Ganz schön Link


„Verfeaturst du mich, dann verfeature ich dich.“
(Heinrich Böll: Doktor Murkes gesammeltes Schweigen, 1955)

Im digitalen Zeitalter heißt das natürlich: „Verlinkst du mich, verlinke ich dich“ – befreundete Blogger und Seitenbetreiber weisen gerne wechselseitig auf neue geistige Errungenschaften hin.

So findet sich der Link auf die „Mutter der deutschen Tangoblogs“, Cassiels „Tangoplauderei“, auf vielen Webseiten von Tangoveranstaltern und ähnlichen Anbietern. Dass dort heuer erst ein und letztes Jahr ganze zwei Artikel entstanden sind, macht die Sache ja auch übersichtlich – auf meinem Blog waren es 2018 bislang 172 und 2017 immerhin 201 Posts (also rund das 125-fache): Das könnte verwirren.

Wenn man sich in der Tangoszene ultra-liberal geben will, verlinkt man zusätzlich zu Cassiel auch meinen „Tango-Report“ – so beispielsweise mein Berliner Blogger-Kollege Thomas Kröter. Die Damen von „Berlin Tango Vibes“ hingegen führen in ihrer „Blogroll“ zwar Kröter, Franzmann, Cassiel und einige andere an, nicht jedoch den Pörnbacher Rebellen Riedl. Auch ansonsten wagt es deutschlandweit kaum ein Tangofunktionär, auf das Blog aus der oberbayerischen Provinz hinzuweisen – könnte Kunden kosten…

Da es auf meinem Blog keine Rolle gibt, bin ich darauf angewiesen, in meinen Texten zu verlinken, was ich ausgiebig tue (und mir natürlich dennoch den Vorwurf „unkorrekten Zitierens“ einhandle). Eines gebe ich dabei gerne zu: Nicht jeder dürfte sich über meine Internet-Verknüpfungen freuen, da ich mich manchmal diebisch über teilweise peinlichsten Quark freue, den man in der deutschen Tangoszene veröffentlicht – häufig gar noch in (mehr oder weniger) bewegten Bildern auf YouTube.

Allerdings muss ich eines reklamieren: Dem gerne gebrauchten Begriff „Nestbeschmutzer“ (oder digital „Netzbeschmutzer“)  gebricht es an Metaphorik. Ich mache ja nicht in den Brutplatz, sondern weise gelegentlich auf dort anzutreffende Kacke hin!

Was ich folglich ausreichend kenne: Oft kann ich gar nicht schnell genug verlinken, wie dann auf der Gegenseite der Stecker gezogen wird – Videos werden vom Netz genommen oder Links zu besonders schlimmen Bildern und Aussagen deaktiviert. Bei Artikeln, die schon länger zurückliegen, entdecke ich es meist nur durch Zufall – daher bitte ich um Nachsicht bei manchmal fehlenden Aktualisierungen!

Neulich habe ich dabei eine Variante kennengelernt, die wohl nicht zu toppen sein dürfte: Nachdem ich in meinem Text „Von Hirntod und Tangolehrern“ ein Vortanz-Video des Essener Tangolehrers Klaus Wendel verlinkt hatte (übrigens mit einem eher neutralen Kommentar), kam der „Poltergeist der deutschen Tanzpädagogen“ mächtig in Fahrt und kommentierte:

„Es ist bezeichnend, mit welcher Häme Sie, Herr Riedl, in ihrem Blog Zitate aus Diskussionen geschlossener Facebook-Gruppen herausfischen, aus dem Zusammenhang reißen, um ihre vorgefertigte Meinung zu bestätigen, Videos herausfischen, um Ihre Widersacher vorzuführen (…) Das besagte Video war noch ohne mein Wissen im Netz und ist mittlerweile beseitigt worden.“ Eine Erkrankung habe ihn damals in seiner Leistung behindert.

Na gut, so schlimm fand ich das zu Sehende gar nicht – und zudem muss sich schon jeder selber drum kümmern, was von ihm auf YouTube eingestellt werden darf und was nicht. Tatsächlich war das Filmchen kurz darauf deaktiviert, worauf ich in einer Aktualisierung hinwies.

Nun aber kommt der Clou: Als ich einige Zeit später wieder einmal auf diesem Kanal nach Tangovideos suchte, stieß ich per Zufall auf die vormals vom Netz genommene Version. Natürlich stellte ich flugs den aus der Asche wieder erstandenen Phönix erneut in meinen Text ein!

Nun möchte ich niemanden Finsteres unterstellen – aber ein „Gschmäckle“ hat diese Transaktion für mich schon… Auf jeden Fall bin ich gespannt, was nunmehr passiert: Wird’s erneut gelöscht? Wer es also noch nicht gesehen hat, sollte sich beeilen!

Eines ist mir klar: Wer ein kritisches Blog betreibt, darf sich zwar vielleicht auf heimliche Zustimmung (ausgedrückt in einer Vielzahl privater Nachrichten) freuen, auf offizielles Lob oder gar Links auf sein Blog jedoch sollte er nicht rechnen.

Daher gehört es in meiner Region selbstredend zum „guten Ton“, meine Seite beinahe komplett zu ignorieren. Ein rühmliche Ausnahme war bislang eine Regensburger Veranstaltungsübersicht  zu den Tangoaktivitäten in Ostbayern: https://www.tango-regensburg.de/links.php

Insgesamt beinahe 2000 Zugriffe (von derzeit 462000) brachte mir der Betreiber Werner Eberle, welcher nicht nur Cassiels Blog, sondern auch meines verlinkte – bis vor kurzem: Da flog der Hinweis auf „Gerhards Tango-Report“ offenbar raus – empfohlen werden nur noch stramm konservative Autoren wie Thomas Mößner oder Hans Peter Salzer.

Das soll keine generelle Kritik an dieser Seite sein – sie ist die einzige, welche Veranstaltungen in jener Region wirklich aktuell und verlässlich auflistet. Und in den Anfangsgründen meines Blogs hat mir der Link sicherlich genützt. Inzwischen brauche ich ihn glücklicherweise nicht mehr!

Daher mein Tipp an alle Blogger-Kollegen: Über Links (wie kritisch auch immer) sollte man sich freuen – aber dennoch nie das Ziel aus den Augen verlieren, immer mehr Direktzugriffe zu erhalten! (Die „Süddeutsche“ lebt schließlich auch nicht von Erwähnungen in der „Bild“…)

Zudem, und das ist satirisch erwähnenswert, findet sich in der nunmehr neu gestalteten Link-Liste ein „zertifizierter Paar- und Sexualtherapeut“ („mit Tango-Verständnis“), der in dem schönen Satz beworben wird: „Wenn der Tango die Probleme nicht löst, dann hilft der Paartheraþeut“. Da ich die Regensburger Szene ein wenig kenne, kann ich nur bestätigen: Nie war ein Hinweis so nötig wie dieser!

Da es der Regensburger Experte offenbar noch nicht auf YouTube geschafft hat, habe ich auf einen Kollegen zurückgegriffen, welcher ebenfalls für sich Tangobezug reklamiert. Besonders lustig wird es bei den Tanzszenen (ab 14:22), die ich in dieser Form bislang nur von Kreuzfahrtschiffen kenne:


Auch hier bitte ich um Beachtung: Für die Dauerhaftigkeit des eingestellten Links kann ich leider keine Garantie übernehmen!

P.S. Die Bloggerinnen von "Berlin Tango Vibes" haben inzwischen einen Link auf meine Seite gesetzt. Na eben – geht doch!

Kommentare

  1. Auf dem (nunmehr für Kommentare wieder geöffneten) Blog „Berlin Tango Vibes“ findet sich eine Anmerkung unter dem Pseudonym „Wiener Milonguero“ (von mir rechtschreibkorrigiert):

    „Nun, einem anderen deutschsprachigen Blog, das sich teilweise mit Tango beschäftigt, durfte ich heute den folgenden Text entnehmen:

    ‚Wer ein kritisches Blog betreibt, darf sich zwar vielleicht auf heimliche Zustimmung … freuen, auf offizielles Lob oder gar Links auf sein Blog jedoch sollte er nicht rechnen.‘

    Nun, welch erstaunliche Koinzidenz liegt hier vor, denn offensichtlich scheint der Blogger sich mit unserer heutigen Autorin konform über die Ablehnung jeglichen Lobes zu befinden.

    Anderseits wird in etwas weinerlicher Weise erwähnt, dass auf seinen Blog von dem TangoVibes-Blog nicht auf löbliche Weise verlinkt wurde.

    Er beschwert sich, denn ‚die Damen von Berlin Tango Vibes … führen in ihrer Blogroll zwar … andere an, nicht jedoch …‘ den bescheidenen Blogger, der kein Lob erwartet.

    Sollte man auf den Blogger nun löblicherweise verlinken ?
    Dazu möchte ich anmerken, dass Lob auf verschiedene Weisen wirken kann und der heutigen Autorin (und anderen, die hier mitlesen) ein Zitat von Friedrich Nietzsche Zitat auf den Weg geben:
    „Die einen werden durch Lob schamhaft, die anderen frech.“

    Quelle: https://berlintangovibes.com/2018/10/28/lieber-lob-lassen/#comments

    Wie schön, wieder einmal feststellen zu dürfen, wie akribisch mein Blog auch ohne Verlinkungen studiert wird – und wie katastrophal das Verschwinden des Forums „tanzmitmir“ bis heute auf manche Charaktere wirkt.

    Ich muss jedoch korrigieren: Verlinkung bedeutet für mich nicht Lob, sondern lediglich die Ermöglichung eines Informationsflusses, was ziemlich gut zu einer freien Gesellschaftsordnung passt. Frühere Gemeinschaftsformen beruhten vor allem auf Tabus und Einschränkung der Kommunikation.

    Auch in dem Zusammenhang liefert Nietzsche eine erhellende Einsicht:
    „Wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein.“

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  2. Und um gleich einen absehbaren Vorwurf zu entkräften: Doch, man könnte auch bei mir kommentieren. Man müsste nur einen echten Namen und eine Mailadresse haben...

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    1. ...äh ja, fast hätt ich's vergessen: Und sich sachlich und ohne persönliche Herabsetzungen zum Thema eines Artikels äußern!

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  3. Hier ein Kommentar von Michael G. Kronthaler:

    „Auch ansonsten wagt es deutschlandweit kaum ein Tangofunktionär, auf das Blog aus der oberbayerischen Provinz hinzuweisen – könnte Kunden kosten…“

    na ja...

    https://tango-x.com/recht-auf-den-tangolehrer/

    https://tango-x.com/colgadas-beim-tango-tanzen/

    Schöne Grüße aus München
    Michael

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  4. Lieber Michael,

    danke für den Hinweis, den ich gerne bestätige:

    Tatsächlich gehörst Du zu den wenigen Tangolehrern, die offiziell von meinem Blog Kenntnis nehmen, ihn sogar verlinken und sich gelegentlich ernsthaft mit meinen Gedanken beschäftigen.

    Außerdem enthält Eure Website sehr ausführliche inhaltliche Betrachtungen zum Tangotanzen – ebenfalls eine große Ausnahme in diesem Milieu.

    Dass wir dabei nicht immer übereinstimmen, macht gar nichts – im Gegenteil!

    Herzliche Grüße
    Gerhard

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