Argument sollten wir bei politischen Debatten vermeiden. Es könnte teuer werden.
Die Organisation „Reporter ohne Grenzen“ veröffentlich jährlich eine Rangliste der Pressefreiheit. Nur noch in 7 Ländern weltweit werden die Verhältnisse für die Berichterstattung als „gut“ bewertet (Deutschland ist auf Platz 11 abgerutscht).
https://www.reporter-ohne-grenzen.de/rangliste/rangliste-2025
Nach dem Attentat vom 11. September ist auch dem Komponisten Karlheinz Stockhausen auf einer Pressekonferenz ein peinlicher Spruch entfahren:
„Also, was da geschehen ist, ist natürlich – jetzt müssen Sie alle Ihr Gehirn umstellen – das größte Kunstwerk, was es je gegeben hat."
Der Künstler ruderte sofort zurück: „Ist ja irre. Schreibt nicht ausgerechnet das, was ich da am Schluss gesagt habe. Das muss ja nicht alles gleich multipliziert werden, ist ja blöd."
Genützt hat es ihm nichts: Seine Sentenz vom 16.9.2001 ist immer noch nachlesbar:
Aber Stockhausen komponiert ja moderne Musik, keinen Tango…
P.S. Herzlichen Dank an Manuela Bößel für den musikhistorischen Fund!
Auch die Katze hat nichts gesehen! |
« Le Language est source de malentendus. »
AntwortenLöschen(Die Sprache ist Quelle von Missverständnissen.)
(Antoine de St. Exupéry „Le petit prince“)
Drum besser zuerst überlegen, dann sprechen/schreiben.
Nachträgliche Korrekturen sind ärgerlich und verfehlen oft den Zweck.
Goethes Iphigenie verrät ein lange gehütetes Geheimnis nur nach großem Zögern und das aus gutem Grund:
„Denn einmal vertraut, verlässt es ohne Rückkehr des tiefen Herzens sichre Wohnung, schadet, wie es die Götter wollen, oder nützt.“
(J.W. von Goethe „Iphigenie auf Tauris“)
Als hätte Goethe das Internet schon gekannt!
Und wieder mal hat Goethe recht!
LöschenAuf die heutige Zeit bezogen: Was einmal im Internet gelandet ist, kriegt man nie mehr raus.
Liebe Karin,
AntwortenLöschenNachdem ich schonmal auf die Deklinations-Schwäche im Hause Riedl hingewiesen habe, habe ich auch Zweifel an der Korrektheit der Zitate:
Antoine de Saint-Exupéry hätte sich diesen Patzer nie geleistet, Frau Robinson:
》Le Language est source de malentendus. 《
Zum einen schreibt man im Französischen i.d.R. Hauptworte, die mitten im Satz stehen nicht gross und zum anderen gibt es das Wort "Language" im Französischen nicht. "Sprache" heisst auf französisch "langage".
Auch wenn manche Leute gerne Antoine de Saint-Exupéry zitieren, um Lesern eigene Belesenheit vorzugaukeln, kann das leicht zu einer Peinlichkeit führen, und kann beim Leser, wie in diesem Fall, zu einem Lachkrampf führen.
Dass auch der orthografie-bessessene Blogbetreiber diesen Patzer nicht bemerkt hat, macht nichts.
Es liegt eben in der Familie.
Fröhliche Grüsse aus Luxembourg,
P. Paal
Lieber Herr Paal,
Löschenvielen Dank für Ihre Korrekturen. Selber kann ich leider kaum Französisch. Meine Frau wird Ihnen bei Gelegenheit antworten.
Darf ich Sie ebenfalls auf ein paar Fehler in Ihrem Kommentar hinweisen?
Komma nach „mitten im Satz stehen“, „groß“ statt „gross“, dann Komma nach dem „und“, kein Komma nach „Peinlichkeit führen“. Ebenfalls hätte ich „Hauptwörter“ statt „Hauptworte“ geschrieben.
Wir hatten schon gefürchtet, dass Sie inhaltlich auf das Zitat (oder gar den ganzen Artikel) eingehen. Das haben Sie uns glücklicherweise erspart.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
Lieber P. Paal,
Löschengerne hätte ich Sie mit Ihrem Vornamen angeredet, aber die Abkürzung P. lässt das leider nicht zu.
Sie haben völlig recht!
Das korrekte Zitat lautet:
„Le langage est source de malentendus.“ (Ed. Gallimard, 1946, p.69)
(Wird übrigens häufig nicht ganz exakt ins Deutsche übersetzt.)
Ich hatte mich verschrieben – vielen Dank für Ihren Hinweis!
Es freut mich, wenn ich Ihnen einen fröhlichen Moment bescheren konnte.
Da Sie aus Luxembourg schreiben, sind Sie im Französischen sicher sehr bewandert.
Und offenbar interessieren Sie sich für Orthografie, so darf ich Sie, zusätzlich zu den oben genannten, noch auf ein paar weitere Rechtschreibfehler in Ihrem Text aufmerksam machen:
Diese sind:
„schon mal“ (auseinander geschrieben)
„Grüße“ (langer Vokal) und „heißt“ (Diphtonge gelten als lange Vokale) - hier Schreibung mit ß, nicht mit ss
„besessen“ – schreibt man nur mit insgesamt drei –s
Und da Sie sich offenbar mit dem Werk Antoine de Saint-Exupérys gut auskennen, wissen Sie bestimmt auch, welche Figur er den o.g. Satz sprechen lässt ...?!
Tja, Tiere sind oft die besseren Menschen …
Fröhliche Grüße aus Deutschland zurück
KLRR
Der im obigen Artikel angesprochene Autor nennt mich nun einen „alten, verbitterten Dummschwätzer“ und „Nichtskönner“. Ich bin gespannt, ob er auf dieser Basis noch den Rechtsweg beschreiten möchte. Aber seine Anwältin wird ihn da sicher kompetent beraten…
AntwortenLöschenhttps://www.tangocompas.co/eine-gut-funktionierende-ronda-auf-einer-milonga/#comments
Zu den Kommentaren meiner Frau schreibt Klaus Wendel nun unter anderem:
AntwortenLöschen„Wenn Herr Riedl in die Enge gerät, schickt er gern seine Frau mit einem Zitat in die Manege – diesmal Saint-Exupéry und Goethe im Doppelpack.“
https://www.tangocompas.co/eine-gut-funktionierende-ronda-auf-einer-milonga/#comments
Schöner kann sich muffiger Machismo nicht ausdrücken: Selbstständiges Handeln wird Frauen nicht zugebilligt. Wenn die überhaupt mal was sagen, dann doch nur, weil der Männe sie vorschickt.
Eigener Entschluss? Bei Weibern undenkbar!
In Wahrheit habe ich Karin noch nie zu einem Kommentar aufgefordert. Der Entschluss, etwas zu schreiben oder es zu lassen, kam stets von ihr. Sie ist schon groß und kann selber sprechen und schreiben. Sogar denken.
Was sie mir aber schon persönlich zum Thema „Tango-Machos“ gesagt hat, mag ich lieber nicht zitieren.