Mit der Brezel durchs Gewühl
Gibt es keine Anlässe für Tango-Satire mehr? Und werde ich daher bei Bedarf immer mehr in die Politik ausweichen müssen? Oder mich mit der Reste-Verwertung misslungener Blog-Artikel zu begnügen haben?
Glücklicherweise versorgen uns derzeit unsere Noch-Nicht-Regierenden mit wunderbarem Material aus dem Sektor der Realsatire. Ernsthaft habe ich einen Schwachsinn-Mangel im Tango aber nie befürchtet. Dennoch bin ich froh, heute der werten Leser(innen)schaft ein gar verlockendes Angebot auf der FB-Seite „Tango München“ unterbreiten zu dürfen.
Hier der von mir übersetzte Ankündigungstext:
„Habt ihr euch schon einmal zwischen zwei Paaren eingeklemmt gefühlt wie ein Sandwich auf der Tanzfläche? Wart ihr schon einmal zu eingeschüchtert, um die Ronda überhaupt zu betreten? Und wie schafft man Platz, wenn es eng wird?
📦 In unseren ersten Tangotagen haben wir uns alle gestresst und unsicher gefühlt, besonders auf Festivals oder überfüllten Milongas. Sich auf einer überfüllten Tanzfläche zurechtzufinden und dabei Rücksicht auf andere Paare zu nehmen, ist eine wichtige Fähigkeit für jeden Tänzer.
🚸 Diese Woche begrüßen wir Luigi Setteducati zu unserer Brezel Practica! Luigi wird Improvisationstechniken vermitteln, die auf den grundlegenden Tangoprinzipien aufbauen – so kannst du auch in den hektischsten Rondas bequem tanzen!
🥨 Ihr wollt das Beste aus eurem Raum machen? Dann komm zur Brezel Practica, dem Ort, an dem sich Freunde treffen!“
https://www.facebook.com/groups/tangomuenchen/permalink/10161000267281186
Wieviel Schotter muss man für die Schulung abdrücken? Hier werden die Veranstalter wie gewohnt undeutlich und schreiben von einem „gemeinnützigen, spendenbasierten System“. Möchte der Ludwig sieben Dukaten? Nomen est omen?
Na ja, wir werden es sicher vor Ort erfahren. Dass jemand heute Tango ohne Knete betreibt, ist sicher nicht zu befürchten.
Was aber das interessante Angebot betrifft:
Warum um alles in der Welt soll ich eine Veranstaltung besuchen, bei der auf dem Parkett kein Platz ist? Oder ein Freibad ohne Wasser in den Becken? Ein Fußballspiel ohne das runde Leder?
Hilft es mir wirklich, wenn ich voraussichtlich von einem Sieben-Dukaten-Luigi erfahre, ich müsse halt kleine Schritte machen oder auf der Stelle rumhampeln? Wie steht es dann mit meinen tänzerischen Ausdrucksmöglichkeiten zu einer herausfordernden Musik?
Okay, solche Titel legt man ja nicht auf – Übertreibung…
Ich gestehe, in viel jüngeren Jahren versucht zu haben, auf dem Parkett eingepfercht musikalische Bewegungen anzudeuten. Seit Langem schon aber lautet meine Devise: Wenn nicht genug Platz ist, tanze ich halt nicht. Glücklicherweise liefert die gebotene Musik dazu meist auch wenig Anreiz.
Und nein: Man kann in einer „hektischen Ronda“ nicht „bequem tanzen“. Never! Wer das verspricht, hält „Sondervermögen“ auch für ein Guthaben!
Ich frage mich immer wieder, warum es bei einem Gesellschaftstanz wie dem Tango so schwer zu kapieren ist, dass man dazu halt auch freie Räume benötigt. Oder versteckt man sich im Gewühl, damit keiner sieht, was man nicht könnte, wenn es denn die freie Fläche dazu gäbe?
Sind überfüllte Milongas unvermeidlich? Nach meinen Erfahrungen natürlich nicht. Es gibt genug Veranstaltungen, auf denen sich nur wenige Paare herumtreiben. Öfters ist dort sogar die Musik besser. Aber klar – dorthin geht man ja nicht, weil „nichts los“ ist. Egal, aus welcher Richtung man viele Tangoprobleme betrachtet. Um ziemlich gagaeske Zustände zu begreifen, sollte man sich stets an den Grundsatz erinnern: Ums Tanzen geht es nicht. Wäre ja auch eine komische Idee…
Nun gut – Kurse, in denen man etwas lernt, was man eigentlich nicht benötigen sollte, gibt es ja nicht nur im Tango. Daher werden sicher genug Dukaten zusammenkommen.
Eine Frage quält mich aber: Was ist denn nun eine „Brezel Practica“? Wird dort Laugengebäck angeboten? Oder Tanzfiguren in Brezelform wie im Discofox seligen Angedenkens? Auf jeden Fall hoffen wir, dass da niemand stürzt und es ihn so „derbrezelt“ (weil er dann in Brezelform am Boden liegt). Soll man sich zum Lehrgang „aufbrezeln“? Oder muss man sich im Kurs zum „Breznsoizer“ (Brezensalzer) des Chefs machen – sprich: sich herumkommandieren lassen? Das wollen wir nicht hoffen!
https://de.wikipedia.org/wiki/Brezel
Wie tanzt man also nun in drangvoller Enge? Das Bewegungsrepertoire dürfte ungefähr dem Warten vor einer verschlossenen Klotür entsprechen. Das folgende Video zeigt es uns: Viel reden statt zu tanzen könnte helfen. Die Schülerinnen und Schüler aber machen es perfekt richtig: Sie bleiben einfach sitzen!
https://www.youtube.com/watch?v=cZZbK5bBvM0
Lieber Gerhard,
AntwortenLöschendu beklagst dich darüber, dass es Veranstaltungen gibt, bei denen Tänzer lernen sollen, auf engem Raum zurechtzukommen. Du stellst die Frage, warum man das überhaupt braucht – ich stelle die Frage, warum du das nicht kannst.
Tango ist kein Breitensport mit unbegrenztem Raumangebot, sondern ein Gesellschaftstanz, der sich auch in Buenos Aires schon immer in voller Enge abgespielt hat. Eine volle Milonga ist keine Fehlfunktion, sondern die Realität einer lebendigen Tango-Kultur. Und ja, genau dort kann man anspruchsvoll tanzen – wenn man es kann.
Deine Haltung ist bequem: „Ist zu voll? Ich tanze nicht.“ Kann man machen. Aber es ist nicht die einzige Herangehensweise. Andere Tänzer nehmen die Herausforderung an und lernen, mit der Situation umzugehen – und genau das bietet wohl die Brezel Practica. Kein Survival-Training, sondern eine Fähigkeit, die in jeder echten Milonga gebraucht wird.
Aber klar, du bevorzugst leere Tanzflächen, wo du dich frei entfalten kannst. Dein gutes Recht. Nur frage ich mich: Warum urteilst du dann über diejenigen, die sich mit der Realität auseinandersetzen und das Beste daraus machen?
Ich persönlich tanze beide Rollen und habe kein Problem damit, auf engstem Raum musikalisch, präzise und stilvoll zu tanzen – ohne „Tippelschritte“ oder unsinniges Rumgehampel. Und ja, auch mit Spaß. Aber vielleicht liegt genau da das Problem: Wer es nicht kann oder nicht will, muss es schlechtreden.
Tango ist ein Tanz, der Kommunikation, Anpassung und Improvisation erfordert – nicht das starre Beharren auf Idealbedingungen. Vielleicht ist es ja genau das, was dir fehlt.
Herzlich,
Christian Beyreuther
Lieber Christian,
Löschenes kommt nicht so gut an, wenn man dem Gesprächspartner gleich mal unterstellt, dass er etwas nicht kann. Ich tanze seit mehr als einem Vierteljahrhundert Tango – da lernt man es zwangsläufig, auch mal mit wenig Platz auszukommen. Spaß macht es mir nicht.
Und natürlich darf da das „Buenos Aires- Argument“ nicht fehlen. Klar, in Argentinien ist alles besser – auch Staatspräsidenten, die mit Kettensägen rumfuchteln.
Interessant, dass du meinst, auf „echten Milongas“ sei kein Platz zum Tanzen. Dann besuche ich lieber unechte.
Ich erlaube mir, ebenso zu „urteilen“ wie du auch. Dennoch: Wer sich ins Gedränge stürzen möchte, soll es tun. Dass ich Lehrangebote für solche Fälle für nicht zielführend halte, wird man aushalten müssen.
Schön für dich, wenn du auf engstem Raum „musikalisch, präzise und stilvoll“ tanzen kannst. Ein wenig Eigenwerbung sei dir zugestanden. Ob ich das eventuell auch kann? Egal – es macht mir halt keinen Spaß, wenn ich meine Bewegungen ständig einschränken muss.
Besten Dank für die Vermutung, was mir fehlt. Ich wäre ohne diese Diagnose auch ausgekommen. Aber von wahren Experten ist diese wohl unvermeidlich.
Danke und beste Grüße
Gerhard
Lieber Gerhard,
AntwortenLöschendanke für deine Antwort – gewohnt ironisch und mit der unterschwelligen Botschaft, dass deine Sicht auf Tango die einzig vernünftige sei.
Du betonst, dass du nach einem Vierteljahrhundert Tango zwangsläufig gelernt hast, auf engem Raum zurechtzukommen – aber dir macht es eben keinen Spaß. Das ist absolut in Ordnung. Nur verstehe ich dann nicht, warum du dich so sehr daran störst, wenn andere Tänzer genau das lernen möchten, statt einfach sitzen zu bleiben.
Dein Buenos-Aires-Seitenhieb ist nett, aber erwartbar. Kein Mensch behauptet, dass dort alles besser ist – nur, dass es seit jeher üblich ist, auf engem Raum zu tanzen. Wer Tango nicht nur als ästhetische Kür auf freier Fläche begreift, sondern als soziale Interaktion, versteht, dass man sich in verschiedenen Umgebungen anpassen muss.
Du magst überfüllte Milongas nicht. Kein Problem. Aber du drehst es so, als wäre das eine universelle Wahrheit. Andere Tänzer haben schlicht eine andere Einstellung: Sie wollen sich nicht über mangelnden Platz beklagen, sondern lernen, ihn effizient zu nutzen. Dass du das für überflüssig hältst, zeigt eher, dass du selbst diese Notwendigkeit nicht mehr hast – oder dich schlicht nicht damit auseinandersetzen willst.
Ich sehe kein Problem darin, wenn jemand ein Angebot schafft, um Tänzern zu helfen, mit der Realität überfüllter Milongas umzugehen. Du hingegen möchtest lieber betonen, dass es dich nicht interessiert. Ist das eine Haltung, die Tango weiterbringt? Oder nur eine persönliche Komfortzone?
In diesem Sinne: Du darfst gern weiter für viel Platz auf Milongas plädieren – andere tanzen einfach.
Beste Grüße,
Christian
Lieber Christian,
Löschenich glaube, jeder von uns ist der Meinung, seine Ansichten zum Tango seien vernünftig. Und die anderer, so sie davon abweichen, eher weniger. So what?
Ich störe mich nicht daran, wenn andere lernen wollen, auf überfüllten Flächen zu tanzen. Ich finde es halt lustig, wenn man ihnen solche Angebote wie das zitierte macht. Und damit versuche ich, meine Leserinnen und Leser zu unterhalten.
Vielleicht schaust du dir heute Abend mal die Übertragung vom Nockherberg an. Da treten Künstler auf, die politische Mehrheitsmeinungen angreifen. Man nennt das Satire. Die anwesenden Politiker wissen, dass man am besten darüber lacht – auch wenn einem nicht danach zumute ist. Im Tango hat sich diese Einstellung noch nicht verbreitet. Da wird dann mit großem Ernst debattiert.
Man wird es nicht nur im Tango aushalten müssen, wenn Minderheiten manche Dinge anders sehen. Sie abzuqualifizieren ist ein gefährlicher Weg, der eher den Verdacht nährt, der Katechismus von Ronda und kreativem Tanzen im Gedränge sei doch nicht so überzeugend, wie man landläufig tut.
Ich würde mir jedenfalls einen entspannteren Umgang wünschen.
Beste Grüße
Gerhard
Hallo Herr Riedl;
AntwortenLöschen… erst im Artikel scharf schießen und einige abfällige Bemerkungen fallen lassen über Sinn- und Unsinn, auf überfüllten Tanzposten zu tanzen. Dann, wenn jemand Ihre Aussagen ein wenig überprüft, Ihr Versuch alles wieder zu relativieren.
Sie wären der perfekte Politiker. Merz und seine Paschas.
Beispiele:
Artikel: […]“Und nein: Man kann in einer „hektischen Ronda“ nicht „bequem tanzen“. Never! Wer das verspricht, hält „Sondervermögen“ auch für ein Guthaben!“[…]
(Also Sie schreiben nicht ‚ich‘ kann es nicht, sondern ‚man‘ kann es nicht.)
Im Kommentar behaupten Sie dann wieder, Sie können es:
[…]“… es kommt nicht so gut an, wenn man dem Gesprächspartner gleich mal unterstellt, dass er etwas nicht kann. Ich tanze seit mehr als einem Vierteljahrhundert Tango – da lernt man es zwangsläufig, auch mal mit wenig Platz auszukommen.“ […]
(Sie behaupten also etwas zu können, was man nicht kann? Was denn nun?)
Artikel: […]“…warum es bei einem Gesellschaftstanz wie dem Tango so schwer zu kapieren ist, dass man dazu halt auch freie Räume benötigt.“
(Beim Standardtango ist das vielleicht so, wird ja auch ‚Ballroom Dance'‘ genannt!)
Zumindest mal den Raum, den man für sich selbst mit Partner/in benötigt. Ich habe schon auf vollsten Pisten wahre Virtuosen auf kleinstem Raum sehr musikalisch und variationsreich tanzen sehen. 'Man' kann es also!
Kommentar:[…]“Ich störe mich nicht daran, wenn andere lernen wollen, auf überfüllten Flächen zu tanzen.“ […]
Aber Sie brezeln sich ein Fantasiefiasko zusammen, obwohl Sie nicht im geringsten wissen können, was in dieser 'Brezel-Práctica' angeboten wird:
[…]“Eine Frage 'quält' mich aber: Was ist denn nun eine „Brezel Practica“? Wird dort Laugengebäck angeboten? Oder Tanzfiguren in Brezelform wie im Discofox seligen Angedenkens? Auf jeden Fall hoffen wir, dass da niemand stürzt und es ihn so „derbrezelt“ (weil er dann in Brezelform am Boden liegt). Soll man sich zum Lehrgang „aufbrezeln“? Oder muss man sich im Kurs zum „Breznsoizer“ (Brezensalzer) des Chefs machen – sprich: sich herumkommandieren lassen? Das wollen wir nicht hoffen!" […]
Bei so einer Sichtweise über eine praktische Hilfe, müssen Sie auch ein sehr "
'gequältes' Verhältnis zu Tango-Lehrkräften haben.
Danke für ihre Toleranz!
Aber schließen Sie doch bitte nicht von sich auf andere.
Sie hätten doch Ihren ganze Artikel in einem Satz zusammenfassen können:
„Mir macht es keinen Spaß, auf zu vollen Tanzpiste zu tanzen.“
Aber das wäre für 90% der Leser sicherlich nichts Neues gewesen.
Mit freundlichen Grüßen
Klaus Wendel
PS: Man kann übrigens sogar auf einem Tisch einen Showtango tanzen. Siehe Video:
https://youtu.be/lmcQUkac4zo?si=eBoUDhSSFf2M57uG
Lieber Herr Wendel,
Löschender „perfekte Politiker“ wäre ich sicher nicht. Ich halte es da mit Harald Schmidt: Mich würden die Wähler stören. Und Merz? O Gott, nun wirklich nicht!
Und nein, man kann auf einer vollgestopften Tanzfläche nicht bequem tanzen. Es sei denn, man hampelt auf der Stelle rum. Und nochmal nein, ich kann das auch nicht. Sicher kann ich mal mit wenig Platz auskommen. Um aber einen alten Sponti-Spruch zu zitieren: Keuschheit ist ebenso sinnvoll wie Unterernährung.
Na, und dann kann man halt wahre Virtuosen auf kleinstem Raum sehr musikalisch und variationsreich tanzen sehen. Wenn es denn Ihrer Beobachtung entspricht! Ich habe Tangostars (außer bei ihrer Show, wo sie genug Platz haben) meist nur sitzend erlebt.
Mich würde es wirklich interessieren, was man auf ein „Brezel Practica“ lernt. Vielleicht kann jemand da mal aus Erfahrung berichten.
Richtig: Mein Verhältnis zu Tango-Lehrkräften ist nicht ganz ungetrübt. Schön, dass Sie dies nach all den Jahren nun erkannt haben!
Toll, dass Sie Ideen dazu haben, wie man Tangoartikel auf einen Satz verkürzen kann. Selber haben Sie sogar die Reduktion auf null Sätze geschafft.
Momentan habe ich mal wieder etwas mehr geschrieben, sogar zum Tango. Dass nun wieder Belehrungen von der Seitenlinie eintreffen, muss ich wohl hinnehmen.
Beste Grüße
Gerhard Riedl
P.S. Sicherlich kann man auch auf einem Tisch einen Showtango tanzen – oder im Handstand essen. Hab ich früher mal im Zirkus gesehen.
Lieber Gerhard,
AntwortenLöschendanke für die erneute Demonstration dessen, was du am besten kannst: Erst scharf schießen, dann relativieren – und dabei elegant um die eigentliche Frage herummanövrieren.
Du schreibst also: „Man kann auf einer vollgestopften Tanzfläche nicht bequem tanzen.“ Aber dann sagst du im nächsten Satz, dass du selbst auch mit wenig Platz auskommen kannst. Was denn nun? Ist es unmöglich oder geht es doch? Und wenn es geht – warum dann die Polemik gegen ein Angebot, das genau das lehrt?
Aber gut, du hast dein Urteil längst gefällt: Wer in beengten Verhältnissen tanzt, „hampelt nur auf der Stelle rum.“ Schön, dass du so großzügig über all die Tänzer richtest, die mit ihrer Technik und Kreativität genau das Gegenteil beweisen.
Und weil du dich so sehr an überfüllten Milongas störst: Es gibt Veranstaltungsorte, deren Konzept es gar nicht zulässt, dass viel Platz zur Verfügung steht. Manche Milongas finden nun mal in kleineren Räumen statt – das ist kein Planungsfehler, sondern eine bewusste Entscheidung. Und trotzdem, oder gerade deshalb, gehen die Leute gerne hin. Weil die Musik, das Ambiente und die Atmosphäre stimmen.
Apropos kleine Räume: Vielleicht servierst du ja auf einer deiner nächsten Wohnzimmer-Milongas ein paar Brezeln, falls es wieder mal zu voll wird? Wenn ich mich recht erinnere, hattest du ja auch schon über 30 Gäste in deinem Wohnzimmer. War die Tanzfläche da etwa groß genug, weil du nur Frauenüberschuss hattest? Oder hast du dich mit voller Freude in die Enge der Tanzenden gestürzt? Falls Letzteres der Fall war, dann frage ich mich, woher auf einmal dein Problem mit wenig Platz kommt.
Natürlich hast du es „nicht so gemeint“. Natürlich ist das „nur Satire“. Nur schade, dass du dich gleichzeitig beschwerst, wenn jemand deine Aussagen mal kritisch unter die Lupe nimmt. Vielleicht solltest du deine eigene Empfehlung beherzigen: Einfach drüber lachen, wenn andere das anders sehen.
Und ja, wir wissen: Dein Verhältnis zu Tango-Lehrkräften ist „nicht ganz ungetrübt“. Dein Verhältnis zu Tänzern, die Dinge pragmatisch angehen, offenbar auch nicht. Aber immerhin können wir uns darauf einigen, dass dein Artikel im Grunde nur eine Botschaft transportiert hätte: „Mir macht es keinen Spaß, auf einer vollen Tanzfläche zu tanzen.“ Nur dass das eben nicht so viel hergibt, wenn man sich als kritischer Beobachter der Tango-Szene inszenieren will.
Schade eigentlich. Tango ist ein Tanz, den man tanzt – nicht einer, über den man sich lustig macht, wenn er mal nicht den eigenen Idealvorstellungen entspricht.
Beste Grüße,
Christian
Lieber Christian,
Löschenaha, Tango ist eben ein Tanz, den man tanzt (hätte ich nie gedacht…). Ansonsten hat man offenbar die Klappe zu halten und demütig die Segnungen der Veranstalter anzunehmen.
Ist schon ein wenig totalitär, oder?
Klar kann ich auf Milongas mit wenig Platz auskommen. Nur macht es mir keinen Spaß. Das hast du ja nun sogar halbwegs verstanden. Öffentlich äußern sollte man das aber offenbar nicht. Könnte wohl schlecht fürs Geschäft sein.
Warum musst du jetzt auch noch über unsere Wohnzimmer-Milongas irgendeinen Käse behaupten? Du hättest ja mal mitmachen können. Aber dafür waren wir wohl nicht bedeutend genug. Man könnte aber wenigstens mal die Suchfunktion meines Blogs bedienen. Dann würde man herausfinden, dass wir nie 30 Gäste hatten. Im Schnitt waren es ein Dutzend. Und wir haben dieses Format längst aufgegeben. Wahr ist, dass wir uns gelegentlich mit einigen Freundinnen und Freunden bei uns zum Tanzen treffen. Ganz privat.
Und über Formulierungen wie „nur Frauenüberschuss“ solltest du mal nachdenken. Die sind nämlich gruselig. Tatsächlich waren meist mehr Frauen anwesend. Die Mehrzahl konnte aber führen, so dass wir nie Gäste wegen ihres Geschlechts abweisen mussten. Macht auch nicht jeder.
Dass ich mich über kritische Aussagen „beschwere“, ist eine Standard-Floskel. Wahr ist, dass ich dazu halt Entgegnungen schreibe. Aber wahrscheinlich hält man das in der Szene für unangemessen. Wer die Musik, das Ambiente und die Atmosphäre schätzt, darf auch in einer Telefonzelle tanzen. Er hat nur keinen Anspruch, dass ich dies unkommentiert lasse. Aber was ich schreibe, ist niemals „nur Satire“. Solche Abwertungen hat diese Kunstform nicht verdient.
Weiterhin wäre ich sehr froh, wenn man im Tango die Dinge „pragmatisch angeht“. Stattdessen bemüht man sich ständig um Buenos Aires-Blaupausen.
Okay, Tango ist eben ein Tanz, „über den man sich nicht lustig macht“. Das trifft nun jedoch genau die verkniffen-spießige Einstellung, bei der Satire optimal wirken kann.
Beste Grüße
Gerhard
Lieber Gerhard,
AntwortenLöschendanke für deine Antwort – es bleibt faszinierend, wie du aus einer Kritik an deiner Argumentation gleich ein großes „Totalitarismus“-Drama strickst. Niemand hat gesagt, dass du nicht deine Meinung äußern darfst. Aber wenn du austeilst, solltest du auch einstecken können.
Du hast deine Ablehnung gegenüber vollen Milongas wiederholt – gut, das wissen wir jetzt. Aber dass du dich gleichzeitig so vehement dagegen wehrst, dass andere lernen wollen, sich genau in solchen Situationen wohlzufühlen, bleibt merkwürdig. Niemand verlangt, dass du das gut finden musst, aber deine Polemik gegen solche Angebote bleibt ein Rätsel.
Zur Klarstellung zu deiner Wohnzimmer-Milonga: Ich hätte kein Problem gehabt, mitzumachen, aber offensichtlich war das auch nicht der Punkt deiner Kritik. Dennoch frage ich mich, warum du so gereizt reagierst, wenn es um Zahlen und Größenverhältnisse geht. Ist es jetzt so ein großer Unterschied, ob es 12 oder 30 Leute waren? Fakt ist, dass auch kleine Räume eine Milonga-Atmosphäre schaffen können – egal ob privat oder öffentlich. Und wenn sich dabei alle wohlfühlen, warum dann so ein Geraune über Platzmangel?
Deine Reaktion auf „nur Frauenüberschuss“ nehme ich zur Kenntnis – das war nicht abwertend gemeint. Dass bei dir mehrere Frauen führen konnten, ist schön, ändert aber nichts daran, dass in kleinen Räumen trotzdem oft wenig Platz ist. Und genau da frage ich mich wieder: Hast du dich dort auch beklagt, dass es zu eng ist? Oder ging es da plötzlich?
Dass du dich über „Buenos Aires-Blaupausen“ aufregst, während du selbst ständig „früher war alles besser“-Tango-Klischees bemühst, ist ein interessanter Widerspruch. Offenbar dürfen nur deine Maßstäbe gelten – alle anderen sind „verkniffen-spießig“ oder einer „Blaupause“ verfallen.
Letztlich bleibst du bei deinem Hauptpunkt: Du magst keine engen Tanzflächen und siehst keinen Sinn darin, sich damit auseinanderzusetzen. Alles andere ist nur Ironie und Abwehr. Aber wie gesagt – wenn du schon so gerne kritisierst, dann solltest du auch damit leben können, wenn mal jemand deine Widersprüche aufzeigt.
Beste Grüße,
Christian
Lieber Christian,
Löschenich finde, ich stecke genug ein. Schließlich beantworte ich geduldig deine vielen Kommentare. Möglicherweise ist das nicht überall der Fall.
Ansonsten werde ich mir weiterhin erlauben, das im Tango zu kritisieren, was ich für kritikwürdig halte. Damit wird man sich abfinden müssen.
Zu unserer Wohnzimmer-Milonga: Bei einer Tanzfläche von 20 Quadratmetern hatten wir tatsächlich manchmal Probleme. Wir mussten dann Anmeldungen ablehnen. Andere Veranstalter stopfen den Laden halt voll bis an die Decke. Bringt schließlich mehr Einnahmen. Ob man dann noch vernünftig tanzen kann, ist ihnen offenbar egal.
Um die voraussichtliche Replik gleich zu beantworten: Nein, wir haben nie Eintritt kassiert.
Das „Früher war alles besser-Klischee“ im Tango bemühen weiß Gott andere. Offenbar soll man dann in drangvoller Enge tanzen, weil es 1930 auch schon so war…
Ich kann hervorragend damit leben, dass mich andere kritisieren. Bin ich seit vielen Jahren gewöhnt und hat mir viele Leserinnen und Leser gebracht. Und manche lesen mein Blog sogar, weil es ihnen gefällt.
Beste Grüße
Gerhard
Lieber Gerhard,
AntwortenLöschennachdem ich mir dein Vortanzvideo „Gerhards Tanz für Cassiel“ angeschaut habe, bleibt mir nur zu sagen: Wenn du dich über das Tanzen in der Enge beschwerst, solltest du vielleicht zuerst in deinem eigenen Wohnzimmer anfangen. Denn so viel Platz, wie du gerne hättest, scheint es dort auch nicht zu geben. Und ja, selbst mit wenigen Tänzerinnen und Tänzern wird es dort ziemlich eng.
Es ist zudem mutig, mit so einem Video an die Öffentlichkeit zu gehen – das muss man dir lassen. Aber vielleicht solltest du deine Kritik an anderen, die versuchen, sich in engen Räumen tänzerisch weiterzuentwickeln, ein wenig zurückfahren. Denn wenn ich mir die Qualität des Gezeigten anschaue, dann wird’s mit dem „anspruchsvollen Tanzen auf engem Raum“ in deinem Fall tatsächlich schwierig.
Das Einzige, was in dem Video wirklich schön ist?
Die Musik von Rodolfo Biagi (Bélgica instrumental 1942)
Hier ist der Link für alle, die sich selbst ein Bild machen wollen!
Gerhards Tanz für Cassiel: https://youtu.be/gWMf_1AXvvw?si=moIEXsivVXsJw3us
Beste Grüße aus der Oberpfalz,
Christian
Lieber Christian,
Löschenes beeindruckt mich stets besonders, wenn Tänze von mir von Kollegen kritisiert werden, die selber keinerlei Tanzvideos von sich veröffentlichen. Ich nehme an, das hat seine Gründe. In deinem Fall vermute ich, du wolltest nicht eitel erscheinen.
Danke und Grüße
Gerhard