Enklaven, wo der Tango noch lebt
„Wenn sich in einem
Saal alle synchron bewegen, kann man große Massen hineinquetschen.“
(Juan D. Lange,
Berliner Tangolehrer-Legende)
Momentan
mache ich wunderbare, optimistisch stimmende Erfahrungen, was den freien,
abwechslungsreichen und kreativen Tango betrifft!
Immer
wieder wird mir klar: Der Tango lebt – allerdings nicht auf den allfälligen
Massenveranstaltungen, sondern zum Beispiel in Wien bei Alessandra und Peter Seitz. Der einst wegen „ideologischer
Unzuverlässigkeit“ aus der Augsburger Tangoszene Verstoßene forderte jüngst mit
vollem Recht
„eine klarere Definition der DJˋs als Künstler im weitesten Sinne und
dadurch eine deutliche Steigerung der Wertigkeit, sprich Motivation, aber auch
ein Abschied von der die letzten Jahre massiv vertretenen Doktrin, dass der
Tango mit einer käuflich zu erwerbenden „Tütensuppe“ aus Regeln und einer
extrem abgespeckten Musikauswahl quasi von jedem zu machen ist ( nach Besuch
der zugehörigen workshops ;-( )“
Die Milongas
der beiden unter dem herrlichen Motto „EDO
is now“ sind sicher eine Reise wert:
Irgendwo
draußen in der Provinz, völlig unbeachtet von der „Tango-Snobiety“ (da
quantitativ nicht wert, „auf Kurs“ gebracht zu werden), in kleinen Lokalen oder
im Saal eines Kolpinghauses, mache ich immer wieder eine Erfahrung, welche Carmencita Calderón, die Partnerin des legendären Tänzers El Cachafaz, so ausgedrückt hat:
„Der Tango kommt aus
den Slums, nicht vom Parkett. Und wenn man das nicht mehr sieht oder spürt,
dann ist er tot.“
Der
freie Tango, so scheint es, überlebt in unserer Region derzeit in kleinen
ökologischen Nischen:
Jenseits
des branchenüblichen Geplusters, im Keller eines mexikanischen Restaurants in
Kaufering, legt seit einiger Zeit jeden zweiten Mittwoch ein DJ auf, der
inzwischen zu meinen Lieblingen zählt: Hannes
Rieger. Er bietet einen völlig ideologiefreien Streifzug durch über hundert
Jahre Tangomusik – und das in seiner stets bescheidenen, unaufdringlichen Art:
Für
mich weiterhin eine der besten Milongas in unserer Gegend: Das „Tango Café“ im romantischen Schloss
Blumenthal. Inzwischen fast jeden zweiten Sonntag liefert DJ Hans-Jürgen eine geniale Musikmischung,
so dass ich fast nicht zum Sitzen komme. In der Stunde vorher kann man bei
seiner Ehefrau Simone Schumacher
auch noch Tango lernen. Beide kümmern sich mit größter Freundlichkeit um ihre
Gäste, was eine wunderbare Stimmung erzeugt.
Erst
gestern besuchten wir eine Milonga, die wohl kaum einer kennt: Im tiefsten
Mittelfranken wird sie von Egon und
Ingrid Wenderoth veranstaltet. Auch dieses Paar tanzt – anders als die
meisten Tangolehrer – mit allen Besuchern, die Atmosphäre ist einladend und
inspirierend. (Und ich habe selten auf einer Tangoveranstaltung zu so vielen
Piazzolla-Titeln tanzen dürfen!)
Die
nächsten Termine sind (2017) jeweils am ersten Samstag des Monats von 16.00 bis 20.00 Uhr im Tanzstudio Feel The Dance, Willy Brandt-Allee 1, 91301 Forchheim (Eingang links im "Globus-Einkaufszentrum", 1. Stock). Vorher gibt es von 15 bis 16 Uhr eine Practica.
Seit
einiger Zeit gibt es in Dachau die „Milonga
de 12 Tandas“, welche von Alegría
Mannhardt und David Tobias Schneider jeweils am ersten Dienstag im Monat in der „Kulturschranne Dachau“ veranstaltet wird. Die
Musikmischung ist zirka 70/30 (traditionell/modern), und auch hier gilt: Tanz
mit allen Gästen, einladende, ungezwungene Atmosphäre - und immer wieder Besonderheiten wie neue DJs und Livemusik.
Die
Anschrift: Pfarrstraße 13, 85221 Dachau (Auto am besten in der
nahen Tiefgarage P 2, Wieninger Str. 10, abstellen!)
(Leider gibt es diese Milonga nicht mehr...)
Hab ich noch was vergessen? Aber sicher – zum Beispiel die monatlichen Milongas bei Peter und Monika in Freising, die Veranstaltungen von „Tango Luna“, neue Chancen für moderne Tangomusik selbst in Ingolstadt (!), die Tangofeste von Alfredo Foulkes (für die man inzwischen gar nicht mehr werben muss)… mir geht es im Moment richtig gut!
Hab ich noch was vergessen? Aber sicher – zum Beispiel die monatlichen Milongas bei Peter und Monika in Freising, die Veranstaltungen von „Tango Luna“, neue Chancen für moderne Tangomusik selbst in Ingolstadt (!), die Tangofeste von Alfredo Foulkes (für die man inzwischen gar nicht mehr werben muss)… mir geht es im Moment richtig gut!
Hallo Gerhard
AntwortenLöschenTja, heute es ist wieder soweit: Alessandra und Peter legen wieder in Wien im Kreuzberg auf.
Es gibt aber in Wien noch ein paar weitere kleine Pflänzchen welche zwischen den Betonplatten hervorschauen:
Jeden Sonntag legt Isi in der Kornhäusel-Villa auf. In der letzten Stunde wird alles andere als traditioneller Tango gespielt. Aber auch vorher gibt´s immer wieder erfrischende Überraschungen.
Man darf natürlich Soozie nicht vergessen, bei Schönwetter jeden Samstag im Freien im Burggarten (gemischte Musik abwechselnd mit Martin) und einmal im Monat im Dorf (Das Dorf) wo alles gespielt wird was sie in die Finger kriegt.
Servus aus Wien, Berni
Bernhard Mairinger
Lieber Berni,
Löschenherzlichen Dank für die zusätzlichen Informationen - die dürften sicherlich auch andere Leser interessieren!
Liebe Grüße nach Wien
Gerhard