Elefants do remember
Es ist für mich immer wieder faszinierend, wie selbstverständlich und geräuschlos sich gewisse Herrschaften im Internet von zurückliegenden eigenen Meinungen verabschieden.
So las ich gestern vom verehrten Mitblogger Cassiel in seinen "Tangoplaudereien": "Wenn ich jemanden um ein Interview bitte, dann überblicke ich - zumindest in groben Zügen - seine Leistung und es erscheint mir sinnvoll, das mit meinen bescheidenen Mitteln einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen (ich werde bestimmt nicht ein Interview mit einem Menschen im Tango führen, dessen Ansichten ich überhaupt nicht teilen kann)."
Das klang in seiner E-Mail vom 21.7.10 an mich noch ganz anders:"Ich mache Dir folgenden Vorschlag: Ich werde das Buch" (gemeint ist der "Milonga-Führer") "besprechen und meine Meinung dazu deutlich schreiben. Wenn Dir das nicht passt, dann bekommst Du meinen Namen und kannst gegen meine Rezension vorgehen." (Natürlich purer Quatsch, ich weiß seinen wirklichen Namen bis heute nicht!) "Andernfalls mache ich mit Dir ein Interview in der Serie 'Tacheles mit Tangueros'. Da können wir dann über unsere unterschiedlichen Ansichten trefflich diskutieren."
Trotz meiner ziemlich deutlichen Ablehnung per Mail ("Glauben Sie im Ernst, dass ich mich mit Leuten, die nicht mal ihren wahren Namen nennen, auf Deals einlasse?") wiederholte Cassiel dieses Angebot via Facebook am 23.9.11: "Ich biete Dir ein Interview an. Du darfst mich zu meinem Blog befragen und ich Dich zu Deinem Buch. Dann diskutieren wir das aus. Das sollte doch unter erwachsenen Menschen kein Problem sein."
Hmm, wie war das mit dem Fuchs und den Trauben? Denn dass dieser Blogger "meine Ansichten überhaupt nicht teilen kann", hat er nun wirklich zur Genüge dargetan, z.B. auch auf der Tanzpartnerbörsen-Seite "Tanzmitmir" am 8.4.13: "Ich bin ebenfalls der Meinung , dass das Buch von Gerhard Riedl einen höchst bedenklichen Inhalt hat. Es führt m.E. nicht zum Tango Argentino, sondern in eine Sackgasse." Ach so, und in der wollte er mich wohl interviewen, da man dort besonders ungestört ist...
Diese Taktik hat Methode. Selbiger Kollege hielt mir einmal vor, ich hätte wichtige Zitate zum Tango im Buch nicht beachtet: "Von den dort" (auf seinem Blog) "zu findenden Gedanken habe ich nichts in Gerhards Buch gelesen. Und das hätte ich von einem Sachbuch schon erwartet." (Facebook 23.9.11) Als ich ihm dann per Seitenzahl die Zitate im "Milonga-Führer" belegte, kam die Antwort: "Vielleicht hast Du die Zitate gebracht, verinnerlicht hast Du sie jedenfalls nicht." Wohlgemerkt, das schreibt eine Person, die nach eigenem Bekunden dieses Buch "zweimal gelesen" hat!
Noch ein Beispiel, weil's so schön ist: Auf dieses Blog wurde ich per Suchmaschine überhaupt erst aufmerksam durch eine Wortmeldung des Chefs: "Üblicherweise ist Héctor Varela nicht unbedingt mein Lieblingsinterpret. Ich kann auch die Euphorie von Gerhard Riedl für die Interpretation des Tangos 'Fumando espero' von Varela nicht einmal ansatzweise teilen." (Es folgte die düstere Androhung der Rezension meines Buches, worauf ich von einem Kommentator schon mal als "Stümper" bezeichnet wurde.) Viel später entdeckte ich dann, dass Cassiel höchstselbst genau diese Aufnahme am 7.9.09 "für die neue Woche" vorgestellt hatte! Als ich ihn in einer Mail vom 10.7.13 darauf hinwies, kam die Antwort: "Dass ich Fumando Espero in der Interpretation von Varela früher mal gut fand und mittlerweile furchtbar finde, stört mich nicht weiter. Wahrscheinlich werde ich im Laufe meines Tango-Lebens noch einige Male meine Meinungen ändern müssen (aktuell habe ich eine Überdosis Canaro erlebt und kann ihn nicht ertragen)." Oje, so ein Satz könnte auf Encuentros schon mal zu einem heftigen "Toblersuchtsanfall" führen - aber es wird noch schlimmer: "So fand ich früher beispielsweise das Sexteto Mayor, die instrumentalen De Angelis-Titel, die späten Puglieses und Piazzollas usw. toll."
Auch bei Epigonen trifft man diese Reaktion auf den Vorhalt von Widersprüchen: So schrieb Johannes Kuhn auf meinem Blog: "Und warum soll ich mich rechtfertigen für etwas, was ich vor eineinhalb Jahren gesagt und geschrieben habe? Vielleicht habe ich es damals ja tatsächlich anders gesehen? Bin ich dann ein böser Mensch oder so?"
Meine klare Überzeugung: nein, vielleicht nicht, oder so. Eventuell wird man dann halt nicht in dem Maße ernst genommen wie erhofft. Und möglicherweise wäre es ratsam, auf solche Metamorphosen der Meinung einmal ungefragt hinzuweisen oder sie gar zu begründen - speziell, wenn man ansonsten mit in Stein gehauenen Statements um sich wirft? Und es wäre natürlich darauf zu achten, dass die veröffentlichte Textmenge zumindest in der Größenordnung der eigenen intellektuellen Kapazität entspricht.
Na gut, "schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort", sagt Schiller im "Wallenstein", "aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck der Dinge Maß, die nur sich selber richten". Möglicherweise kriege ich irgendwann ja doch noch ein Interview. Ich werde vorsorglich schon mal einen Sprachkurs belegen: "Denglisch für Tangueros".
So las ich gestern vom verehrten Mitblogger Cassiel in seinen "Tangoplaudereien": "Wenn ich jemanden um ein Interview bitte, dann überblicke ich - zumindest in groben Zügen - seine Leistung und es erscheint mir sinnvoll, das mit meinen bescheidenen Mitteln einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen (ich werde bestimmt nicht ein Interview mit einem Menschen im Tango führen, dessen Ansichten ich überhaupt nicht teilen kann)."
Das klang in seiner E-Mail vom 21.7.10 an mich noch ganz anders:"Ich mache Dir folgenden Vorschlag: Ich werde das Buch" (gemeint ist der "Milonga-Führer") "besprechen und meine Meinung dazu deutlich schreiben. Wenn Dir das nicht passt, dann bekommst Du meinen Namen und kannst gegen meine Rezension vorgehen." (Natürlich purer Quatsch, ich weiß seinen wirklichen Namen bis heute nicht!) "Andernfalls mache ich mit Dir ein Interview in der Serie 'Tacheles mit Tangueros'. Da können wir dann über unsere unterschiedlichen Ansichten trefflich diskutieren."
Trotz meiner ziemlich deutlichen Ablehnung per Mail ("Glauben Sie im Ernst, dass ich mich mit Leuten, die nicht mal ihren wahren Namen nennen, auf Deals einlasse?") wiederholte Cassiel dieses Angebot via Facebook am 23.9.11: "Ich biete Dir ein Interview an. Du darfst mich zu meinem Blog befragen und ich Dich zu Deinem Buch. Dann diskutieren wir das aus. Das sollte doch unter erwachsenen Menschen kein Problem sein."
Hmm, wie war das mit dem Fuchs und den Trauben? Denn dass dieser Blogger "meine Ansichten überhaupt nicht teilen kann", hat er nun wirklich zur Genüge dargetan, z.B. auch auf der Tanzpartnerbörsen-Seite "Tanzmitmir" am 8.4.13: "Ich bin ebenfalls der Meinung , dass das Buch von Gerhard Riedl einen höchst bedenklichen Inhalt hat. Es führt m.E. nicht zum Tango Argentino, sondern in eine Sackgasse." Ach so, und in der wollte er mich wohl interviewen, da man dort besonders ungestört ist...
Diese Taktik hat Methode. Selbiger Kollege hielt mir einmal vor, ich hätte wichtige Zitate zum Tango im Buch nicht beachtet: "Von den dort" (auf seinem Blog) "zu findenden Gedanken habe ich nichts in Gerhards Buch gelesen. Und das hätte ich von einem Sachbuch schon erwartet." (Facebook 23.9.11) Als ich ihm dann per Seitenzahl die Zitate im "Milonga-Führer" belegte, kam die Antwort: "Vielleicht hast Du die Zitate gebracht, verinnerlicht hast Du sie jedenfalls nicht." Wohlgemerkt, das schreibt eine Person, die nach eigenem Bekunden dieses Buch "zweimal gelesen" hat!
Noch ein Beispiel, weil's so schön ist: Auf dieses Blog wurde ich per Suchmaschine überhaupt erst aufmerksam durch eine Wortmeldung des Chefs: "Üblicherweise ist Héctor Varela nicht unbedingt mein Lieblingsinterpret. Ich kann auch die Euphorie von Gerhard Riedl für die Interpretation des Tangos 'Fumando espero' von Varela nicht einmal ansatzweise teilen." (Es folgte die düstere Androhung der Rezension meines Buches, worauf ich von einem Kommentator schon mal als "Stümper" bezeichnet wurde.) Viel später entdeckte ich dann, dass Cassiel höchstselbst genau diese Aufnahme am 7.9.09 "für die neue Woche" vorgestellt hatte! Als ich ihn in einer Mail vom 10.7.13 darauf hinwies, kam die Antwort: "Dass ich Fumando Espero in der Interpretation von Varela früher mal gut fand und mittlerweile furchtbar finde, stört mich nicht weiter. Wahrscheinlich werde ich im Laufe meines Tango-Lebens noch einige Male meine Meinungen ändern müssen (aktuell habe ich eine Überdosis Canaro erlebt und kann ihn nicht ertragen)." Oje, so ein Satz könnte auf Encuentros schon mal zu einem heftigen "Toblersuchtsanfall" führen - aber es wird noch schlimmer: "So fand ich früher beispielsweise das Sexteto Mayor, die instrumentalen De Angelis-Titel, die späten Puglieses und Piazzollas usw. toll."
Auch bei Epigonen trifft man diese Reaktion auf den Vorhalt von Widersprüchen: So schrieb Johannes Kuhn auf meinem Blog: "Und warum soll ich mich rechtfertigen für etwas, was ich vor eineinhalb Jahren gesagt und geschrieben habe? Vielleicht habe ich es damals ja tatsächlich anders gesehen? Bin ich dann ein böser Mensch oder so?"
Meine klare Überzeugung: nein, vielleicht nicht, oder so. Eventuell wird man dann halt nicht in dem Maße ernst genommen wie erhofft. Und möglicherweise wäre es ratsam, auf solche Metamorphosen der Meinung einmal ungefragt hinzuweisen oder sie gar zu begründen - speziell, wenn man ansonsten mit in Stein gehauenen Statements um sich wirft? Und es wäre natürlich darauf zu achten, dass die veröffentlichte Textmenge zumindest in der Größenordnung der eigenen intellektuellen Kapazität entspricht.
Na gut, "schnell fertig ist die Jugend mit dem Wort", sagt Schiller im "Wallenstein", "aus ihrem heißen Kopfe nimmt sie keck der Dinge Maß, die nur sich selber richten". Möglicherweise kriege ich irgendwann ja doch noch ein Interview. Ich werde vorsorglich schon mal einen Sprachkurs belegen: "Denglisch für Tangueros".
Nachdem sich Johannes Kuhn via Facebook über meine Zitierweise beschwert hat: Unser ausführlicher Dialog ist in den Kommentaren zu meinem Post "Vida mía" (Fresedo / Gillespie) nachzulesen!
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